Die Tops und Flops des HC Bozen

TOP Der Kapitän: Alexander Egger hat sich nicht nur entscheidend um den Zusammenhalt im Team bemüht und den &bdquo;Neuen“ im Kader die Bozner Siegermentalität übermittelt, sondern auch auf dem Eis mehrfach geglänzt. Nach einem holprigen Saisonstart fand er zu seiner Top-Form und blieb trotz seiner mittlerweile 37 Lenzen (!) auch im vierten EBEL-Jahr auf konstant hohem Niveau. Das Vereinsurgestein traf sechs Mal ins Schwarze lieferte zu 22 Toren die Vorarbeit.

Marco Insam: Ihm gebührt ein Sonderlob. Kein anderer Spieler im Kader ist so variabel einsatzbar, wie der 27-jährige Grödner. Ob in der Abwehr oder im Angriff, im Powerplay oder Penalty Killing. Er erwies sich mit seiner kompletten Spielweise und seinem satten Schuss häufig als unverzichtbar. Nicht zuletzt seine 27 Scorerpunkte dürften ihn auf den Notizblock einiger Scouts aus dem Ausland katapultiert haben.

Die &bdquo;Local Player“: Sie waren es, die den Karren in schwierigen Phasen aus dem Dreck zogen und einsprangen, wenn einer der ausländischen Spieler im Formtief verschwand. Die Neuzugänge Luca Frigo und Michele Marchetti waren auf Anhieb eine Verstärkung, Anton Bernard und Markus Gander überzeugte durch Konstanz, Daniel Frank reifte zu einem festen Bestandteil im Team und Hannes Oberdörfer bot nach einer kurzen Schwächephase seine wohl besten Auftritte im HCB-Trikot. Selbst der 22-jährige Daniel Glira hat seine Reifeprüfung auf internationalem Parkett bestanden.

Marcel Melicher?ík: Nach seinen acht Gegentoren am ersten Spieltag runzelten viele HCB-Fans noch die Stirn. Sechs Monate später, unmittelbar nach dem Saison-Aus gegen Wien, feierten sie ihn noch minutenlang auf dem Eis. Und dies völlig zu Recht: Er steigerte sich enorm und entwickelte sich zum absoluten Leistungsträger. Mit einer Fangquote von 93,3 % führte der Slowake Bozen in den Playoffs mehrfach zum Sieg. Insbesondere im Viertelfinale gegen Linz war er entscheidend. Ein Lob gebührt auch Melicher?íks Backup, Jake Smith . Der 21-jährige wurde zwar nur 10 Mal eingesetzt, überzeugte dann aber mit teils spektakulären Saves.

Fans: Nicht nur die engagierten Auftritte der Cracks in Weiß und Rot, sondern auch die Stimmung auf den Rängen machte einen Besuch in der Eiswelle für jeden Sportbegeisterten zu einem Erlebnis. Im Schnitt 3.159 Zuschauer (viertbester Ligawert!) passierten die Drehkreuze in der Galvani-Straße. Sie peitschten ihre Lieblinge selbst in ausweglosen Situationen stets nach vorne und sorgten für eine Dezibelstärke, die in anderen Arenen der EBEL unerreicht bleibt.

Brodie Reid: Er erwies sich in seinem zweiten Jahr in Bozen als absoluter Leistungsträger. Mit seinen 30 Toren und 25 Vorlagen in 60 Ligaspielen nimmt er in der teaminternen Scorer-Wertung unangefochten Platz 1 ein. Wie wertvoll der 27-jährige Flügelspieler ist, zeigte sich nach seinem Ausfall im Halbfinale gegen Wien. Ihm sei nach seinem Kreuzbandriss eine baldige Rückkehr aufs Eis gewunschen.

Wintertransfers: Andrew Yogan und Lindsay Sparks für Glen Metropolit und Denny Kearney. Dieser Schachzug der Klubverantwortlichen erwies sich Anfang Februar als wahrer Glücksgriff. Yogan, der bereits zu Saisonbeginn in Bozen weilte, erhöhte die Qualität und den Spielwitz in der Offensive merklich, Sparks setzte mit seiner Schnelligkeit und seinem Drang zum Tor immer wieder Nadelstiche.

Teamspirit: Obwohl häufig von Grüppchenbildung und Zwist zwischen Trainer und Spielern die Rede war, überzeugte der HCB in den Playoffs mit einer beeindruckenden mannschaftlichen Geschlossenheit, die das Linzer Star-Ensemble zur Verzweiflung trieb und selbst den souveränen Regular-Season-Sieger aus Wien ins Taumeln brachte. Es ist dies sicherlich der Verdienst von Coach Tom Pokel , der sich im Kräfteringen mit einigen seiner (ehemaligen) Spieler behauptete und mit der nötigen Rückendeckung von der Führungsebene eine eingeschworene Einheit bildete.

FLOP

Glen Metropolit: Er kam als 437-facher NHL-Spieler, als deutscher und Schweizer Meister, als finnischer Vize-Champion nach Bozen, enttäuschte aber auf ganzer Linie. Waren es zu Beginn noch einige Kabinettstückchen und Traumpässe, die für Aufsehen sorgten, war er letzthin nur mehr ein Schatten seiner selbst und ein steter Unruheherd in der Mannschaftskabine. Seine beeindruckende Karriere fand in Bozen ein unrühmliches Ende.

Nick Palmieri: Es war nicht die Saison des Bozner Publikumslieblings. Zunächst präsentierte er sich im Formtief und war nur selten die erhoffte Lichtgestalt im Offensivspiel, als der Trend dann nach oben zeigte, erzwang ein Stockschlag des Linzers Brett McLean sein vorzeitiges Saison-Aus. Ein Nick Palmieri in seinem vollen Leistungsumfang wäre für die Foxes in den Playoffs Gold wert gewesen.

Powerplay: 244 Minuten durfte der HCB in der abgelaufenen Saison in nummerischer Überzahl agieren, verbuchte dabei aber gerade einmal 42 Treffer. Mit einer Erfolgsquote von 17,2 % ist hier ein Schwachpunkt schnell ausgemacht. Obwohl das Problem seit Monaten bekannt war, konnte Pokel bis zuletzt keine Lösung präsentieren.

Chancenverwertung: In der Spielzeit 2016/17 feuerten die HCB-Spieler insgesamt 1.864 Mal aufs gegnerische Tor, 185 der Schüsse fanden den Weg ins Tor. Dieser Wert lässt sich zwar sehen, doch spiegelt er nicht die unzähligen hochkarätigen Möglichkeiten wider, die Jesse Root & Co. im Laufe der Saison haben liegenlassen. Das Gegenbeispiel bekamen die Foxes am eigenen Leib zu spüren: Im Halbfinale machte die Wiener Kaltschnäuzigkeit den Unterschied.

Verletzungspech: Daran trägt der HCB zwar keine Schuld, Fakt ist jedoch, dass die zahlreichen Ausfälle über die gesamte Saison hinweg arg zugesetzt haben. Es bleibt nur ein Gedankenspiel, was passiert wäre, wenn Palmieri, Reid, Gander und Ramoser das volle Saisonfinale hätten bestreiten können.

SN/Alexander Foppa

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