Es ist noch Platz unter dem Korb

Es ist eine schöne Zeit jetzt. Aber wenn man sich richtig anstrengt und gut organisiert ist, dann sind die Körbe voll. Mit Trauben und Äpfeln und auch mit vielen Punkten. Über einhundert manchmal sogar, wie wir bei der Basketball-Europameisterschaft erfahren dürfen, die tatsächlich schon seit ein paar Wochen durchgeführt wird. Richtig europäisch sogar in Georgien, Tschechien, Italien und Deutschland. Hätte Ursula nicht so viel zu tun, weil gerade der Gaspreis explodiert und die Menschen Angst haben vor dem nahen Winter und vor allem vor den bevorstehenden Nebenkostenabrechnungen, dann wäre das für die Präsidentin der Europäischen Kommission ein ganz und gar wunderbarer und deutlicher Beweis für die Stärke Europas.

Aber so ist Ursula von der Leyen natürlich abgelenkt und hat vielleicht gar nicht mal mitbekommen, dass sich vier Länder für einen kurzen Zeitpunkt unter einem Korb tummeln. Das hat natürlich irgendwie schon ein wenig Symbolcharakter und war auch deshalb möglich, weil man diese Veranstaltung, die immerhin 18 Tage dauert, in dieses Jahr 2022 hineingerettet hat, nachdem die Olympischen Spiele in Tokio auf 2021 verschoben werden mussten. Es war nicht einfach, einen Termin zu finden, der passte, irgendwie wenigstens, denn es galt ja auch Rücksicht zu nehmen auf viele Spieler in vielen Nationalmannschaften, die ihre Brötchen in den USA verdienen und dort sogar richtige Stars sind, obwohl die Konkurrenz gewaltig ist. Ein Tummelplatz der großen Stars Und sie sind gekommen, die großen Namen unter dem Korb. Mit der für sie gewohnten Aufmerksamkeit ist es freilich schon wieder vorbei. Der Korb hing zu hoch. Luka Doncic vom Titelverteidiger Slowenien unterlag mit seinem Team gegen Außenseiter Polen. Der gefürchtete Grieche Giannis Antetokounmpo wurde von einer wie aus einem Guss spielenden deutschen Mannschaft besiegt und für den serbischen Superstar Nikola Jokic war schon im Achtelfinale Feierabend durch die Niederlage gegen Italien. Dabei wollten die Basketballer eben auch mit Hilfe der vielen europäischen Ausnahmespieler in ihrer Sportart kräftig Werbung in eigener Sache machen.

Basketball-Superstar Luka Doncic. © AFP / OLIVER BEHRENDT

Dass dies notwendig ist, offenbarten die vergangenen Wochen, als die Gruppenspiele vielfach einfach untergingen im allgemeinen Sportbetrieb, der vor allem natürlich wieder einmal bestimmt wurde von den Kickern. Champions League, Trainerwechsel, irgendwelche Kommentare von ehemaligen und aktuellen Kickern: Alles hatte einen höheren Stellenwert als das Treffen der europäischen Basketball-Elite. Sogar die Meldung, dass Lothar Matthäus einen neuen Trainerjob hat, überlagerte das Spielgeschehen unter dem Korb, zumal Matthäus auch mehr ist als bloß ein Vereinscoach. Er betreut jetzt die bayerische E-Jugendauswahl, in der auch sein achtjähriger Sohn Milan (TSV Grünwald) spielt.

Für Basketball war da natürlich lange Zeit kein Platz, was auch daran liegt, dass vor allem in Deutschland jede Quizsendung wichtiger ist als etwa ein Basketballspiel mit Akteuren, die längst international anerkannte Größen sind wie Dennis Schröder (Houston), Franz Wagner (Orlando) oder Daniel Theis, der bei den Boston Celtics spielt. Und dazu hat die Auswahl des deutschen Basketball-Bundes (DBB) mit dem Kanadier Gordon Herbert als Trainer offensichtlich einen Glücksgriff gelandet. Auch das Maskottchen kann sich sehen lassen. Dirk Nowitzki, der Inbegriff in Deutschland für das Spiel um Punkte unter dem Korb, lässt sich kein Spiel seiner Nachfolger entgehen. Jetzt ist das deutsche Team plötzlich sogar Favorit auf Gold. Im Halbfinale wartet Spanien. Mehr TV ist notwendig Es lockt ein weiteres Sommermärchen, allerdings natürlich nicht zu vergleichen mit jenen, die der Fußball kreiert hat in den letzten Jahren. Es ist beinahe schon eine Sommermärchen-Inflation zu beobachten gewesen. Die Basketballer, nicht nur die Korbjäger aus Deutschland, wissen um die raren Chancen, die sie haben im Kampf um mehr Beachtung ihrer Sportart. Ihre Spiele, alle ihre Spiele bei einer Europameisterschaft, müssten im Grunde in allen Ländern frei empfangbar im TV sein, denn das ist auch der Auftrag öffentlich-rechtlicher Sender, die Zwangsgebühren einziehen.

Der Fußball kann es verkraften, auf der Bezahlschiene aufzutreten, ohne dabei an Attraktivität zu verlieren. Die Basketballer hingegen verharren ohne die durchaus mögliche bessere Verbreitung trotz toller Spiele und großartiger Erfolge in ihren Nischen und können nur hoffen, dass sich dank Eigenwerbung mit Erfolgen so manche Türe öffnet, um in Zukunft mehr Rampenlicht zu bekommen. Noch ist genug Platz in den Körben.

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Seit dem 1. September findet in vier Ländern die Europameisterschaft im Basketball statt. Es ist ein großartiges Turnier, das, so findet unser Kolumnist Sigi Heinrich, viel zu wenig Aufmerksamkeit generiert, weil auch die Verbreitung im Fernsehen zu wünschen übrig lässt.

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