HCB-Boss Knoll: „Ich bin selbst überrascht“

Mit 0 Punkten in die Pick Round gestartet, auf Platz 1 abgeschlossen: Sind Sie überrascht, Herr Knoll?

Dieter Knoll: &bdquo;Selbstverständlich bin ich überrascht. Wenn Sie mich vor der Pick Round gefragt hätten, was unser Ziel ist, hätte ich einen Top-4-Platz gesagt. Dass es der erste Platz wird, hätte ich mir nicht erwartet. Letzte Saison sind wir in der Zwischenrunde ja auf dem letzten Rang gelandet, weil es einige Spieler – insbesondere die ausländischen – nicht sehr ernst genommen haben. Heuer bin ich vor Beginn der Pick Round in die Kabine und habe die Wichtigkeit dieser Zwischenrunde unterstrichen. Deshalb sind wir auch mit einer ganz anderen Motivation gestartet.“

In der Pick Round hat man die ersten Früchte der Arbeit des neuen Trainers Greg Ireland geerntet…

&bdquo;Wir waren immer überzeugt, dass wir eine gute Mannschaft ins Rennen geschickt haben. Ich muss aber sagen, dass der Trainerwechsel zur richtigen Zeit gekommen ist. Ireland hat sehr viel Erfahrung, man sieht, dass er aus einer höheren Liga kommt. Wenn du dich zweieinhalb Jahre lang in Lugano bewährst, das ein noch heißeres Pflaster ist als Bozen, dann will das etwas heißen.“

Greg Ireland, Trainer des HC Bozen. © Vanna Antonello

An welchen Stellschrauben hat Ireland konkret gedreht, dass aus der oft launischen HCB-Diva eine verschworene Truppe geworden ist, die konstant abliefert?

&bdquo;Ireland ist ein Trainer, der alle gleich behandelt. Er geigt also dem ältesten Spieler genauso die Meinung wie dem Jungspund. Ganz nach dem Motto: Ich gebe den Weg vor, wer folgt, der bekommt Eiszeit. Wer nicht folgt, der sitzt auch mal auf der Bank. Diese Strenge, diese Geradlinigkeit ist wichtig. Man muss nämlich immer berücksichtigen, dass wir ein Zwerglein in der EBEL sind und ein bescheidenes Budget haben. Wir können nur gewinnen, wenn wir als Team auftreten und füreinander kämpfen. Das hat der Coach den Burschen eingetrichtert. Vom technischen her hat er im Training das Tempo angezogen und das Powerplay stark verbessert.“

Hat unter Ex-Trainer Clayton Beddoes die angesprochene Strenge gefehlt?

&bdquo;Clayton war ein guter Trainer, aber vielleicht zu wenig streng und zu wenig kommunikativ. Er hat mir oft gesagt, dass die Qualität im Team fehlt – aber die ist nun mal die, die sie ist. Zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass ihm der lange Zeit verletzte Verteidiger Brett Flemming gefehlt hat und Patrick Wiercioch – dessen Verpflichtung für uns wie ein 13er im Totocalcio ist – erst im Dezember gekommen ist. Diese beiden Spieler sind jetzt mitverantwortlich, dass die Abwehr unser Prunkstück ist.“

Auf welchem Level sehen Sie den HCB im Vergleich zu den letzten Jahren?

&bdquo;Ich würde so sagen: Die Qualität, die wir zurzeit haben, ist nicht schlechter als jene, in denen wir EBEL-Meister geworden sind.“

Am Samstag wird gepickt: Wer ist Ihr Wunschgegner fürs Viertelfinale?

&bdquo;Mein Wunschgegner ist Innsbruck, das wäre schon ein Höhepunkt. Dieses Duell ist ein Derby, da würden sicher viele Zuschauer reinkommen und auch viele Fans rausfahren, zudem wären die Fahrten sehr kurz. Innsbruck muss sich aber erst qualifizieren. Ich werde mich heute (Freitag, Anm. d. Red.) jedenfalls mit Trainer Ireland und meinem Sohn Georg zusammensetzen. Dann werden wir uns Gedanken machen und die verschiedenen Szenarien durchspielen. Und entscheiden, ob wir Innsbruck, Znojmo, Fehervar oder doch ein anderes Team wie Villach aussuchen werden.“

Letzte Frage: Das Coronavirus hält auch die Sportwelt in Atem – haben Sie Angst, dass das erste Play-off-Spiel am Mittwoch in der Eiswelle unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden muss?

&bdquo;Nein, davor habe ich keine Angst. Wir spielen in einem großen Stadion mit viel Luftbewegung, werden immer wieder lüften und auch Desinfektionsmittel bereitstellen. Es wird, sofern in Südtirol in den nächsten Tagen keine Epidemie ausbricht, ein normales Spiel, das mit einigen Hygienevorsichtsmaßnahmen ergänzt wird.“

Fragen: Thomas Debelyak

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. Klagenfurt	47	183:101	102
2. Fehervar	46	146:126	89
3. Salzburg	46	142:107	87
4. HCB Südtirol	46	137:125	76
5. Linz	46	146:116	75
6. Villach	46	155:136	74
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