Stefan Zisser erinnert sich an 2014: „Es läuft kalt den Rücken runter“

Im Salzburger Volksgarten lief die Verlängerung des fünften und alles entscheidenden Endspiels zwischen den schier übermächtigen Salzburgern und dem krassen Underdog aus Bozen, als Pance in der 72. Spielminuten nach Vorarbeit von MacGregor Sharp ins Schwarze traf und alle HCB-Fans auf Wolke sieben befördert.

In diesem Video sind die letzten Spielminuten und die anschließenden Emotionen am Eis zusammengefasst:

Es war das erste Mal, dass ein Liganeuling und zugleich ein nicht-österreichischer Klub die 18 Kilogrammschwere Karl-Nedwed-Trophäe gewann. Ein Team das mit unzähligen Nobodys den Sprung von der Serie A in die Erste Bank Eishockey Liga wagte, schrieb nicht nur Bozner Eishockey-Geschichte, sondern sorgte mit seinem ungeahnten Erfolgslauf europaweit für Aufsehen. Und kein Spieler verkörpert jene Meistermannschaft so sehr, wie Stefan Zisser.

Der bullige Stürmer, damals 34 Jahre alt, ging mit viel Leidenschaft voran und fungierte an der Reihe von weiteren Routiniers wie Alexander Egger und Günther Hell als unangefochtener Leitwolf. Ein Jahr später beendete er, nach 14 Saison im HCB-Trikot, vier Italienmeistertiteln, drei Italienpokalen und drei Supercups, seine großartige Karriere. Mittlerweile ist er im heimischen Hotel Eberle vollzeit eingespannt und dazu als FISG-Präsident auch noch der höchste Eissportfunktionär des Landes. Im Gespräch mit SportNews erinnert sich Stefan Zisser an... ...den Moment als Ziga Pance den Puck in die Maschen beförderte:

&bdquo;Da brannten allen die Sicherungen durch, wohl auch deshalb kann ich diesen Augenblick gar nicht richtig beschreiben. Ich kann aber nur sagen, dass es mir auch heute noch, wenn ich diese Bild im Internet sehe, jedes Mal kalt den Rücken runterläuft.“

...den Schlüssel zum Erfolg:

&bdquo;Das war die extreme Bindung innerhalb der Mannschaft. In Bozen herrscht seit jeher eine gewisse Siegermentalität, doch das, was sich in jener Saison innerhalb der Mannschaft entwickelt hat, habe ich weder vorher noch nachher jemals erlebt. Mit jedem Sieg sind wir Spieler näher zusammengerückt, bis schließlich klar war, dass wir ganz Großes erreichen können und dann in eine Art Tunnel eingetaucht sind. Jeder einzelne war enorm fokussiert und aufopferungsbereit.“

&bdquo;Bei Pichè oder Santorelli hatten wir anfangs große Bedenken“ Zisser über anfängliche Schwierigkeiten im Team ...schwierige Charaktere innerhalb der Mannschaft:

&bdquo;Die gab es durchaus. Bei einem Sébastien Piché oder einem Mark Santorelli beispielsweise hatten wir Routiniers im Kader anfangs große Bedenken. Denen lag nicht viel am Mannschaftsspiel, sie kamen nach Bozen und dachten, mit etwas Talent könnten sie sich ins Rampenlicht befördern. Diese Spieler haben einen unglaublichen Wandel hingelegt, sie haben schließlich alles dem Erfolg untergeordnet und so einen entscheidenden Beitrag geleistet. Das hat aber nur geklappt, weil dieses Team so eng beieinanderstand und so auf Sieg fokussiert war.“

...seine Rolle im Meisterkader:

&bdquo;Sagen wir es so, es gab in jener Mannschaft sicher ein paar Spieler, die besser Eishockeyspielen konnten als ich (lacht). Durch meinen Einsatz am und abseits des Eises konnte ich aber schon meinen Beitrag leisten, insbesondere was den Zusammenhalt innerhalb des Teams betrifft. Im Spätherbst meiner Karriere hätte ich mir aber nie gedacht, noch einmal einen so großen Titel zu holen.“

Stefan Zisser trug 14 Jahre lang das weiß-rote Trikot, spielte aber auch in Finnland und beim HC Mailand.

...besondere Momente innerhalb des Teams, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind:

&bdquo;Da gäbe es einige, doch die bleiben streng geheim (lacht). Ein Beispiel für unseren Teamgeist kann ich aber nennen: Beim üblichen Ballhochhalten als Warm-up machen nomalerweise eine handvoll Spieler mit oder es bilden sich kleine Grüppchen. Bei uns war es aber bereits Stunden vor dem Spiel ein derart großes Miteinander, dass wir damals einen Plan machen mussten, wer vor welchem Spiel kicken durfte, um zu verhindern, dass sich am Ende 25 Mann einen einzigen Ball zuspielten. Es war einfach ein großer Spaß und jeder wollte mitmachen. Ähnlich war es auch später im Spiel.“

&bdquo;Die Italiener schießen wir sofort wieder nach Hause“ Zisser über die Sichtweise der Konkurrenz ...das große Staunen in der Liga:

&bdquo;Das war nicht nur am Ende der Saison riesig. Jenseits des Brenners herrschte zunächst die Meinung, 'die unterklassigen Italiener schießen wir sofort wieder nach Hause.' Uns hat das aber unheimlich motiviert und so haben unsere Gegner schließlich ihr blaues Wunder erlebt.“

...den Stellenwert des ersten EBEL-Titels für Bozen, Südtirol und das heimische Eishockey:

&bdquo;Der HCB wurde dadurch wachgeküsst und die Euphorie, die durch den EBEL-Beitritt entstanden ist, nochmal richtig befeuert. Diese wurde in Bozen, aber auch im Umland spürbar. Gleichzeitig hat uns dieser Durchmarsch aber auch gezeigt, dass die Serie A wohl gar nicht so schlecht war, wie sie von vielen gemacht wurde.“

...sein heutiges Verhältnis zum HC Bozen:

&bdquo;Ich hatte mir 2015 einen wärmeren, größeren Abschied gewunschen, anstatt durch ein simples Vertragsende leise von der Bildfläche zu verschwinden. Doch so geht es vermutlich den meisten Spielern am Karriereende. Als Bozner schlägt mein Herz aber immer irgendwie für den HCB. Auch das Verhältnis zur Klubspitze ist durchaus intakt, allein schon wegen meiner Rolle als Südtiroler FISG-Präsident. Es gibt viele Schnittstellen und Kontakte, deshalb bin ich auch heute noch immer wieder als Gast in der Eiswelle.“

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. Klagenfurt	47	183:101	102
2. Fehervar	46	146:126	89
3. Salzburg	46	142:107	87
4. HCB Südtirol	46	137:125	76
5. Linz	46	146:116	75
6. Villach	46	155:136	74
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