Von der Hölle in den Himmel: Die unglaubliche Reise des HCB

&bdquo;Der beste HCB aller Zeiten“ In den vergangenen Jahren war der HCB Südtirol zumeist unvollständig in die Saison gestartet. Ganz anders heuer: So früh wie noch nie beim HCB hatte der neue Coach Pat Curcio im vergangenen Sommer alle Spieler an Bord, darunter einige vermeintliche Hochkaräter. Und erstmals wurde dem Trainer mit Philip Barski auch ein Assistent zur Seite gestellt. Bei der traditionellen Pressekonferenz zu Saisonbeginn hatte HCB-Boss Dieter Knoll verkündet, der heurige HCB-Kader sei der beste aller Zeiten.

Diese Aussage Knolls wurde ihm in den Folgemonaten mehrmals als zu vollmundig vorgeworfen, denn der Saisonstart ging ziemlich daneben: Im ersten Monat verloren die Weißroten sieben von neun Partien, wenn auch manchmal nur sehr knapp. Der &bdquo;beste HCB aller Zeiten“ fand sich bald am Tabellenende wieder und nistete sich dort auch für längere Zeit ein. Fünf verschiedene Torhüter Die erste personelle Veränderung betraf den Torhüter: Ende Oktober wurde Marcel Melichercik entlassen und durch Matt Climie ersetzt. Nach einem guten Match gegen Linz, das die Foxes 4:2 gewannen, zog sich Climie im Training aber eine schwere Knieverletzung zu. Kurzfristig musste Ersatzgoalie Jacob Smith bei zwei (verlorenen) Auswärtsspielen einspringen mit dem 18-jährigen, eigentlich bei Sterzing spielenden Robin Quagliato als Backup. Nun verpflichtete die HCB-Vereinsführung mit dem Tschechen Jakub Sedlacek den nächsten Torhüter, der aber auch nur 6 Spiele für den HCB bestritt, weil er von den KHL-Geldern zu Slovan Bratislava gelockt wurde. Und so kam es, dass wieder ein neuer Goalie gesucht werden musste, was zum definitiven Glücksgriff wurde: Am 3. Dezember bestritt Pekka Tuokkola sein erstes Match für den HCB, brauchte aber einige Zeit, bis er voll überzeugen konnte. Sointu und Miceli kommen dazu Doch zurück in den Herbst: Das letzte Match von Goalie Melichercik war zugleich auch für längere Zeit das letzte Match von Goalgetter Austin Smith, der sich eine langwierige Gehirnerschütterung zuzog und Dutzende Partien auslassen musste. Da in dieser Zeit auch Anton Bernard verletzungsbedingt ausfiel, verpflichtete der Verein zwei neue Feldspieler – mit völlig unterschiedlichem Erfolg: der Finne Mathias Sointu erwies sich als Volltreffer, der junge Italo Stephen Pietrobon hingegen nach nur 2 Partien als nicht EBEL-tauglich, sodass er an Asiago weitergereicht wurde. Wenige Tage später folgte noch ein Neuzugang: Auch Angelo Miceli sollte sich mit Fortdauer der Saison als absolute Verstärkung erweisen. Im Debüt-Match von Miceli am 21. November zog sich aber Abwehr-Hüne Mat Clark eine schwere Knieverletzung zu. Ende November der Tiefpunkt – mit Wende Die HCB-Krise wurde immer düsterer: Im November verloren die &bdquo;Füchse“ 6 von 7 Partien. Daher zog HCB-Chef Dieter Knoll die Reißleine und entschied sich zu einem Trainerwechsel. Anstelle von Pat Curcio wurde der Finne Kai Suikkanen verpflichtet. Dessen HCB-Abenteuer begann allerdings mit zwei Niederlagen. Anfang Dezember hatte der HCB am Tabellenende 6 Punkte Rückstand auf den Vorletzten Fehervar und stattliche 35 Punkte Rückstand auf Leader Vienna Capitals.

Obwohl den Füchsen in der zweiten Dezemberhälfte fünf Siege hintereinander gelangen, kamen sie vorerst nicht weg vom Tabellenende. In dieser Zeit mussten die Foxes 5 Spiele lang auf Angreifer Chris De Sousa verzichten, der nach einer Schlägerei mit Tom Zanoski auf dem Gang zur Spielerkabine in Zagreb gesperrt wurde. Gander fällt mit Kieferbruch aus Weitere vier Siege in Folge führten Anfang Jänner dazu, dass sich der HCB zumindest auf Rang 9 vorarbeiten konnte. Beim 1. dieser Siege, dem 4:3 gegen Salzburg am 3. Jänner, warf sich Markus Gander in einen gegnerischen Schuss und wurde voll im Gesicht getroffen. Mit einem Unterkieferbruch fiel der Sterzinger daraufhin leider für den Rest der Saison aus. In dieser Phase konnte man beim HCB erstmals den Wert des Finnen-Trios Suikkanen/Tuokkola/Sointu erkennen. Kurzzeitig hatten die Bozner sogar die kleine Chance, bis zum Ende des Grunddurchgangs Ende Jänner noch in die Pick Round der Top 6 hineinzurutschen, doch beendeten sie letztlich die erste Phase auf dem 9. Rang und starteten mit 2 Bonuspunkten in die Qualification Round mit dem Ziel, einen der 2 Plätze fürs Viertelfinale zu ergattern. Fehlstart auch in der Qualification Round Doch erneut erlebten die Füchse einen Fehlstart: Mit zwei unerwarteten Niederlagen gegen Fehervar und in Znojmo wurden sie wieder ans Tabellenende durchgereicht. Dank dem wachsendem Teamgeist und Kampfgeist folgten 4 Siege in Folge und die Playoff rückten doch wieder in greifbare Nähe. Inzwischen war in der Abwehr auch wieder Mat Clark nach seiner Knieoperation ins Team zurückgekehrt. Verrücktes Match gegen Znojmo Bezeichnend für den heurigen HCB war das letzte Match der Qualification Round am 4. März: Daheim gegen Znojmo brauchten die Weißroten nur einen einzigen Punkt für den definitiven Aufstieg ins Viertelfinale. Doch das Match begann verheerend: Nach dem 1. Drittel lagen die Gäste mit 3:0 in Führung und der HCB schien auf dem Weg in den vorgezogenen Sommerurlaub. Das 1:3 von Dominic Monardo in der 28. Minute startete ein unglaubliches Saison-Finale, das sieben Wochen später mit dem Meistertitel die &bdquo;Cinderella-Story“ perfekt machen sollte. Die Bozner entschieden das Entscheidungsspiel gegen Znojmo schließlich mit einem 4:3-Overtime-Sieg für sich und starteten als der große Underdog in die Playoffs. Gefürchteter Viertelfinal-Gegner Trotz des durchwachsenen Saisonverlaufs wussten die gegnerischen Teams über die Stärke des HCBBescheid. Keines der Top-3-Teams entschied sich im Live-Pick für das vermeintlich &bdquo;leichteste“ Los. Der EC-KAC hatte schließlich keine andere Wahl und musste als Vierter nach dem Grunddurchgang gegen die Foxes ran. Gleich im ersten Viertelfinalspiel eroberten sich die Südtiroler das Heimrecht aus Klagenfurt. Der KAC schlug allerdings mit zwei Siegen zurück und brachte das Team von Kai Suikkanen erstmals in Rückstand – und es blieb nicht der letzte Rückstand in einer Playoffserie. Mit zwei Overtime-Siegen eroberten sie sich den Matchpuck und verwerteten diesen schließlich souverän mit einem Shutout in Bozen. Grunddurchgang-Dominator im Halbfinale ausgeschalten Im Halbfinale wartete mit den Vienna Capitals nicht nur der amtierende Meister, sondern auch der Dominator des Grunddurchgangs. Im ersten Spiel untermauerten die Wiener eindrucksvoll ihre Favoritenrolle und verbuchten einen klaren 4:0-Erfolg. Ab diesem Zeitpunkt rührte Kai Suikkanen Beton in der Verteidigung an und legte mit seinem Team vier Siege en-suite nach. Beim dritten dieser Siege gab es aber auch einen Rückschlag: HCB-Verteidiger Stefano Marchetti, der zu einer festen Größe geworden war, zog sich einen Sehnenriss im Unterarm zu und fiel für den Rest der Saison aus. Die Wiener kamen in diesen Spielen nie über zwei Tore hinaus. Goalie Pekka Tukkola überzeugte nicht nur in dieser Serie mit überragenden Saves. Das Déjà vu von 2014 Alles war angerichtet für eine spannende und taktische Finalserie mit dem EC Red Bull Salzburg. Wie bereits im Viertelfinale eroberten die Südtiroler im ersten Spiel den Heimvorteil. Abermals stach mit der Defensive der Trumpf der Foxes. Die Salzburger legten allerdings nach und glichen die Serie im zweiten Heimspiel aus. Kai Suikkanen stellte einmal mehr sein Team taktisch um und ließ ab diesem Zeitpunkt wieder offensiver spielen. Und das mit großartigem Erfolg. In Spiel drei gelang mit einem 4:2-Erfolg in Bozen die erneute Serienführung, bevor Salzburg abermals ausglich.

In einem an Spannung nicht zu überbietenden fünften Finalspiel eroberten sich die Salzburger nach einem 6:5-Overtime-Sieg den ersten Matchpuck. Nicht zum ersten Mal standen die Bozner in dieser Saison mit dem Rücken zur Wand und wieder hatten sie die richtige Antwort. Ein spektakuläres 6:3 brachte die Finalserie in ein entscheidendes Spiel sieben in Salzburg. Dort kam es zum Déjà vu von 2014 in der Salzburger Eisarena. Und wie schon vor vier Jahren feierte der HCB Südtirol Alperia als Außenseiter mit einem 3:2-Sieg im Entscheidungsspiel die Meisterschaft in Salzburg.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. Klagenfurt	47	183:101	102
2. Fehervar	46	146:126	89
3. Salzburg	46	142:107	87
4. HCB Südtirol	46	137:125	76
5. Linz	46	146:116	75
6. Villach	46	155:136	74
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