Das große HCB-Zeugnis: Rette sich wer kann!

Im ersten Teil unserer Spielerbewertung widmen wir uns Trainern, Torhütern und Verteidigern. Eines vorweg: Positive Noten sind rar. Trainer Greg Ireland: 4,5 Greg Ireland ist in Bozen definitiv gescheitert! In der Saison 2019/20 führte er den HCB noch als Heilsbringer in höchste Tabellengefilde, doch bereits vergangene Spielzeit war er – dem Finaleinzug zum Trotz –teamintern längst nicht mehr unumstritten. Deshalb überraschte seine Rückholaktion. Mit ihm sollten Disziplin und taktische Ordnung Einzug halten, von beidem war bis zum tristen 0:7-Abschluss gegen Klagenfurt keine Spur.

Doug Mason: 5 Der erfahrene Kanadier mit ICE-Vergangenheit wurde von den Spielern im Sommer mit offenen Armen empfangen. Mit seiner umgänglichen, sympathischen Art brachte er als Ireland-Nachfolger neue Harmonie in die Kabine. Diese währte allerdings nicht lange. Teaminterne Reibereien und erste Misserfolge ließen rasch die Situation kippen. Mason fand weder in seinen Ansprachen noch mit seinem Fachwissen an der Bande die passenden Lösungsansätze. Der Rauswurf Ende November war nur folgerichtig.

Nicht bewertet: Fabio Armani/Alexander Egger (Interimstrainer) Torhüter Kevin Boyle: 5 Der Kanadier kam mit guten Referenzen nach Bozen, konnte seinem Ruf allerdings keine Ehre erbringen. Bozen war für ihn im Spätsommer am leergefegten Transfermarkt eine Notlösung, dementsprechend hat er sich in Südtirol auch nie richtig wohlgefühlt. Das hat sich in seinen Leistungen widergespiegelt. Erst mit der Zeit wurde er beständiger.

Justin Fazio: 6,5 Als Backup ist er ein Luxus, als Einsergoalie für einen vermeintlichen Titelkandidaten zu schwach. Diesen Status hatte der junge Italo bereits vor der Saison und diesen Status behält er inne. Allerdings bleibt festzuhalten, dass er bei seinen 20 Einsätzen zumeist eine gute Vorstellung ablieferte. Er hätte sich eine Bestätigung verdient – sofern er nicht selbst Ansprüche auf einen Stammplatz hegt.

Nicht bewertet wurde: Andreas Bernard Verteidiger James DeHaas: 4,5 Von den Defensiv-Neuzugängen war er derjenige, an den die niedrigsten Erwartungen hafteten. Doch selbst diese konnte er nur selten erfüllen. Was er ablieferte war nicht Fisch nicht Fleisch. Am Offensivspiel nahm er nicht teil, vor dem eigenen Tor waren sein Stellungsspiel und seine Reaktionsfähigkeit immer wieder mangelhaft.

James DeHaas konnte nicht wirklich überzeugen. © Vanna Antonello

Keegan Lowe: 4,5 Der Kanadier mit NHL- und AHL-Erfahrung versuchte zwar am Eis als Führungsspieler aufzutreten und ging auch immer wieder dorthin wo es richtig wehtat, schwankende Leistungen, Unaufmerksamkeiten und kapitale Fehler überschatteten jedoch alles. Mit -13 hat er die schlechteste Plus-Minus-Statistik im gesamten Team. Eine große Enttäuschung.

Mathew Maione: 5 Zwischenzeitlich ließ er erkennen, weshalb er jahrelang in den besten Ligen Europas auf Puckjagd gegangen ist. Mehr aber auch nicht. Defensiv offenbarte er aber selbst in der ICE teils eklatante Mängel. Hinzu kommt, dass er in der Kabine wie ein Fremdkörper wirkte, sich nicht ins Mannschaftsgefüge stellte. Sein Abschied ist besiegelt.

Nick Plastino: 5 Der einst so flinke, bewegliche und mit einer begnadeten Stocktechnik ausgestattete Offensivverteidiger ist in die Jahre gekommen. Nach etlichen Spielzeiten in den besten Ligen Europas scheint er ein Schatten seiner selbst. Seine Fehleranfälligkeit und Unaufmerksamkeiten stellten seine 23 Scorerpunkte in den Schatten. Der 36-Jährige ist kein Leistungsträger mehr. Er steht vor seinem Karriereende.

Nick Plastino wird seine Laufbahn voraussichtlich beenden. © Vanna Antonello

Alex Trivellato: 6 Für einen Mann, der 7 Jahre lang ununterbrochen in der DEL gespielt hat, hat der Verteidiger aus St. Jakob über die gesamte Saison hinweg zu wenig gezeigt. Nichtsdestotrotz war er noch klar der beste und zuverlässigste Verteidiger im Team. Ob man ihn mit dem &bdquo;C“ auf der Brust ködern kann? Ein Verbleib Trivellatos wäre – unabhängig möglicher Kapitänsehren – ein Meilenstein in der Kaderplanung.

Dylan Di Perna: 6 Der großgewachsene Italo kam 2020 aus der kanadischen Universitätsliga und hat sich in Bozen beständig gesteigert – bis ihn Greg Ireland zunächst aussortierte und später auf den Ritten verbannte. Di Perna wird in der ICE nie ein Hauptakteur werden, allerdings hat er gezeigt, dass er in der Liga bestehen kann.

Ivan Tauferer: 6 Der Rittner stand nur 17 Mal am Spielbogen, fand aber trotz seiner langen Ausfallzeit rasch den Anschluss. Als einheimischer Verteidiger mit ICE-Format wäre er in Zukunft von großer Bedeutung. Der Konjunktiv ist hier angebracht, denn die Fortsetzung seiner Karriere hängt stark von seiner Handverletzung ab, die ihn die vergangenen beiden Jahre mehr Zeit in der Reha als auf der Eisfläche bescherte.

Nicht bewertet wurden: Gabriele Parini, Markus Kankaanperä

Am Freitag folgt Teil 2 des großen HCB-Zeugnisses, in dem wir die Offensivabteilung unter die Lupe nehmen.

ICE Regular Season ICE	SP	TV	P
1. Klagenfurt	47	183:101	102
2. Fehervar	46	146:126	89
3. Salzburg	46	142:107	87
4. HCB Südtirol	46	137:125	76
5. Linz	46	146:116	75
6. Villach	46	155:136	74
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Das große HCB-Zeugnis: Rette sich wer kann!

Erstmals seit dem Liga-Beitritt 2013 gehen die Playoffs der ICE ohne den HCB Südtirol Alperia über die Bühne und das, obwohl die Foxes mit Titelambitionen in die Saison gestartet waren. Für uns bedeutet dies vorzeitig: Ab zu Stift und Papier! Das große Abschlusszeugnis wartet nämlich.

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