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Daniel Franks Jubelschrei nach seinem 3:2 gegen Wien. Er will auch nach dem Finale gegen Salzburg feiern. © APA / EXPA/JOHANN GRODER

Mister HC Bozen zwischen Eisdiele, Baustelle und Hockeytempel

Entspannt eine Runde um den Kalterer See spazieren, in den Weinbergen rund um Eppan die Sonne genießen oder gemütlich durch die Bozner Lauben schlendern – für die Spieler des HC Bozen stand nach dem Finaleinzug erstmal Entspannen an. Daniel Frank zog es an den Gardasee. Auch er ließ die Seele baumeln – doch auf seine ganz eigene Art und Weise.

Von:
Alexander Foppa

„Buggeln ist angesagt“, sagte Frank, als wir ihn Montagmittag telefonisch erreichen. Noch am Abend zuvor skandierten mehr als 6000 Personen in ungeheurer Dezibelstärke seinen Namen. Sie feierten ihn für das späte 3:2-Siegtor gegen die Vienna Capitals und den damit verbundenen Finaleinzug. Danach habe er mit seinen Mitspielern in der Kabine noch ein Bierchen getrunken und sei kurze Zeit später todmüde ins Bett gefallen.


Lange schlafen konnte Frank am Montag nicht, denn früh morgens schrillte an seinem Nachttisch der Wecker. Das Signal: Ab in die Eisdiele! Zwei Stunden lange bereitete er das süße Kalte vor, das Stunden später in seiner Eisdiele im Stadtzentrum von Meran über den Ladentisch gehen sollte. Als die ersten Kunden an die Kühltheke schritten, war Frank allerdings schon längst auf der Autobahn in Richtung Süden unterwegs. Es ging jetzt erst richtig zum „Buggeln“, wie er selbst sagt.

Nach dem Bozner Meistertitel 2018 hat SportNews Daniel Frank in dessen Eissalon in Meran besucht. Hier das Video:



Der 29-Jährige vermietet am südlichen Gardasee-Ufer Ferienwohnungen. Im Vorjahr hat er diese – teils in Eigenregie – umgebaut. Jetzt müssen die Appartements geputzt, die Gärten gepflegt und die Möbel eingerichtet werden, bevor die Touristen am Seeufer einfallen. „Natürlich komme ich ins Schwitzen, doch das brauche ich, um runterzukommen“, so Frank in Anspielung auf das Erlebte vom Vorabend, „für mich ist das hier Entspannung, ein gewisser Ausgleich. Ich kann nicht zuhause sitzen und einen Tag lang nichts machen. Außerdem war es immer schon mein großes Ziel, mich selbständig zu machen. Das ist eben auch mit Arbeit verbunden.“
„Er lebt seine Rolle, er lebt diesen Verein.“ HCB-Boss Dieter Knoll über Daniel Frank

Frank hat sich abseits der Eisfläche längst ein zweites und drittes Standbein aufgebaut – auch, weil er in Vergangenheit die Schattenseiten des heimischen Eishockeysports kennenlernen musste. Es war erst im Sommer 2019, als der Meraner de facto arbeitslos war und beim HC Bozen erst unter Vertrag genommen wurde, als wenige Tage vor Saisonbeginn im Sturm Personalmangel herrschte. Jetzt führt Frank diesen HC Bozen als Kapitän ins Meisterschaftsfinale. „Es ist schon ein kleines Märchen“, freut er sich. Heute hat der Stürmer bei Klubboss Dieter Knoll ein Stein im Brett. „Daniel ist ein absolutes Vorbild. Er lebt seine Rolle, er lebt diesen Verein“, schwärmt Knoll.

Aus eigener Erfahrung weiß Frank, was für einen schweren Stand die jungen, einheimischen Spieler beim HC Bozen haben. „Das ist brutal, teilweise richtig grausig“, schildert er klipp und klar, doch „wenn du mal für diesen großen Verein regelmäßig auflaufen willst, musst du da einfach durch. Da heißt es eben, viel einstecken, auf die Zähne beißen und sich rankämpfen.“ Genau das hat Frank gemacht. Deshalb will er seine Erfahrungen nun als Kapitän den jungen Cracks am Rande des Bozner Mannschaftskaders weitergeben. „Ich rede viel mit Hannes (Kasslatter, Anm.d.R.) und Leo (Felicetti). Sie haben das Zeug langfristig beim HCB eine wichtige Rolle einzunehmen, doch gerade jetzt ist Geduld gefragt.“
„Ich kann nicht zuhause sitzen und einen Tag lang nichts machen.“ Daniel Frank

Gerade in der entscheidenden Saisonphase ordnet HCB-Coach Glen Hanlon dem sportlichen Erfolg alles unter, da werden selbst die kleinsten Fehler nicht verziehen. „Doch genau das zeichnet diesen großartigen Trainer auch aus. Er will unbedingt gewinnen, wir wollen unbedingt gewinnen. Wichtig ist, dass man dabei respektvoll miteinander umgeht, alle miteinbindet und an einem Strang zieht“, sagt Frank, der mit Hanlon beileibe kein Vater-Sohn-Verhältnis führe, jedoch „selten zuvor einen so tollen Trainer, einen solchen 'Signore'“ an der Bozner Trainerbank erlebt habe.

Wiedersehen mit einem Jugendfreund

Bevor sich der Hanlon-Schützling und heute dienstälteste HCB-Profi in der Landeshauptstadt durchgebissen hat, hatte er den Umweg über die deutsche Juniorenliga und die Serie A2 genommen. Zuvor wurde er drei Jahre lange in der Red Bull Academy ausgebildet – übrigens mit einem anderen Südtiroler, dem er nun im Finale gegenübersteht: Peter Hochkofler. „Wir sind damals gemeinsam nach Salzburg gegangen. Wir sind noch immer gut befreundet und hören uns regelmäßig.“

Hochkofler hat einen anderen Weg genommen als Frank. Er hat sich aber ebenfalls reingekämpft, zählt längst zum Stammpersonal der Salzburger Millionentruppe und könnte bald für Österreichs Nationalteam auflaufen. Frank ist jetzt schon Kapitän der italienischen Auswahl und des HC Bozen – und nebenbei auch noch Eissalon- und Ferienwohnungenbesitzer. Einer der beiden darf spätestens am 21. April nach Spiel 7 der ICE-Finalserie den Meisterpokal in die Höhe stemmen. „Erst wenn ich das Ding in meinen Händen halte, habe ich es wirklich geschafft“, sagt Frank.



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