Was die Franzosen so stark macht

Die EM läuft seit einer Woche, erstmals verteilt auf den ganzen Kontinent. Mein Wunsch ist, dass der Fußball hilft, den von Corona gebeutelten Menschen Ablenkung, Zuversicht und Leichtigkeit zu bescheren. Stadien mit Publikum sind Balsam für die Seele der Sportbegeisterten.

Zur Gruppenphase: Alle Mannschaften haben gespielt, oft hatte ich das Gefühl, dass es ein Kampf David gegen Goliath ist. Meistens mit demselben Muster: Die qualitativ bessere Mannschaft macht das Spiel, ist haushoch überlegen und versucht, das Abwehrkonzept des Gegners zu knacken.

Gelingt dies mit einem Tor wie beispielsweisen bei den Spielen Italien - Türkei, Belgien - Russland oder Portugal – Ungarn, entstehen Räume, da das unterlegene Team etwas wagen muss. Diese Räume nutzen technisch begabte Spieler gnadenlos aus und münzen dies in Tore und Siege um.

Spanien und Schweden trennten sich 0:0. © POOL / PIERRE-PHILIPPE MARCOU

2 Beispiele, wo die Defensivkontertaktik für den &bdquo;David“ funktioniert haben, waren die Spiele Spanien-Schweden und Dänemark-Finnland. Hier gelang es, den auf dem Papier unterlegenen Mannschaften, die Null zu halten und im Konter für gefährliche Entlastung zu sorgen. Deutschland hat gegen die beste Mannschaft der Welt gespielt Es gab aber nicht nur Paarungen &bdquo;Klein gegen Groß“, sondern auch echte Knaller. Kroatien-England beispielsweise oder das Spiel der Weltmeister 2014 und 2018 - Deutschland gegen Frankreich. Diese Partie könnte auch ein mögliches Finale sein. Es war zwar hochklassig, weil taktisch anspruchsvoll, intensiv im Zweikampf, aber wegen der wenigen Torszenen für das breite Publikum eher nur überschaubar mitreißend. Der deutsche Teamchef Jogi Löw hat nach dem Spiel betont, seine Spieler hätten alles gegeben, gut verteidigt, dafür aber offensiv wenig Torgefahr ausgestrahlt. Deutschland hat aber auch gegen die wahrscheinlich beste Mannschaft der Welt gespielt.

Was macht Frankreich aus? Das Team ist seit Jahren eingespielt, alle Mannschaftsteile verteidigen sehr solidarisch, jeder der Stürmer setzt beim Verteidigen nach, kommt hinter den Ball und hält die Bindung zum Mittelfeld. Dort sind vor allem Laufwunder Kante, der immer wieder gefährliche Räume vor der Abwehr schließt, und Zweikampfmonster Pogba zu nennen. Die Abwehr löst es im Verbund, Torwart Lloris ist sehr erfahren. Der Freund im Angriffsspiel der Franzosen ist das Tempo. Bei Gegenstößen sind sie kaum zu stoppen. Allen voran Mbappe scheint im Ferrari unterwegs zu sein, während Gegenspieler oft nur im Trabis dahintuckern. Denken wir nur an das Laufduell mit Mats Hummels. Der Weg zum Titel führt also über Frankreich. &bdquo;Österreich profitiert vom Projekt Red Bull“ Schauen wir noch auf unsere Nachbarn. Österreich profitiert auch in der Nationalmannschaft vom Projekt Red Bull. Viele Spieler haben mittlerweile internationales Format, die ehemaligen Salzburger wie z.B. Sabitzer, Laimer, Schlager, Lainer oder Hinteregger haben sich in der deutschen Bundesliga etabliert, von Alaba ganz zu schweigen. Der unberechenbare Arnautovic kann zudem den Unterschied ausmachen. Die Pflicht gegen Nordmazedonien hat Österreich erfüllt, nun könnte ein Punkt in den restlichen beiden Spielen für das Achtelfinale reichen, wobei ein hartes Stück Arbeit bevorsteht. Bei Italien ist die Mannschaft der Star Die Fußballwelt schwärmt spätestens seit dem Sieg gegen die Schweiz von Italien. Während die Schweiz auf ganzer Linie enttäuschte und nur mehr mit einem Sieg gegen die Türkei auf eine Qualifikation hoffen kann, haben die &bdquo;Azzurri“ diese Hürde bereits geschafft. Trainer Mancini hat eine Euphorie entfacht und ist der richtige Mann am Steuer. Er stellt die Mannschaft klug ein und hat eine sinnvolle Spielermischung gefunden. Die Mannschaft hat eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive gefunden und falls es der Spielverlauf erfordert, stellt man sofort das System um.

Gegen die Schweiz zum Beispiel änderte Mancini nach der Einwechslung mehrerer Offensivkräfte der Eidgenossen die Grundformation. Aus einem 4-3-3 wurde ein 5-3-2 bzw. 3-5-2. Die Schweizer rannten dann gegen eine Mauer und wurden mit Kontertoren bestraft. Am Meisten aber imponiert mir, dass Mancini dem Team Offensivgeist eingeimpft hat. Im Gegensatz zu früheren Zeiten verwaltet Italien einen Vorsprung nicht mehr, sondern greift hungrig nach Toren weiter an. Bei Italien ist derzeit die Mannschaft der Star. Spieler wie Spinazzola, Berardi, Locatelli, De Lorenzo sind international noch wenig bekannt, daher auch schwer einzuschätzen. Vorsicht ist trotzdem geboten, die Gegner werden spätestens ab dem Viertelfinale andere Kaliber sein.

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