Die falschen Tränen des Lionel Messi

Herzzerreißend. Ja, so sollte es wohl ankommen bei den Fans in Barcelona, weshalb Lionel Messi eine Tränensturzflut auslöste, als er sich verabschiedete, um am Ende seiner Karriere noch einmal eine neue Herausforderung in Paris anzunehmen.

Die Katalanen durften und konnten sich ihren kleinen König nicht mehr leisten. Der Schuldenberg des FC Barcelona, der kaum noch abzubauen ist, forderte eine Reduzierung der Personalkosten. Messi wurde geopfert. Der Arme. Keine Tapas mehr. Er muss jene Köstlichkeiten, die in Spanien gerne zum Wein in den Bars gereicht werden, eintauschen gegen einen simplen Toast. Gut, man kann den Croque Madame natürlich auch aufhübschen, in dem man ihn vor dem Backen in gequirltes Ei taucht. Aber letztlich kann diese französische Spezialität, die es auch in jeder einfachen Bar gibt, nicht mit den kunstvollen und liebevoll zubereiteten Tapas mithalten. Und außerdem kostet so ein Croque, der ohne Ei obenauf dann übrigens Croque Monsieur heißt, mittlerweile auch mehr als zehn Euro.

Da trifft es sich gut für Lionel Messi, dass sich die Scheichs aus Katar, die bei PSG Mehrheitsbesitzer sind, bei der Vertragsverhandlung nicht zimperlich zeigten und ihm kolportierte 40 Millionen Euro zusicherten. Das sind viele Toastbrote. Netto übrigens und nicht für zwei Jahre, denn so lange soll er erst mal spielen in Paris, sondern für jeweils ein Jahr. Vermutlich haben Messis Berater auch noch ein paar Scheine abbekommen, womit mir wieder klar geworden ist, dass es einfach ein entscheidender Fehler war, ohne Berater durchs Leben gegangen zu sein. Berater nämlich treiben Gehälter heftig nach oben, weil sie davon Prozente eintreiben können. Es kann also so ein Berater ohne richtige Arbeit richtig reich werden mit seinen Klienten.

Messi erhielt einen lukrativen Vertrag. © ANSA / CHRISTOPHE PETIT TESSON

Auch bei Alaba flossen Tränen Alaba, der ehemalige Bayernspieler, fällt mir dabei ein. Seinem Papa hat Real Madrid auch ein paar Millionen zukommen lassen für dessen beratende Tätigkeit. So muss der Sohn dann seinem Erzeuger nichts abgeben von seinem Gehalt. Außerdem, so versicherte Alaba gebetsmühlenartig, sei es bei seinem Wechsel von München nach Madrid nichts ums Geld gegangen. Natürlich nicht. Und er hat ja auch ein bisschen geweint, als er die bayerische Landeshauptstadt verließ. Nicht so toll wie Messi aber ein Taschentuch mit ein paar Tränen ließ er doch zurück.

Läuft jetzt für Real Madrid auf: David Alaba. © APA / EXPA/DOMINIK ANGERER

Das kommt eben gut an, weil es uns, den Fans des Fußballs, signalisieren soll, wie hart doch das Leben ist als umworbener Kicker. Die vielen Wohnungswechsel sind ja auch ein Horror. Und wir machen bedauerlicherweise das Spiel mit. Es gibt keinen Aufschrei ob der gewaltigen Summen, die mittlerweile quer durch Europa ausgegeben werden, um sich Tore zu kaufen oder um Tore zu verhindern. Der Europäische Fußballverband (UEFA) hat, um den Wahnsinn etwas einzudämmen, ein paar Fairplay-Regeln aufgestellt und sogar schon mal eine Geldstrafe ausgesprochen gegen Manchester City, weil zu viel Geld ausgegeben wurde.

Widersinniger kann eine solche Aktion nicht sein, denn wer zu viel Geld ausgibt, hat möglicherweise gar keines mehr. Doch zu einer Sperre konnte sich die UEFA nicht durchringen. Man will schließlich nicht dem eigenen Produkt schaden, in dem man die attraktivsten Künstler wegsperrt, nur weil sie ein bisschen mehr gekostet haben als ein Toastbrot. PSG will die Champions-League Lionel Messi, das muss man zugeben, hat einen schlauen Deal ausgehandelt. Kurz vor der Rente, er ist jetzt 34 Jahre alt, hat er sich noch einmal verbessert. Und natürlich soll mit seiner Verpflichtung bei Paris St. Germain jetzt endlich die Champions-League gewonnen werden. Jetzt muss Lionel Messi liefern. Gut, er hat Neymar neben sich, für den PSG damals 222 Millionen Euro ausgegeben hat. Auch das Megatalent Kylian Mbappe´ soll ihm zuarbeiten oder er ihm. Das sind schon mal keine schlechten Voraussetzungen.

Doch ein Selbstläufer wird das nicht. Paris ist letzte Saison nicht mal französischer Meister geworden. Das ist die Hoffnung aller, die keine derart sprudelnde Geldquelle zur Verfügung haben wie PSG. Geld kann Tore schießen. Aber eine Garantie dafür gibt es nicht. Immerhin hat Messi mittlerweile sein spitzbübisches Lächeln wiedergefunden. Die Krokodilstränen aus Spanien wurden am Fuße des Eifelturms ausgetauscht gegen Freudentränen über den herzlichen Empfang, den ihm die französischen Fans bereiteten. Und an das knusprige Toastbrot mit Schinken und Käse wird er sich auch schnell gewöhnen, auch wenn es nie und nimmer die unverschämt guten Tapas ersetzen kann.

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