José Mourinho: Der Mythos bröckelt

Mit Mourinho ist nach David Moyes und Louis van Gaal auch der dritte Nachfolger am schweren Erbe von Teammanager-Ikone Sir Alex Ferguson gescheitert. Spätestens nach der 1:3-Niederlage beim Erzrivalen FC Liverpool am Sonntag blieb den Verantwortlichen der &bdquo;Red Devils“ keine andere Wahl mehr, als den Portugiesen von seinen Aufgaben zu entbinden. 19 Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze der Premier League nach 17 Spielen waren einfach zu viel.

Doch es war dies eine Entwicklung, die sich über Monate hinweg andeutete. Vor allem der Spielstil des 55-Jährigen stand schon länger in der Kritik. Gerade mit Blick auf den gefeierten Tempo-Fußball von Manchester City oder Liverpool sehnten sich auch die Fans von Manchester United schon länger nach ihrem eigenen Klopp oder Guardiola. Fußballerische Magerkost für die Fans Kritik an der Qualität des United-Kaders ist mit Blick auf die Defensive durchaus zulässig, doch offensiv sind die Red Devils mit Lukaku, Lingaard, Mata, Rashford, Sanchez und Martial dennoch top besetzt. Ein wesentlich größeres Problem als die mangelnden Verstärkungen im Sommer (Mourinho kritisierte deswegen die Vereinsführung) verursachte &bdquo;The Special One“ selbst. Durch Fehden mit Spielern, wie beispielsweise dem Weltmeister Pogba, und das stoische Beharren auf seiner Philosophie vom trockenen Ergebnisfußball.

Für Mourinho zählt nur der Sieg, das Wie ist zweitrangig. &bdquo;Es gibt viele Dichter im Fußball, aber die gewinnen keine Titel“, sagte Mourinho hämisch nach dem Sieg von United im Europa-League-Finale über Ajax Amsterdam 2017, als United über 90 Minuten fußballerische Magerkost bot, aber dennoch ungefährdet 2:0 gewann. Mourinho gewann mit Manchester United 2017 die Europa League. © APA/afp / JONATHAN NACKSTRAND

Die Erfolge 2017 bzw. im Juni 2018 (Europa-League-Sieg, League-Cup-Sieg, Vizemeisterschaft) gaben ihm zu diesem Zeitpunkt Recht, doch in der aktuellen Saison blieben sie aus - und das nicht nur wegen der Qualität des Kaders. Die Sehnsucht der United-Fans nach attraktivem Fußball blieb unter Mourinho überwiegend ungestillt. Erst recht wenn die frenetischen Anhänger im Gegensatz dazu den Blick auf die gehassten Lokalrivalen Manchester City und Liverpool richten mussten. Seine Titel-Sammlung spricht für sich Mourinho ist ohne jeden Zweifel einer der erfolgreichsten Vereinstrainer der Welt. &bdquo;The Special One“ gewann in vier europäischen Ligen insgesamt zehn Meistertitel. Mit dem FC Porto (2004) und Inter Mailand (2010) triumphierte Mourinho zudem in der Champions League.

Mit United gewann er 2016/17 die Europa League, Porto führte er 2003 zum Titel im Vorgängerwettbewerb UEFA-Cup. Mit Real Madrid und dem FC Chelsea blieben ihm allerdings, trotz großer Erfolge auf nationaler Ebene, internationale Triumphe versagt. Mourinhos Emotionen im Jahre 2010 nach dem Champions League-Finale zwischen Inter und Bayern. © Facebook/Jose Mourinho

Das verflixte dritte Jahr Der Portugiese steht für Titel, erfolgreichen Ergebnisfußball und er war immer für seinen guten Draht zu seinen Spielern bekannt. Einen Nachweis blieb Mourinho in seiner langen Trainerkarriere allerdings noch schuldig: Der zweifache Champions League-Sieger hat sich nie langfristig bei einem Klub &bdquo;halten“ können bzw. es geschafft eine Mannschaft über Jahre hinweg stetig weiterentwickeln zu können.

Nach seinen zwei äußerst erfolgreichen Jahren beim FC Porto (2002-2004) wechselte er zum FC Chelsea, wo er nach zwei erfolgreichen Saisons in seiner dritten Spielzeit aufgrund ausbleibender Ergebnisse entlassen wurde. Auch bei Inter Mailand zog er am Ende seines zweiten Jahres, dem Triple-Gewinn, weiter. Bei seinen Folgestationen (Real Madrid und FC Chelsea) holte er jeweils in seiner zweiten Saison, mit einem respektablen Punktevorsprung, die nationale Meisterschaft. Doch auch in Madrid und London blieb der Erfolg nach zwei Jahren aus und er ist in seiner dritten Saison zurückgetreten bzw. bei Chelsea erneut entlassen worden. Dasselbe Schicksal blühte &bdquo;Mou“ jetzt bei Manchester United. Mourinho war immer für seine gute Beziehung zu seinen Führungsspielern bekannt. © Facebook/Jose Mourinho

Mourinho winkt Mega-Abfindung Finanziell gesehen wird Mourinho nach seiner Entlassung bei Manchester United mit Sicherheit nicht zum Sozialfall werden: Er hatte seinen Posten bei den Red Devils im Sommer 2016 angetreten, der Kontrakt lief noch bis 2020 und enthielt eine Option auf ein weiteres Jahr. Übereinstimmenden Medienberichten aus England zufolge muss der Klub dem Portugiesen nicht nur dessen restliches Gehalt (20 Millionen Euro), sondern eine zusätzliche Abfindung (5 Millionen Euro) zahlen. Die Zukunft des &bdquo;Special One“ Dadurch dass Mourinho mit Ausnahme von Porto ausschließlich bei Top-Klubs arbeitete, denen eine Außenseiterrolle in den meisten Spielen kaum zu Gesicht steht, hat sich die Philosophie des &bdquo;Special One“ mittlerweile abgenutzt. Das liegt auch daran, dass Mourinho eisern an seiner Philosophie des Außenseiterfußballs festhält und sie kaum bis gar nicht hinterfragt. Ein Umstand, der auch anderen Top-Klubs, die sich aktuell oder in Zukunft auf Trainersuche befinden oder begeben werden, nicht verborgen bleiben wird.

Fest steht trotzdem: Mourinho wird auf das höchste Niveau zurückkehren. Er hat großartige Erfolge nachzuweisen, vor allem in seiner zweiten Saison spielten seine Mannschaften regelmäßig um die ganz großen &bdquo;Blumentöpfe“. Real-Präsident Florentino Perez soll ihn schon vor seiner Entlassung bei United mehrfach kontaktiert und um eine Rückkehr gebeten haben. &bdquo;Er ist der Beste, den wir je hier hatten“, sagte Perez, nachdem Mourinho 2013 infolge eines Zerwürfnisses mit einem Teil der Mannschaft aus freien Stücken zurückgetreten war. Gut möglich, dass er ein weiteres Mal bei ihm anklopft, falls Neo-Trainer Santiago Solari scheitert.

GB Premier League International	SP	TV	P
1. Arsenal FC	30	72:24	68
2. Liverpool FC	29	67:27	67
3. Manchester City	30	67:29	67
4. Aston Villa	31	63:46	59
5. Tottenham	30	62:44	57
6. Manchester Utd.	29	40:40	48
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José Mourinho: Der Mythos bröckelt

José Mourinho galt nach dem Triple-Gewinn mit Inter im Sommer 2010 als der beste Fußballtrainer der Welt. Doch der Mythos „Mou“ bröckelt allmählich - spätestens nach seiner Entlassung bei Manchester United. Zeit auf Ursachenforschung zu gehen.

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