Manuel Scavone: „Wir können Geschichte schreiben“

Manuel Scavone, beschreiben Sie uns, was im fußballverrückten Parma dieser Tage vonstatten geht?

Manuel Scavone: Hier in der Stadt herrscht der totale Ausnahmezustand. Die Fans sind wie elektrisiert, mitgerissen von einer allgemeinen Euphorie. Bis vor kurzem hatte niemand mehr daran gedacht, noch um den direkten Aufstieg mitspielen zu können. Wir haben in dieser Saison aber auch schon ganz andere Zeiten erlebt, mit Fanprotesten und jeder Menge Kritik, die von außen auf uns eingeprasselt ist, deshalb wissen wir Spieler das richtig einzuschätzen und mit den Füßen am Boden zu bleiben.

Drei Spieltage vor Schluss liegt Parma auf dem zweiten Tabellenplatz…

Genau. Die Verfolger sitzen uns allerdings ganz dicht im Nacken, da kann noch viel passieren. Sollten wir am Ende Dritter werden, müssten wir in die Playoffs, da würde alles bei Null beginnen. Theoretisch können wir sogar noch auf Platz sieben abrutschen.

Beim jüngsten Sieg gegen Ternana feierten Sie nach einer Verletzungspause Ihr Comeback – und das sogar als Kapitän. Sind sie mittlerweile einer der Leitwölfe im Team?

Da mit Alessandro Lucarelli der etatmäßige Kapitän zurzeit ausfällt, darf ich die Binde tragen. Allerdings war ich schon etwas überrascht, denn ich war einen Monat lang komplett weg vom Fenster. Dass mich der Trainer sofort von Beginn an bringt und mich als Kapitän aufstellt, zeigt das Vertrauen, das er ich mich steckt. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich bin automatisch in diese Führungsrolle hineingewachsen. Während meiner zwei Jahre hier in Parma hat der Klub nahezu alle Spieler ausgetauscht, nur Lucarelli und Emanuele Calaiò sind aus meiner Anfangszeit übrig geblieben.

&bdquo;Immer auf das richtige Pferd gesetzt“ Am Sonntag spielt Parma in Cesena, danach könnte zuhause gegen ihren Ex-Klub Bari bereits die große Aufstiegs-Party steigen. Denken Sie bereits an dieses Spiel?

Natürlich habe ich den Spieltermin im Hinterkopf. Ich habe viele schöne Erinnerungen an Bari, deshalb ist das immer eine besondere Partie. In diesem Fall steht das aber im Hintergrund. Es ist der Tag, an dem sich ein ganz großer Traum erfüllen könnte. Ich will mit Parma Geschichte schreiben und als erster Klub den Durchmarsch von der Serie D in die Serie A schaffen.

Parma stieg zuletzt drei Mal in Folge auf, für Sie hingegen wäre es bereits der fünfte Klassensprung Ihrer Karriere. Das haben in den letzten Jahren wenig andere Profifußballer in Italien geschafft.

Ja, das ist wirklich kurios. Ich habe einfach immer auf das richtige Pferd gesetzt. (lacht)

Sie wollen sagen, das sei alles Zufall?

Natürlich braucht es eine gehörige Portion Glück. Aber ich habe bei der Klubwahl auch immer darauf geachtet, dass ein seriöses, ambitioniertes Projekt dahintersteckt, das war mir wichtig. Ansonsten wäre ich auch nicht zu Parma in die Serie C gewechselt. Das Fernziel Serie A wurde damals ganz klar angesprochen – und jetzt stehen wir kurz davor. Es ist mein Traum, mit diesem Klub in der ersten Liga zu spielen.

&bdquo;Habe dem FC Südtirol etwas zurückzugeben“ Können Sie sich überhaupt vorstellen, nochmal den Arbeitgeber zu wechseln?

Im Augenblick wirklich nicht, denn meine Familie und ich fühlen uns in Parma sehr wohl. Hier fehlt es uns an nichts. Allerdings habe ich immer gesagt, dass ich nochmal für den FC Südtirol auflaufen und diesem Verein etwas zurückgeben möchte. Mal sehen, mir bleiben hoffentlich ja noch ein paar Jahre.

Interview: Alexander Foppa

Serie B Italien	SP	TV	P
1. Parma	33	59:32	69
2. Como	33	49:35	64
3. Venezia	33	60:38	61
4. Cremonese	33	43:28	59
5. Catanzaro	33	53:42	55
6. Palermo	33	58:48	51
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