Hannes Kiem: „Es kann keine faire Entscheidung geben“

&bdquo;Man vermisst natürlich das Fußballspielen und die Kabinenluft. Aber derzeit gibt es wichtigere Dinge als Fußball. Ich bin froh, dass es meiner Familie gut geht“, sagte Kiem im Telefongespräch mit SportNews .

Der Vinschger, der seit 2015 bei Virtus Bozen spielt, kann derzeit seiner Vollzeitarbeitsstelle als Handelsvertreter für Kaffeeprodukte nicht nachgehen – wie viele andere Arbeitnehmer auch. Somit ist Kiem, der seit 2016 mit seiner Frau Martina verheiratet ist, den ganzen Tag zuhause, während seine Frau als Bankangestellte vormittags immer arbeitet.

So kümmert sich Kiem am Vormittag alleine um die beiden gemeinsamen Kinder, Victoria und Christian, die 6 bzw. 3 Jahre alt sind. Dabei hilft Kiem seiner Tochter, die die 1. Grundschule besucht, ca. 1,5 Stunden täglich bei ihren Hausaufgaben: &bdquo;Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Kindern. Glücklicherweise haben wir einen Garten, so dass wir uns auch in der frischen Luft etwas austoben können. Mein dreijähriger Sohn sucht im Garten vor allem den Kontakt zum Ball (lacht).“ &bdquo;Wir müssen gewappnet sein, falls es weitergeht.“ Hannes Kiem Doch auch der 34-jährige Wahl-Überetscher ist sportlich nicht untätig. Die Virtus-Profis bekommen von ihrem Konditionstrainer regelmäßig Fitnessübungen zugeschickt: &bdquo;Zusätzlich habe ich noch eine 30 Meter lange Rampe zuhause, die ich täglich ca. 40 bis 50 Mal bewältige. Viele Mannschaftskollegen, die in Bozen wohnen und keinen Garten haben, sind da leider etwas eingeschränkter. Doch alle im Team versuchen das Programm voll durchzuziehen, um gewappnet zu sein, falls es weitergeht.“

Wann dies passiert, steht weiter in den Sternen. Eine Weiterführung der Meisterschaft ist von der Corona-Situation in Italien und von den Maßnahmen der Regierung abhängig. Auf dieser Grundlage basierend muss die Lega dann eine Entscheidung treffen: &bdquo;Egal welche Entscheidung getroffen wird, sie kann jedenfalls sportlich nicht fair sein.“ So würden bei einer Annullierung der Meisterschaft – laut Kiem – vor allem die Teams, die derzeit vorne mitspielen, hadern. Während bei einer Wertung der Saison nach jetzigem Stand vor allem die Mannschaften, die absteigen würden, unzufrieden wären. Hannes Kiem und Virtus Bozen waren zuletzt gut drauf. © Fotosport Bordoni

Eine Fortsetzung der Meisterschaft noch im April ist jedenfalls nicht in Sicht. Derzeit werden verschiedene Szenarien der Weiterführung diskutiert. &bdquo;Auch wenn heuer wohl keine Playoffs bzw. Playouts stattfinden würden, müssten in unserer Liga noch 11 Spiele in beispielsweise 1,5 Monaten bestritten werden. Dann müsste es fast nur noch englische Wochen geben. Dies wäre für unsere Mannschaft, bei der die Spieler einem Job oder einem Studium nachgehen, terminlich nur schwer zu erfüllen. Weiter müsste die Lega den Mannschaften aus meiner Sicht mindestens 2 Wochen Vorbereitung gewähren, bevor es mit den Spielen weitergeht“, erklärt Kiem. Virtus war in Topform Die Tatsache, dass Virtus bereits seit Mitte Februar kein Spiel mehr bestritten hat, haltet Kiem für eine vernünftige Entscheidung, schließlich war und ist die Situation in der Lombardei besonders schlimm. Auch wenn es für Virtus sportlich zuletzt gut lief. Nachdem beim letztjährigen Tabellen-5. der Saisonstart gehörig in die Hose ging, haben sich Kiem & Co. im Laufe der Saison mehr als nur gefangen. So gab es ab dem 7. Dezember in 11 Spielen 7 Siege und nur 2 Niederlagen.

Durch diese herausragende Bilanz befinden sich die Talferstädter auch mittlerweile oberhalb der Playout-Zone: &bdquo;Natürlich ist die lange Unterbrechung aus sportlicher Sicht schade. Wir waren in körperlicher und mentaler Hinsicht in einer guten Verfassung. Ich bin überzeugt, dass wir die Meisterschaft gut abgeschlossen hätten. Doch wir müssen die Situation akzeptieren und hoffen, dass es bald besser wird. Die Gesundheit geht vor.“ &bdquo;Ich kann mir schon vorstellen noch 2 Jahre zu spielen.“ Hannes Kiem Wie lange der ehemalige FC-Südtirol-Kapitän noch Fußballspielen will, steht noch nicht fest: &bdquo;Ich kann mir schon vorstellen, noch 2 Jahre zu spielen. Allerdings muss ich sagen, dass die Regeneration nach Spielen mittlerweile länger dauert. Wenn diese früher einen Tag dauerte, sind es nun 2 bis 3.“ Nach der Karriere wolle er eventuell im Jugendsektor von Virtus arbeiten, in dem mehr als 400 Kinder ausgebildet werden. So könne er seine Erfahrung an die Jungen weitergeben. Auch eine Position im Management von Virtus schließt Kiem nicht aus. &bdquo;Der Verein ist mir sehr ans Herz gewachsen.“ Unter anderem pflegt er zu Sportdirektor Fausto Grandi und Trainer Alfredo Sebastiani, die ihn bereits beim FCS gefördert haben, eine besondere Beziehung.

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