„Hier passt alles“: Ein Tag mit der deutschen U21 in Natz

&bdquo;Nur das Wetter ist nicht ganz so schön“, lacht Meikel Schönweitz, Chef der U-Nationaltrainer Deutschlands (&bdquo;Ich bin sozusagen der Trainer der Trainer.“). In einer kleinen Presserunde stellten sich am frühen Donnerstagnachmittag fünf Spieler und ein Funktionär den Fragen der Journalisten. Niklas Schlotterbeck, Shinta Appelkamp, Anton Stach, Lukas Nmecha und Florian Wirtz sowie Schönweitz schreiten auf die überdachte Terrasse des wunderschönen Seehof Nature Retreat, während es draußen aus Kübeln schüttet.

Nmecha, vom niederländischen Erstligisten Anderlecht ausgeliehen, gehört aber dem Champions-League-Finalisten Manchester City, wird direkt zu einem Laptop gebeten und stellt sich dort den Journalisten aus Deutschland, die nicht anreisen konnten. Auch dieser Punkt ist eine große Veränderung zum letzten Mal: Vor Corona kamen zahlreiche deutsche Journalisten aus allen Landesteilen nach Südtirol, um der Heimat über die Vorbereitungen zum anstehenden Turnier zu berichten. Insbesondere bei den Trainingslagern der A-Nationalmannschaft vor den Weltmeisterschaften in den Jahren 2010, 2014 und 2018. Bei dem Trainingslager der U21 in Natz sind es bei der Presserunde lediglich vier deutsche Schreiberlinge. &bdquo;Ich bin sogar schon etwas braun geworden.“ Florian Wirtz Einen Vorteil hat das aber: Die Redakteure können sich sozusagen einen Spieler reservieren und ihn Fragen stellen, bis die Tinte ausgeht. Besonders gefragt: Florian Wirtz. Das Mittelfeld-Supertalent von Bayer 04 Leverkusen ist der große Star der Mannschaft. Seine Diskussion mit einem deutschen Reporter ist dennoch sein erstes &bdquo;großes“ Interview, weshalb es auf Bitte des Mannschafts-Pressesprechers nicht per Video aufgenommen wurde. Brav beantwortet der 18-Jährige (Jahrgang 2003) die Antworten über seinen Verein, die Nationalmannschaft und auch Privates. Dabei reibt er sich immer wieder die Hände, wirkt fast schon verlegen – und das, obwohl er als eines der größten Talente Deutschlands gilt.

Florian Wirtz (vorne) gilt als deutsches Riesentalent. © fs

Nach dem Interview lässt er sich auch von s+ noch Fragen über das Trainingslager in Südtirol stellen. &bdquo;Es ist echt schön hier, schöne Landschaft, schönes Wetter“ – bis auf die Gewitterfront am Donnerstagnachmittag, &bdquo;gute Luft. Ich bin sogar schon etwas braun geworden“, lacht der sympathische Youngster. &bdquo;Auch der Platz ist super. Hier kann man sich echt gut vorbereiten.“ Am Montag trifft Deutschland im Viertelfinale im ungarischen Székesfehérvár (südwestlich von Budapest) auf Dänemark. &bdquo;Wir haben schon hohe Erwartungen von unseren Team und werden alles geben, um ins Finale zu kommen“, sagt Wirtz selbstbewusst.

Cheftrainer Meikel Schönweitz weiß ebenfalls um die Qualität, die die deutsche U21 aufbringt. &bdquo;Wir fahren hin, um so weit zu kommen wie es geht. Zuerst wollen wir Dänemark schlagen, dann schauen wir wer als nächstes kommt. Das Ziel ist es aber schon, nach Ungarn Richtung Slowenien weiterzufahren ( das Finale wird in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana ausgetragen, Anm.d.R. ).“ Bemerkenswert: In Ungarn dürfen Viertel- und Halbfinale vor ausverkauftem Haus ausgetragen werden – das gab es durch Corona seit mehr als einem Jahr nicht mehr. &bdquo;Wie das sein kann, ist uns selbst ein Rätsel“, gibt Schönweitz zu. &bdquo;Wie das sein kann, ist uns selbst ein Rätsel.“ Meikel Schönweitz über die voll-ausverkauften Stadien in Ungarn Mit dem &bdquo;Trainer der Trainer“ konnte s+ auch etwas länger über das Trainingslager in Südtirol sprechen und warum sich genau hier die schwarz-rot-goldenen Nationalmannschaften auf anstehende Großturniere vorbereiten. &bdquo;Ich bin zum ersten Mal hier. Letztes Mal haben alle vom Trainingslager geschwärmt, jetzt kann ich verstehen, warum“, sagt der 41-Jährige. &bdquo;Die Leute sind total freundlich, die Bedingungen sind super. Wir haben in Südtirol immer gute Erfahrungen gemacht, warum sollte man also etwas Neues suchen, wenn man weiß, dass hier alles passt“, schwärmt er.

Auch der Spaß kommt im Training nicht zu kurz. © fs

Manfred Call ist der Mann, der die DFB-Auswahlen immer wieder nach Südtirol lotst. Seit 33 Jahren hat der ehemalige VSS-Geschäftsführer diesen guten Draht zum Deutschen Fußball-Bund, vier Mal war die A-Mannschaft dank ihm schon in Südtirol, zwei Mal die U21. Warum sich der DFB immer wieder hier einnistet? &bdquo;Die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Die Kombination aus Landschaft, Unterkunft, Sportstätten, kurze Entfernungen, Sicherheit und Klima ist ausschlaggebend – und hier in Südtirol ist das gegeben“, weiß der Bozner. &bdquo;Vertrauen ist entscheidend“ Das erste Mal DFB in Südtirol war im Jahre 1990, als die A-Nationalmannschaft vor der WM in Italien, wo sie dann Weltmeister wurde, in Kaltern gastierte. &bdquo;Der damalige Manager, Horst Schmidt, ist ein guter Bekannter von mir. Ich habe ihn gefragt, ob sie nicht bei uns eine Zwischenstation einlegen wollen, wenn sie schon auf dem Weg nach Italien sind. Das hat sich dann zum Trainingslager entwickelt“, erinnert er sich zurück. Auf die Erfahrungen und Bekanntschaften hat sich schnell eine Vertrauensbasis gebildet, die bis heute noch erhalten ist. &bdquo;Sie wissen genau, dass es hier bewährte Leute gibt, die Probleme schnell lösen und den Aufenthalt ideal gestalten können“, ist sich Call sicher.

Manfred Call (links), im Bild mit U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz, ist Projektleiter der DFB-Trainingslager in Südtirol.

Die A-Mannschaft ist dabei nur vor Weltmeisterschaften zu Besuch. &bdquo;Bei einer WM ist es ein viel größerer Aufwand, das Medieninteresse um einiges größer“, sagt Call. Bei der nächsten WM, die im Winter 2022 in Katar stattfindet, wird es aber schwierig, dass das Trainingslager in Südtirol stattfindet. &bdquo;Die WM ist im Winter, also bräuchte es ein Trainingslager im Oktober/November. Für die Gegebenheiten in Katar ist Südtirol da nicht passend“, ist sich Call bewusst. Für die WM 2024 in Kanada, Mexiko und den USA könnte es aber spannend sein. Hansi Flick, der Südtirol-Freund Vor allem deshalb, weil Hansi Flick ebenfalls gerne hier ist. &bdquo;Jogi Löw ist verliebt in Südtirol und auch Flick hat es hier immer gut gefallen – für Südtirol ist seine Ernennung zum Nationaltrainer ein gutes Omen“, weiß Call. Auch Stefan Kuntz, der Trainer der U21, mag es hier. &bdquo;Er war 2018 beim A-Trainingslager im Passeiertal zu Besuch und ich habe ihm gesagt, er solle doch ein Jahr später auch hier vorbeikommen, schließlich war die U21-EM in Italien“, erinnert sich Call.

Über einen finanziellen Mehrwert der DFB-Trainingslager ist sich Call mehr als bewusst. &bdquo;Da gibt es Studien, die das beweisen. Die Werbung, die alleine durch die Berichterstattung von den deutschen Medien betrieben wird, ist unbezahlbar“, sagt Call. Bleibt also zu hoffen, dass man die viermaligen Weltmeister und ihre Junioren-Mannschaften noch des Öfteren in Südtirol begrüßen darf.

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