Sigi`s Spitzen: Flick verliert gegen Klopp

Sigi Heinrich

Vielleicht muss man wirklich mal aufhören mit dem Hype um Christiano Ronaldo, der zwar gut kicken kann aber augenscheinlich im Intercitytempo durch die Kinderstube gerauscht ist. Deutlich wurde das wieder einmal bei der neuerlichen Wahl zum Weltfußballer, die er diesmal nicht gewann. Er schmollte im Stream, wie man neudeutsch so sagt. Wie ein verzogener Bengel, dem man sein Spielzeug weggenommen hat. Und er versagte damit dem Sieger seinen Respekt, zumal er nicht &bdquo;vor Ort“ war, wie Robert Lewandowski vom FC Bayern München. Der Pole war sichtlich stolz, die Trophäe bekommen zu haben. Endlich mal nicht Ronaldo oder Messi. Ein kleines Wunder ist es dennoch, dass die Tormaschine aus München siegte, denn er ist kein Lautsprecher. Er fällt nicht auf durch ständige Nachrichten im Boulevard. Er spielt Fußball und ist Garant für die Seriensiege des FC Bayern München. Normalerweise reicht das nicht, um als bester Fußballspieler der Welt ausgezeichnet zu werden. Es gibt ja keine Gradmesser für die Punktevergabe. Es ist im Grunde eine Gefühlswertung und – mehr noch – eine Wertung darüber, wer es schafft, Aufmerksamkeit zu generieren.

Manuel Neuer wurde Welttorhüter. Das kann man auch so stehen lassen. Wer zuletzt sah, wie er katzengewandt und reaktionsschnell Tore verhinderte und wie er auch immer genialer Anspielpunkt in defensiven Notlagen war, der konnte nicht umhin, Neuer seine Stimme zu geben. Obwohl, das ist auch klar, in vielen Fußball-Ligen der Welt tolle Torhüter ihr Können demonstrieren. Aber viele, ja die meisten sogar, sind nur gut auf ihrer Torlinie, die ihnen Orientierungshilfe bietet. Sobald sie ihre Komfortzone verlassen, wird klar, warum sie Torhüter geworden sind, während man Neuer gar das Talent zu einem bundesligatauglichen Kicker zuspricht. Das macht dann durchaus den Unterschied. Die Medien lieben Klopp Nicht nachvollziehen kann man auf den ersten und auch auf den zweiten Blick die Wahl zum Welttrainer des Jahres. Hier wird klipp und klar deutlich, dass die Sinne derer, die ihre Stimme abgegeben haben, vernebelt wurden von der ständigen Berieselung. In diesem Fall durch Jürgen Klopp. Er ist allgegenwärtig was Werbemaßnahmen betrifft. Vermutlich schalten seine Partner auch schon ganzseitige Anzeichen in der Schülerzeitung des Gymnasiums von Buxtehude. Man kommt Klopp nicht aus. Er ist wie eine Krake mit tausend Armen und die Medien spielen mit, weil mit ihm die Resonanz der Leser oder Zuschauer steigt. Hat er Zoff mit Mourinho oder Guardiola, ist das auch außerhalb Englands ein mächtiges Thema. Klopp lacht, grinst, schimpft und macht den Hampelmann am Spielfeldrand.

Aber was hat er gewonnen? Er ist Meister in England mit dem FC Liverpool geworden. Und weiter? Weiter nichts. Das war`s. Derweil hat der moralische Sieger dieser Wahl ein kleines Fußballwunder vollbracht. Hansi Flick hat als Co-Trainer eine verunsicherte Münchner Mannschaft übernommen und diese zur Meisterschaft geführt. Also gleichauf jetzt mit Klopp. Aber dazu hat Flick noch den deutschen Pokal gewonnen, den Supercup in Deutschland, die Champions-League und das Match gegen Atletico Madrid (Sieger des Europapokals). Fünf große Titel in knapp mehr als einem halben Jahr als Trainernovize. Mehr geht nicht. So einer steht eigentlich über allen. Weltweit. Aber über ihn, über diesen netten Herrn Flick ist nichts zu lesen. Er absolviert Pressekonferenzen, wie immer ruhig und unaufgeregt. Und er führt den FC Bayern auch in dieser jetzt nicht einfachen Zeit auf bemerkenswerte Art und Weise souverän. Er ist Fußball-Trainer. Ging es bei dieser Wahl eigentlich nicht in erster Linie darum, den Fans weltweit auch von Seiten der sogenannten Experten deutlich zu machen: Wer ist der beste und mithin auch der erfolgreichste Trainer im Moment? Im Grunde konnte darüber gar kein Zweifel herrschen. Doch das Gremium der Wahlmänner, unter ihnen auch die derzeitigen Nationaltrainer, hat uns deutlich gemacht, dass in der Welt der Streams und der schnellen Nachrichten der wahre Kern einer solchen Wahl nicht mehr erkannt wird. Und deshalb sind solche Veranstaltungen nicht mehr als Eigenwerbung für die Verbände und oftmals, wie in diesem Fall, eine schreiende Ungerechtigkeit.

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