Olympia-Chance vor Abschluss des Medizinstudiums

Nardelli weist über 400 m eine Bestleistung von 53,28 Sekunden auf, erzielt am 1. August 2020 in Triest. Die Medizinstudentin galt damit als Aufsteigerin des Jahres in der italienischen 400-m-Szene. Wenige Tage nach ihrem Rekordlauf zog sie sich aber eine Verletzung zu und verpasste damit die wichtigsten Wettkämpfe der - Corona-verkürzten – Saison 2020.

&bdquo;Die 53,28 Sekunden vom letzten Sommer sind nur der Anfang. Petra hat ihr Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft“, sagt Trainer Hans Pircher. &bdquo;Es gibt wohl kaum eine Athletin, die ohne ein 100 Prozent professionelles Training so weit gekommen ist. Andere Athletinnen können sich vor und nach dem Training ausruhen und erholen, Petra ist als Medizinstudentin vor ihrem Abschluss täglich bis zu 10 Stunden im Krankenhaus an der Arbeit. Da ist an ein Training, wie es andere Olympiakandidaten durchführen können, nicht zu denken.“

Trotzdem rechnet sich Nardelli Chancen auf einen Start in Japan aus. Im 400-m-Lauf der Damen weist Italien eine besonders hohe Leistungsdichte auf, und die 4x400-m-Staffel könnte sich durchaus einen der 16 Startplätze für Tokio sichern. 8 Startplätze sind bereits vergeben – an die 8 Finalisten der WM 2019 in Doha – und die restlichen 8 Nationen werden in den nächsten Wochen ermittelt. Erste Olympia-Chance Anfang Mai Die erste Chance auf eine Qualifikation besteht am 1. und 2. Mai bei der Staffel-WM im polnischen Chorzow (Königshütte). Italiens Teamchef Filippo Di Mulo hofft dort auf ein &bdquo;5 auf 5“. Das würde bedeuten, dass alle 5 Staffeln der Azzurri in Tokio dabei wären. Bis jetzt sind nur die 4x100 m der Damen und die 4x400 m der Herren fix qualifiziert. Dass es heuer erstmals 5 Staffeln sind liegt an der Neueinführung der 4x400-m-Mixed-Staffel. Dieses Rennen mit je zwei Herren und Damen wird 2021 erstmals bei Olympia ausgetragen. Und mit diesem neuen Wettkampf erhöhen sich natürlich auch die Olympia-Chancen der Südtirolerin. Denn für die 4x400-m-Damenstaffel und das 4x400-m-Mixed-Quartett würden zumindest 6 bis 7 Damen einberufen.

Sollte das 4x400-m-Quartett in Polen die Qualifikation für Tokio nicht schaffen gibt es noch eine 2. Möglichkeit bei der Team-EM Ende Mai. Nardelli muss sich zunächst aber einen Platz in Italiens Staffel für Chorzow sichern. In den letzten Tagen trainierten die besten 400-m-Läuferinnen gemeinsam im bestens ausgestatteten Sportzentrum in Formia (Latium). Am vergangenen Samstag stand ein entscheidender erster Testwettkampf auf dem Programm: Beim &bdquo;Trofeo Atletica Meneghina“ in Mailand zeigte Nardelli eine starke Leistung und stoppte die Zeitmessung in ihrer Paradedisziplin bei 53.63 Sekunden. Somit schrammte sie nur um 35 Hundertstelsekunden an ihrer Bestmarke aus dem Vorjahr vorbei. Nardelli musste sich nur Topfavoritin Eleonora Marchiando aus Aosta geschlagen geben, die sich nach einem starken Schlusssprint in 53.28 Sekunden behaupten konnte. &bdquo;Wenn ich von Verletzungen verschont bleibe, glaube ich, dass Olympia möglich ist“ Petra Nardelli Petra Nardelli mit Valentina Cavalleri (links) und Maria Benedicta Chigbolu im Trainingslager in Formia. © cb

&bdquo;Es läuft gut. Die Trainingszeiten sind viel versprechend“, berichtete die 25-Jährige noch vor dem Testwettkampf aus dem Trainingslager. &bdquo;Ich konnte mich heuer trotz meiner Praktikums-Verpflichtungen gut vorbereiten. Wenn ich von Verletzungen verschont bleibe, glaube ich, dass Olympia möglich ist – sollte sich die Staffel qualifizieren. Ich werde alles versuchen und möchte mir später nicht vorwerfen, nicht alles gegeben zu haben.“

Nun heißt es zunächst aber, einen Startplatz in Italiens Staffel zu ergattern. Und dies ist kein Kinderspiel. Der 400-m-Lauf der Damen ist eine der bestbesetzten Disziplinen in Italien – zumal die Athletinnen hier deutlich größere Olympia-Chancen haben. &bdquo;Ich hoffe auf einen Startplatz in Polen, auch wenn die Anzahl der 400-m-Topläuferinnen in Italien sehr hoch ist“, sagte Nardelli im Anschluss an den Testwettkampf am Wochenende in Mailand. Medizinstudium vor Abschluss Bei der Hallen-Italienmeisterschaft im Februar in belegte Petra Nardelli in 54,02 Sekunden (neue persönliche Hallenbestzeit) zwar nur Platz 8, zum Finaleinzug fehlten ihr aber nur 21/100. Und dies ohne spezielle Hallenvorbereitung und mit nur einem Wettkampf (über 60 m) im Vorfeld.

Am 25. Juni wird Nardelli ihr Medizinstudium in Innsbruck abschließen. &bdquo;Am gleichen Tag beginnt die Italienmeisterschaft, die heuer in Rovereto stattfindet. Diese Terminüberschneidung bringt vielleicht Glück. In Rovereto möchte ich in Bestform sein“, sagt die 25-Jährige. Petra Nardelli hat viel vor. © cb

Für die Zeit nach ihrem Studienabschluss hat Athletin aus Eggen noch keine fixen Pläne: &bdquo;Ich werde irgendwo im Ausland die Facharztausbildung machen und dann wieder nach Südtirol zurückkehren. Mit der Leichtathletik mache ich auf alle Fälle weiter. Mir gefällt dieser Sport. Zudem bin ich auch Mitglied in einer Musikkapelle (Tiers) und möchte da ebenfalls weitermachen. Leider ist in den Musikkapellen in den letzten Monaten Corona-bedingt alles flach gefallen.“

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