Der Sport kämpft für die Ukraine

Rote Nasen und ein kräftiges &bdquo;Hellau“. Dazu Konfettiregen vom Balkon auf die ausgelassenen Jecken. Ach, das Leben ist doch so schön. Karneval und Fasching. War da noch was? Ach ja, ein bisschen Krieg gibt es auch gerade. Doch davon will sich man vielerorts nicht die gute Laune verderben lassen, denn alle tun ja was, um den Diktator aus dem Kreml zu stoppen. Hunderttausende demonstrieren. Sie haben die Coronaprotestplakate einfach übermalt mit blauen und gelben Farben und skandieren jetzt &bdquo;Freiheit für die Ukraine“. Noch vor ein paar Tagen sind viele von ihnen gegen eine mögliche Impflicht auf die Straße gegangen. Immerhin: Das ist jetzt besser und es zeigt sich zudem eine überwältigende europäische Solidarität. Außerdem schickt jetzt sogar Deutschland nicht nur Helme, sondern sogar richtige Waffen, die gegen russische Panzer eingesetzt werden können, derweil Putin seine Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt hat. Und spätestens jetzt sollte uns überall angst und bange werden. Das schier undenkbare Szenario eines Atomschlages ist in seiner möglichen Wirkung nicht zu begreifen oder zu verstehen. Da bleibt einem das &bdquo;Hellau“ im Hals stecken. Kein Gürtel mehr für Putin Der Kremlherrscher ist in die Ecke gedrängt worden auf eine Art, wie er es sich wohl nie vorstellen konnte. Und der Sport, jene schönste Nebensache der Welt, ist zu großen Teilen aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und zeigt, dass die Kraft vorhanden ist, um Despoten empfindlich zu treffen. Putin ist nicht mehr Ehrenpräsident des Weltjudoverbandes (IJF). Er ist ja Träger des schwarzen Gürtels. Jetzt benötigt er Hosenträger. Das trifft ihn, garantiert, denn seine Verbindung zum Judosport hat er immer als etwas Besonderes betrachtet. Nach dem polnischen und schwedischen Fußball-Verband hat auch der tschechische Verband beschlossen, keine Spiele gegen ein Team aus Russland auszutragen, derweil sich Putin-Versteher Gianni Infantino, der Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA), elegant weg duckt. Das ist ja einer seiner Spezialspielzüge. Er freut sich vermutlich schon wieder auf das nächste Gläschen Champagner mit Putin. So von Präsident zu Präsident, wie er es ja gerne sieht. Derweil hat der Internationale Ski-Verband (FIS), freilich auf Druck der Skicross-Elite, die sich weigerte, in Russland das vorgesehene Rennen auszutragen, entschieden, alle noch ausstehenden Weltcups in Russland abzusagen. Langlauf, Skispringen und Freestyle. So richtig diese Entscheidung ist, so bedauerlich ist der Umstand, dass die Absagen nicht zuerst von der FIS-Führungsriege getroffen wurden, sondern dass die Aktiven mit ihrem couragierten Verhalten dies forciert hatten. Wie auch im Fußball überholen die Aktiven und die nationalen Verbände ihre internationale Dachorganisation. Das sollte grundsätzlich Mut machen, auch im Kampf gegen Doping. Sportler und Sportlerinnen haben die Macht zu Veränderungen. Das hat dieser an sich freilich traurige Grund deutlich zum Vorschein gebracht. Ich kann mich nicht erinnern, dass der Sport und seine Protagonisten in der Vergangenheit derart kämpferisch und mit einer über alle Grenzen hinweg gleichen Aussage auf sich aufmerksam gemacht haben. Fußballspieler, Leichtathleten, Basketballer. Auch die russischen Tennisspieler Medvedev und Rublev, die zu den besten der Welt gehören, positionieren sich gegen Putin. Das ist ein wirklich starkes Zeichen. Lautstarker Protest in der Leichtathletik Es ist fast rührend zu sehen, mit welcher Inbrunst man sich für die Ukraine einsetzt. Der deutsche Hallenmeister über 3000 Meter in Leipzig, Maximilian Thorwirth, echauffierte sich beim Siegerinterview darüber, dass bei einem Athleten die Ukraine-Fahne auf dem Ärmel abgeklebt wurde. &bdquo;Dann disqualifiziert mich doch“, hatte er wütend übers Mikrophon in die Halle gerufen, nachdem er dieses Vorgehen angeprangert hatte. Es hat den Anschein, als würden viele jetzt tatsächlich mündig werden und Worten auch Taten folgen lassen. Es ist auch die Wut über eine drohende Veränderung unserer Ordnung, die immer vorhersehbar zu sein schien. Drei Weltcups im Biathlon etwa stehen noch auf dem Programm. Die Internationale Biathlon-Union (IBU) hat schnell und gut reagiert und sämtliche äußere Zeichen Russlands für seine Athleten unterbunden. Auch würden Ergebnisse nicht mehr für den Nationencup oder die Weltcupwertung zählen. Der erstmalige Weltcupaustragungsort Otepää in Estland mit seiner Grenze zu Russland hat Russlands Team sogar eine Teilnahme untersagt. Jetzt hat der Nationale Biathlon-Verband Russlands von sich aus alle restlichen Biathlon-Wettkämpfe nach den Olympischen Spielen abgesagt. Gut so. Russland durfte sich viel zu lange immer durchmanövrieren, obwohl man nachweislich die Konkurrenz belogen und betrogen hat. Viel zu lasch ist man nach dem Staatsdoping von Sotschi 2014 mit dem russischen Sport umgegangen. Und noch immer startet ein russisches Team bei den Paralympics in Peking. Es ist höchste Zeit, auch von Seiten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), endlich zu begreifen, dass Russland kein vertrauensvoller Partner ist und derzeit sowieso nichts zu suchen hat in der Weltgemeinschaft des Sports. Auf Belarus, das Putin unterstützt bei den Angriffen auf die Ukraine, träfe das im Grunde auch zu. Kriegstreiber haben hier nichts verloren. Wir bevorzugen Konfetti statt Kanonen.

Wintersport

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Internationale Ligen

Tennis

Weitere Sportarten

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Der Sport kämpft für die Ukraine

Mutige und klare Aussagen gegen den Kriegstreiber Putin und für das ukrainische Volk zeigen, dass der Sport sehr wohl eine kräftige Stimme hat. Unser Kolumnist Sigi Heinrich stellt fest, dass Athletinnen und Athleten mündiger geworden sind.

Empfehlungen

Kommentare (0)