Sigi's Spitzen: James Bond zeigt uns den Weg

Fit im Alter. Klar, das ist unser aller Traum. Irgendwann freilich fangen die kleinen Zipperlein an. Hier und da schmerzt das Kreuz. Die Handflächen erreichen nicht mehr bei gestreckten Beinen den Boden. Ja, nicht mal die Fingerspitzen schaffen ihr Ziel. Die Beweglichkeit lässt nach. Das fängt oft an, wenn das erste halbe Jahrhundert erreicht worden ist. Die große, auch gefühlsmäßige Wende im Leben. Was geht dann noch, ist die große Frage? Und dann kommt James. James Bond. 53 Jahre alt ist der Schauspieler Daniel Craig und fegt durch den Film wie ein junger Hüpfer. Und es zeigt sich: Wer nie nachlässt und an seiner körperlichen Fitness arbeitet, kann es schaffen, mit Würde in die zweite Lebenshälfte zu gehen, wobei man eben auch mal die Zügel schleifen lassen könnte. Vielleicht sogar sollte. Einmal wenigstens. Bond und &bdquo;M“ James hat das auch gemacht. In &bdquo;Skyfall“ ließ er nach einem Treffer seiner eigenen Kollegin in der Karibik die Zügel gänzlich schleifen und kehrte als körperliches Wrack nach England zurück. Doch er hatte Glück, mehr Glück als wir vermutlich in einer solchen Situation hätten. Er traf auf eine generöse Chefin (Judy Dench in der Rolle als &bdquo;M“), die alle zwei Augen zudrückte, als wieder ein Auftrag bevorstand. Obwohl er den Eignungstest nicht bestanden hatte, schickte sie ihn wieder hinaus in die raue Agentenwelt, was ihr letztlich kein Glück brachte. Sie starb am Ende in Schottland. Natürlich in den Armen von James, der ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn hauchte am Ende ihres Lebens. James wusste, dass er ihr viel zu verdanken hatte. Irgendwann aber war dann Schluss mit all den waghalsigen Verfolgungsjageden. James wurde nicht jünger, auch wenn er natürlich offiziell nie letztlich langsamer war als seine Gegner. Am Ende triumphierte er immer. Vielleicht lieben wir ihn auch deshalb. Und natürlich seine Fitness. Er ist ein Vorbild. Als Privatier macht er nun das, was wir auch gerne immer tun würden. Er fährt mit einen Aston Martin (Vollausstattung mit allen Waffensystemen) durch die malerische Küstenlandschaft Italiens. An seiner Seite seine große Liebe. Er ist monogam geworden nach seiner Dienstzeit, was wir ihm natürlich nicht so richtig verzeihen. Denn James war ja immer auch ein Windhund, wobei Daniel Craig wohl von allen Darstellern die besten Muckis hat. Dazu kam noch sein maskuliner Charme (leicht vorgeschobene Unterlippe) und die Aura der Unbesiegbarkeit. Ja, so wollten wir auch mal gerne sein. Die nicht so fitten bösen Buben Die Bösewichte mussten da ja nicht so fit sein. Die hatten für ihre &bdquo;Anliegen“ ihr Personal, das freilich Bond nie wirklich aufhalten konnte. Gerd Fröbe ist da unvergessen, einer der größten deutschen Charakterdarsteller. Er durfte durchaus etwas übergewichtig sein. Ob es an ihm lag, dass &bdquo;Goldfinger“ einer der erfolgreichsten Bond-Filme war? Sean Connery war sein James. Die Goldreserven in Fort Knox wurde letztlich nicht geknackt. Einen direkten körperlichen Zweikampf mit seinen Gegenspielern hat es für Bond eigentlich nie wirklich gegeben. Gegen &bdquo;Goldfinger“ hätte James natürlich locker gewonnen. Jetzt freilich soll es ihm richtig an den Kragen gehen. Die bösen Jungs sind sauer und vergessen die Schmach nicht, die er ihnen angetan hat. Aus dem Gefängnis in England steuert sogar Ernst Stavro Blofeld, alias Franz Oberhauser, alias Spectre-Führer (Christoph Waltz) seinen Rachefeldzug gegen James, der ihn am Leben ließ, als er wimmernd vor ihm lag auf einer Brücke in London. Das hat James jetzt davon, dass er plötzlich altersgnädig geworden war. Jetzt ist sein Leben als Frühpensionär wieder so, wie sein Leben immer war. Ein Kampf ums Überleben, gegen mächtige Feinde, die mit allen Waffen gegen ihn kämpfen, die zur Verfügung stehen. Und nebenbei muss er auch mal wieder die Welt retten. Aber das wird er schaffen, das ist ihm bislang immer gelungen. Und das ist auch gut so und zeigt und führt uns klar vor Augen, dass es gut ist, wenn man in zunehmendem Alter noch eine Aufgabe hat. Da hat man plötzlich keine Zeit, obwohl man immer davon geträumt hat. James hat sie nicht mal, um zu sterben. Ein Bond, viele Bond's Das ist natürlich ein großes Glück, wobei wir uns jetzt natürlich schon Sorgen machen. Große Sorgen, denn jetzt geht er tatsächlich endgültig in Rente, dieser James, großartig immer gespielt von Daniel Craig, der es fast geschafft hat, Sean Connery für mich als Bond Nummer eins abzulösen. Fast. Aber auch Pierce Brosnan war prima oder Roger Moore. Die beiden weiteren Darsteller sollten wir einfach verschweigen. Was macht James nun, nachdem er vermutlich wieder überlebt hat? Martini trinken natürlich. Ein Mann sollte seine Gewohnheiten nie ändern. Wenn doch, dann nur, wenn er die große Liebe seines Lebens trifft. Dann ist auch ein Martini nicht mehr wichtig. James hat es also wohl letztlich geschafft. Hoffe ich. Mehr weiß ich bald, denn natürlich werde ich mir diesen lang erwarteten James Bond im Kino anschauen. Und danach gehe ich in eine gute Bar und werde mir einen perfekten James-Martini mixen lassen. Geschüttelt, nicht gerührt. Soviel Zeit muss sein.

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