Interview | Das sagt Seppi über Sinner und seine Zukunft

Auch mit 37 Jahren nimmt Tennis-Profi Andreas Seppi das Wort Rücktritt nicht in den Mund. &bdquo;Ich möchte spielen, so lange es geht“, sagt der Kalterer, der bei dem Turnier in Parma ab Sonntag sein Comeback auf der ATP-Tour gibt. Aber natürlich muss er sich in seinem Alter damit beschäftigen, dass seine Laufbahn nicht mehr ewig geht.

&bdquo;Andreas spielt einfach zu gerne Tennis, um einfach aufzuhören. Das sieht man, wenn er auf dem Platz ist“, sagt Massimo Sartori (54), der seit 26 Jahren sein Coach ist und der ihn – einzigartig auf der Tour – seine gesamte Karriere über begleitet hat.

Oft ist Andreas Seppi nicht zu Hause in Kaltern anzutreffen. In dieser Woche schon. Auf den Plätzen in Altenburg, auf denen er groß geworden ist, hat er sich auf die beiden Sandplatz-Turniere in Parma ab Sonntag und die French Open ab 30. Mai in Paris vorbereitet. Sie werden das 64. Grand-Slam-Turnier sein für Seppi, das 63., das er in Folge spielt.

Was hat Andreas Seppi gemacht seit der Niederlage im Viertelfinale gegen Matthias Bachinger beim Challenger in Biella am 18. März?

Andreas Seppi: &bdquo;Bevor ich nach Amerika geflogen bin für 4 Wochen habe ich die Injektion in die Hüfte machen lassen. Es war eine andere als sonst, weil mein Problem jetzt nicht mehr den Knorpel betrifft, sondern den Knochen. Der Knochen hat sich ein bisschen verformt. Ich habe wie immer drei Wochen lang pausiert und die letzten 2 Wochen in Colorado wieder angefangen zu spielen auf Sand. Vor einer Woche sind wir dann zurück nach Südtirol.“

Wie geht es Ihnen körperlich?

&bdquo;Die Injektion hat nicht so richtig geholfen. Solange ich nicht aufschlage ist es okay, aber sobald ich anfange, um Punkte zu spielen, fängt es wieder an zu zwicken. Es ist ein bisschen unangenehm, besonders im Training. Denn auch im Training muss und will man 100 Prozent geben. Mit Schmerzen spielen will man ja nicht. Im Match ist das Adrenalin da, man beißt sich irgendwie durch oder denkt nicht soviel dran. Aber wenn Du nicht ordentlich trainierst, kannst Du im Match nicht 100 Prozent geben. Ich bin ja nicht mehr 25, sondern 37. Wenn Du nicht voll trainieren kannst, ist es noch schwerer.“

Wie schaut ihre Planung aus in den nächsten Wochen und Monaten?

&bdquo;Nächste Woche beim ATP-250-Turnier in Parma müsste ich eine Wild Card für das Hauptfeld bekommen, dann geht es nach Paris. Auch die Rasenturniere möchte ich schon noch spielen. So lange das Ranking okay ist, beißt man sich durch. Aber wenn ich anfangen muss, die Quali zu spielen oder Challenger-Turniere und dann auch noch mit Schmerzen. Das bringt es nicht. Nach Wimbledon werde ich eine Entscheidung treffen. Man muss auch sehen, wie ich die nächsten Turniere spiele, wo ich in der Weltrangliste stehe.“ Andreas Seppi trainiert für sein Comeback. © GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Steven Ryan

Nach Wimbledon fällt also die Entscheidung wie es weitergeht?

&bdquo;Mehr oder weniger schon. Meine Planung geht bis zu den US Open Ende Augst. Die Major-Turniere reizen mich schon noch. Nicht nur weil ich an die Serie denke. Wenn ich es schaffe, das Jahr fertig zu spielen, dann möchte ich das tun. Es kann sein, dass sich das mit der Injektion im Laufe der Zeit besser wird. Aber es kann auch schlimmer werden. Der Arzt hat mir gesagt, dass ich 37 bin. ,Wenn ich Dir einen Rat geben darf, dann würde ich nicht mehr spielen'. Es ist eine Entscheidung, die ich selbst treffen muss. Mein Plan ist, zumindest bis zu den US Open zu spielen. Wenn ich dann auf Platz 150 stehe und Schmerzen habe, bringt es nicht mehr viel. Aber wenn eine Besserung eintritt mit der Hüfte und der Arzt sagt, ich kann noch ein oder zwei Jahre weiterspielen, dann ist das etwas anderes. Die Lust auf Tennis ist voll da. Ich merke auf dem Platz, dass ich noch gut spiele, aber die Frage ist, wie fit bin ich.“

Und wie geht es nach Parma und Paris weiter?

&bdquo;Der Plan ist, die beiden Challenger 125 ab 13 Juni in Nottingham zu spielen und vor Wimbledon die Qualifikation beim ATP-Turnier in Eastbourne. Und danach möchte ich erstmals das Rasenturnier in Newport spielen, das ist nur eine Stunde von Boulder entfernt, Und wenn ich danach um Platz 100 stehe, gibt es genug Hartplatzturniere in den USA, wo ich im Hauptfeld stehen kann. Die Planungen laufen bis zu den US Open Ende August.“

Mit welchen Erwartungen starten Sie jetzt auf Sand?

&bdquo;In Parma und Paris werde ich weiter trainieren, um in Form zu kommen für die Rasensaison. Auf Sand rechne ich mir nicht viel aus, weil ich erst zweieinhalb Wochen Training hinter mir habe.“

&bdquo;Ich glaube nicht, dass das sein Ziel war.“ Andreas Seppi über den neuen Südtirol-Rekord von Jannik Sinner

Was sagen Sie dazu, dass die Weltrangliste eingefroren wurde?

&bdquo;Es war richtig, die Punkte von März 2020 bis Dezember 2020 aufzuschieben. Das wurde um ein Jahr verlängert, weil man wenig gespielt hat. Aber dass jetzt bis Wimbledon nur 50 Prozent der Punkte aus der Wertung fallen, ist nicht korrekt. Für mich hat sich nichts geändert, weil ich auf Sand keine Punkte gemacht habe. Ein paar Spieler vor mir hätten mehr Zähler verloren.“

Jannik Sinner ist am Montag die Nummer 17 der Welt geworden und hat ihren Südtirol-Rekord (Platz 18) gebrochen?

&bdquo;Ich glaube nicht, dass das sein Ziel war. Er ist ein Spieler, der jahrelang in den Top Ten sein kann, ohne Zweifel. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er das geschafft hat.“

Sind Sie mit Jannik eigentlich regelmäßig oder überhaupt in Kontakt?

&bdquo;In Australien haben wir ein paarmal telefoniert. In dem Monat, wo ich in den USA war, nicht mehr. Ich spreche manchmal mit meinem Kumpel Alex (Sinner-Manager Vittur). Er hält mich auf dem laufenden.“

Gibt es noch eine Chance auf ein Südtiroler Doppel auf der ATP-Tour?

&bdquo;Das wird sicher nicht leicht. Jannik will bei einem Grand Slam sicher nicht Doppel spielen. Er spielt, um Top Ten zu werden. Ich glaube es ist besser für ihn, sich auf das Einzel zu konzentrieren. Vielleicht klappt es ja einmal auf Rasen mit einem gemeinsamen Doppel.“

&bdquo;Bei den Grand-Slams muss man Jannik noch ein, zwei Jahre geben.“ Andreas Seppi über die Chancen von Jannik Sinner auf einen Grand-Slam-Titel

Was sagen Sie zum italienischen Tennis. Es sind so viele Azzurri in den Top 100 wie noch nie.

&bdquo;Der Boom hat sich abgezeichnet. Und auch die Ergebnisse in diesem Jahr waren beachtlich. Jannik hat das Finale in Miami gespielt, Matteo Berrettini war in Madrid im Finale, Lorenzo Sonego im Halbfinale von Rom. Jannik hat ein Turnier gewonnen. Jede Woche spielt einer wirklich gut.“

Also kann Italien auch den Davis-Cup gewinnen?

&bdquo;Die Chancen stehen gut. Es gibt auch noch andere Teams wie Russland, aber in den nächsten Jahren ist es fast unmöglich, dass Italien nicht einmal gewinnt. Zu meiner besten Zeit war Fabio Fognini auf Platz 20, ich auf Platz 30. Jannik ist fast schon Top Ten, Berrettini ist es schon. Sonego ist jetzt Top 30 und dann muss man auch schauen, wie sich Lorenzo Musetti entwickelt. Sogar die zweite Mannschaft Italiens wäre gut.“

Und wer wird der erste Grand-Slam-Turniersieger, der nicht Nadal oder Djokovic heißt?

&bdquo;Dominic Thiem ist einer, der in Paris sehr gefährlich sein wird, er stand ja dort schon im Finale. Von den Jungen kann jeder jeden schlagen. Egal ob Stefanos Tsitsipas oder Andrej Rublew oder auch Alexander Zverev. Da hängt es von der Tagesform ab. Tstitsipas wird immer konstanter. Bei den Grand-Slams muss man Jannik noch ein, zwei Jahre geben, um das körperlich durchzustehen. Aber er kann jetzt schon jedes 1000er gewinnen, wenn er gut spielt.“

Fragen: Stefan Peer

Wintersport

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Internationale Ligen

Tennis

Weitere Sportarten

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Interview | Das sagt Seppi über Sinner und seine Zukunft

Beim ATP-Turnier ab Sonntag in Parma gibt Andreas Seppi nach einer zweimonatigen Pause sein Comeback. Der Kalterer musste seiner lädierten Hüfte eine Auszeit geben, Wie lange er noch spielen will und wie er seine Zukunft auf der Tour sieht, lesen Sie im Interview mit s+.

Empfehlungen

Kommentare (0)