Sigi's Spitzen: Jannik Sinner trotzt Corona

Sigi Heinrich ist jahrzehntelanger Sportreporter und TV-Kommentator.

Es ist längst offensichtlich, dass uns das Corona-Virus noch lange unter Kontrolle halten wird. Es verändert unser Leben, unsere Gewohnheiten. Es heißt Abschied nehmen von gewohnten Szenarien. Auch was den Sport betrifft, der ungeheuer flexibel und einfallsreich werden muss, um überhaupt noch direkt zu den Fans zu gelangen. Wollte man etwa den 18-jährigen Südtiroler Senkrechtstarter in der Tennisszene, Jannik Sinner, in Berlin im Spiel gegen den Weltranglistendritten Dominic Thiem aus Österreich sehen, musste man sich am Eingang einnebeln lassen. Die Maske durfte man erst absetzen, nachdem man seinen Platz eingenommen hatte, wobei genug Abstand eingehalten werden musste. Drei Sitzplätze, um genau zu sein, außer man konnte nachweisen, dass man zu einem gemeinsamen Haushalt gehört (was natürlich kaum nachprüfbar ist am Kassenschalter). Dort selbst galt es freilich zunächst, den größten Coronaschock zu verdauen: Die Preise. Stolz und höchst sportlich waren sie, fast schon eine Frechheit eigentlich. 120 bis 150 Euro wurden gefordert. Der Berliner Senat hatte 850 Zuschauer zugelassen. Nur 450 kamen. Später wurden diese horrenden Summen halbiert. Zu spät. Es wurde wieder einmal deutlich, dass sich der Tennis-Zirkus immer noch nicht an die Veränderungen angepasst hat, die uns die Pandemie aufzwingt. Das Geld auch für den Besuch von möglichen Sportveranstaltungen sitzt nicht mehr locker. Es ist vielfach auch gar nicht mehr vorhanden. Man glaubt wohl immer noch, man säße auf einem hohen Ross und könne unbezwingbar die Welt erobern. Weit gefehlt. Keine Chance für Normalität Das Berliner Turnier, das wie ein kleines Wimbledon aussah (es sollte ja ursprünglich auch ein Damenturnier als Vorbereitung auf die Spiele in England ausgetragen werden) wurde zudem nur möglich, weil Turnierdirektorin Barbara Rittner ein vorbildliches Hygienekonzept ausgearbeitet hatte, das möglicherweise anderen als Beispiel gelten kann. Von Normalität, wie wir sie früher erleben konnten, ist das – verständlicherweise – weit entfernt. Aber damit müssen in Zukunft alle leben, wenngleich die Schere zwischen denen, die begriffen haben, dass wir in Corona-Zeiten leben und denen, die meinen, es sei ja alles nur Humbug, immer weiter auseinander geht. Bei einem Nascar-Rennen in Kentucky (USA) grölten schon wieder 20.000 Zuschauer um die Wette. Eng zusammenstehend natürlich, weil Corona nur so richtig Spaß macht. Der Bundesligist Union Berlin will künftig alle Zuschauer vor dem Eintritt ins Stadion auf Corona testen lassen. Das ist wohl schon logistisch kaum machbar. Aber all das, auch die missglückten Tennis-Turniere des &bdquo;Adria-Cup“, entspringen der Sehnsucht nach dem alten Leben. Natürlich auch die Fehler, die gemacht wurden und die auch außerhalb des Sports zu vollkommen irren und nicht nachvollziehbaren Exzessen führen wie die &bdquo;Ballermann-Sauferei“ auf Mallorca, wie überfüllte Strände, wie Partys, die Nähe statt Abstand herausfordern. Jetzt hat auch der Sport in dieser Beziehung eine Vorbildwirkung, die nicht leicht zu erfüllen sein dürfte, weil dem ständigen Gewinnstreben Grenzen gesetzt sind. Auch die Preisgelder für Sportler werden sich, ja müssen sich verringern. Sinner in allen Medien Jannik Sinner hat gut daran getan, die ungewohnten Bedingungen, die auch die Sportler hinnehmen müssen, anzunehmen. Sieger Thiem hat den Verlierer Sinner geadelt und ihm bescheinigt, ein starker Gegner gewesen zu sein. Und den schönsten Ballwechsel in diesem Match hat Sinner gewonnen. Von Roger Federer wissen wir, dass er viel von ihm hält, ja ihn sogar als Trainingspartner immer wieder fordert. Sinner ist auf dem Weg, ein Weltklassespieler zu werden. Auch wenn wir vielleicht nicht so bald Gelegenheit haben werden, ihn selbst per Augenschein zu beobachten, so wird er seinen Fans in Südtirol und darüber hinaus in Zukunft noch viel Freude bereiten. Die Dolomiten und SportNews werden garantiert immer ausführlich von Sinners bald noch größeren Taten berichten. Und ich bleib auch daran. Versprochen und oute mich an dieser Stelle als Sinner-Fan. Es gibt garantiert viel zu tun in Zukunft.

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Wintersport

Tennis

Weitere Sportarten

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Sigi's Spitzen: Jannik Sinner trotzt Corona

Empfehlungen

Kommentare (0)