Die Beutezüge der hungrigen Wikinger

Es ist nicht leicht, den Wikingern auf die Spur zu kommen. Schier erschlagend ist die dafür zur Verfügung stehende Literatur und um alle Informationen mit gebührender Gründlichkeit zu erforschen, reicht die vorweihnachtliche Zeit nicht aus. Aber gänzlich falsch liegt niemand, wenn man die Wikinger als Nordländer bezeichnet. Und das ein Teil von ihnen kriegerische Ambitionen hegte, ist auch nicht von der Hand zu weisen. Manche Beutezüge waren wohl legendär. Geändert hat sich das bis heute nicht, wenngleich die Grundlage friedlicher Natur ist und sich lediglich im sportlichen Wettstreit abspielt.

Es scheint so zu sein, als wäre die Lust am Erfolg den Skandinaviern in die Wiege gelegt worden. Die vier Biathlonwochenenden, die bislang absolviert wurden, haben jedenfalls klar gemacht, dass der Wikinger an sich ein Siegergen in sich zu tragen scheint, das übrigens weit über Biathlon hinaus strahlt. Siehe Ski alpin, Skispringen oder Langlauf. An die Ruder. Und fast immer ist der Bug des Wikingerschiffes allen Konkurrenten ein Stück voraus.

Marte Olsbu Roiseland aus Norwegen und die Schwedin Hanna Öberg dominieren. © APA/afp / MARCO BERTORELLO

Manchmal helfen Zahlen, um die gewaltige Überlegenheit der Athletinnen und Athleten aus dem hohen Norden irgendwie greifbar zu machen. Bei den Frauen und bei den Männern gewannen sie im Biathlon von neun Rennen jeweils sieben. Das hat es in dieser Form noch nie gegeben, zumal die Siegerlisten viele verschiedene Namen aufweisen. Norwegen und Schweden dominierten auf eine Art und Weise, die den Rest des Feldes beinahe zu Statisten degradierte. Nur kleine Ausnahmen (Dorothea Wierer aus Rasen oder Dzinara Alimbekava aus Belarus) wurden gestattet oder eben Quentin Fillon Mailett aus Frankreich und zuletzt noch Arnd Peiffer aus Deutschland. Erfolge, die ein wenig Hoffnung machen, dass den Beutezügen der Wikinger vielleicht doch wenigstens ab und zu Einhalt geboten werden kann. Betreuer aus dem Ausland – auch aus Südtirol Dabei steht der Erfolg der Teams aus Skandinavien auf zwei festen Säulen. Sowohl die Norweger, als auch die Schweden haben bei der Verpflichtung der verantwortlichen Trainer weit über den Zaun geschaut. Patrick Oberegger aus Antholz ist verantwortlicher Damenchef in Norwegen. Fritz Hinteregger aus Pfalzen massiert die Muskeln der Norweger, wie er das schon mehr als ein Jahrzehnt speziell bei Ole-Einar Björndalen getan hat. Und für die Schusssicherheit sorgt der Franzose Siegfried Maze, der Martin Fourcade ausgebildet hat. Schweden war auch fleißig. Der Schweizer Jean-Marc Jabloz ist neuer Herrencoach und kümmert sich nebenbei in Östersund um den möglicherweise künftigen Star Stine Nillson, die Olympiasiegerin im Langlauf in Südkorea 2018 wurde und jetzt Biathletin werden möchte. Und als Nachfolger von Wolfgang Pichler aus Ruhpolding, dem erfolgreichsten Biathlon-Trainer der Welt, wurde Johannes Lukas aus München verpflichtet, der bei Pichler in die Lehre ging. Er ist Teamchef.

Die internationale Vielfalt belebt die Skandinavier. Hinzu kommt eine ungewöhnliche Konstellation, die nur die wirklich erfolgreichen Athleten ruhig schlafen lässt. In Schweden oder Norwegen gibt es nämlich für keinen Sportler, ob Frau oder Mann, eine staatliche Absicherung über diverse Institutionen wie Polizei oder Militär. Nur der Erfolg sichert ein vernünftiges Einkommen. Ansonsten bleiben nur kleine Beiträge des Verbandes, die wirklich kaum der Rede wert sind. Die skandinavische Einstellung sieht vor, dass man den Athleten ja immerhin die Trainer und die Einrichtungen zum Trainieren zur Verfügung stellt. Das muss genügen. Die Aktiven sind gefordert. Dieser &bdquo;soziale Hunger“ treibt die Wikinger automatisch an. Es gibt kein Netz, das bei einer Niederlagenserie ausgefahren werden kann. Vielleicht ist das ja noch die Verbindung zur Geschichte, denn auch die Vorfahren der heutigen Generation kämpften wohl täglich ums Überleben.

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