Federica Sanfilippo: „Mein Freund hatte gemischte Gefühle“

Im Frühling wurde Federica Sanfilippo aus der Nationalmannschaft ausgebootet. Damals durchlebte die 31-Jährige aus Ridnaun eine schwierige Zeit , das Karriereende war quasi nur mehr einen Schritt entfernt. Nun, knapp ein Jahr später, ist die Skijägerin zurück auf der großen Biathlon-Bühne. Mithilfe ihrer Sportgruppe, den Fiamme Oro (Polizeisportgruppe), hat sich Sanfilippo wieder in Form gebracht und ist – nachdem sie zu Saisonbeginn noch Italienpokal-Rennen bestreiten musste – nun wieder im Weltcup anzutreffen, wo sie vor allem in den Staffel-Bewerben stark ablieferte, siehe Antholz .

Die Belohnung? Die Biathletin darf mit zu ihren zweiten Olympischen Spielen. Am Donnerstag muss sie noch einen negativen PCR-Test ablegen, dann kann sie am Samstag mit der Mannschaft nach China fliegen. Im Interview stand sie uns Rede und Antwort.

Federica Sanfilippo, beim Staffel-Rennen in Antholz gab es eine interessante Konstellation: Dort kämpften Sie auf den letzten Metern gegen die Französin Anaïs Bescond um Platz 3 – ausgerechnet gegen jene Athletin, deren Servicemann Ihr Partner Louis ist…

Federica Sanfilippo (lacht): &bdquo;Bei ihm waren da gemischte Gefühle vorhanden. Ich habe während des Rennens ehrlich gesagt nicht daran gedacht. Da bist du am Limit und denkst an alles andere. Erst danach ist mir bewusst geworden, dass es genau Anaïs war, gegen die ich gelaufen bin.“

Auf wen hat Ihr Freund gehofft?

&bdquo;Für ihn war es eine Win-Win-Situation. Am Streckenrand hat er uns beide angefeuert. Er wusste, dass ich auf den letzten Runden stark bin und hat gemeint, dass ich die Französin noch schnappe. Am Ende haben nur ein paar Zentimeter gefehlt.“

Federica Sanfilippo am Schießstand. © Elvis

Trotzdem war dieser Auftritt ein Erfolg und zeigt, dass Sie im Weltcup längst wieder Fuß gefasst haben. Sind Sie selbst überrascht?

&bdquo;Ich hatte heuer keine Erwartungen, das war das Gute. Ich wusste nicht, wo meine Reise hingeht. Es hätte ja auch so sein können, dass ich im Weltcup die Chance bekomme, sie aber nicht nutze und die Tür dann endgültig zu ist. Aber ich habe die Möglichkeiten genutzt und nur von Rennen zu Rennen gedacht. Ich hatte heuer nichts zu verlieren.“

Woher rührt diese neue Stärke?

&bdquo;Ich habe vor der Saison alles umgestellt. Fortan trainierte ich mit der Sportgruppe, bekam dort einen neuen Trainer, ein neues Team, ein neues Programm. Im Sommer bin ich mit der französischen Mannschaft 10 Tage nach Norwegen gefahren, auch das war eine Erfahrung. Das alles zusammen hat mir neue Reize gegeben.“

„Ich war näher am Aufhören als beim Weitermachen.“ Federica Sanfilippo

Nach dem Ausschluss aus der Nationalmannschaft im Frühling: Wie nahe waren Sie dem Karriereende?

&bdquo;Sehr sehr nahe. Ich war eher beim Aufhören als beim Weitermachen. Doch ich habe mir gesagt: Irgendwie wäre es schade, so aufzuhören. Mein Freund, der auch aus dem Ambiente kommt, hat mir sehr geholfen und natürlich auch die Sportgruppe, die hinter mir gestanden ist. Ich bin glücklich, dass der ganze Plan aufgeht. Aber auch wenn es nicht so gekommen wäre, wäre ich froh, weil es eine Erfahrung war.“

Nun stehen die Olympischen Spiele an. Mit welchen Gefühlen fliegen Sie nach Peking?

&bdquo;Es sind gemischte Gefühle, denn ein paar Sorgen sind schon dabei. Erstens ist da die Corona-Situation, oberste Priorität ist negativ zu bleiben. Das Zweite ist die Kälte, die mir etwas Sorgen macht. In Peking sollen Minus 15 Grad und Wind sein, also ähnlich wie in Pyeongchang, wenn nicht kälter. Aber ansonsten ist die Freude schon groß, auch weil es ein Ziel für mich war, dabei zu sein. Das habe ich jetzt geschafft. Die Saison ist bisher sehr gut gegangen, deshalb ist die Freude noch einmal größer.“

Wie groß ist die Angst, in diesen Tagen einen PCR-Test zu machen, der ja notwendig ist, um nach Peking reisen zu können?

&bdquo;Natürlich sind gewisse Sorgen immer da. Aber mehr aufpassen geht einfach nicht. Ich bin am Sonntag nach Rom gefahren, weil ich einige Olympische Visiten machen musste. Da war ich auch im Zug. Irgendetwas wäre immer, wo man sich anstecken könnte. Ich passe aber so gut wie möglich auf, trage stets Maske, gehe nicht unter Leute. Wenn ich mich trotzdem anstecken sollte, will es einfach nicht sein. Natürlich wäre das sehr blöd.“

Letzte Frage: Was nehmen Sie sich für die Olympischen Spiele vor?

&bdquo;Nichts! Ich schaue zunächst, negativ zu bleiben. Dann hoffe ich, dass ich mit der Kälte und dem Jetlag zurechtkomme. Bei den Rennen werde ich dann das Beste aus mir rausholen. Was dann rauskommt, werden wir sehen.“

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