Über Wierers goldenen Touch und schockierende Erkenntnisse

Zeit, um shoppen zu gehen, wird Dorothea Wierer in den nächsten Tagen nicht haben. Und so trifft es sich ganz gut, dass sich die Internationale Biathlon-Union (IBU) um das Erscheinungsbild von Wierer kümmert. Die jeweiligen Titelverteidiger bei den Weltmeisterschaften, die mit der Mixed-Staffel eröffnet werden, bekommen nämlich ein goldenes Trikot. Damit sollen sie leichter zu erkennen sein, vor allem an den Fernsehschirmen, denn Zuschauer sind auch diesmal wie schon die gesamte Saison über nicht im Stadion zugelassen.

Zweimal wird sich Wierer auf diese Art und Weise von den Kolleginnen abheben. Zweimal kommen dann natürlich intensiv die Erinnerungen hoch an die Titelkämpfe vor einem Jahr in der Südtirol-Arena, als sie ihre Fans zu Begeisterungsstürmen hingerissen hat. Diesmal kämpft sie auf der Pokljuka in Slowenien um eine Wiederholung dieser unvergesslichen Auftritte. Auf der Pokljuka wohlgemerkt, denn die Pokljuka ist eine Hochebene oberhalb von Bled im Naturpark Triglav in den Julischen Alpen, benannt nach dem höchsten Berg Sloweniens (2864m), dem Triglav. Auf 1300 Meter befindet sich die Wettkampfstätte, deren Strecken noch einmal modifiziert wurden. Es soll eben noch selektiver werden, schließlich geht es um die großen Titel in dieser seltsamen Saison.

Dorothea Wierer befindet sich im Aufwind. © AFP / MARCO BERTORELLO

Es werden die neuen Weltmeister gesucht. Alljährlich übrigens im Biathlon, mit Ausnahme einer olympischen Saison. Deshalb hofft man bei der Internationalen Biathlon-Union (IBU) vor allem auf noch mehr Zuschauer an den TV-Geräten und eben auch deshalb hat man zur besseren Übersicht das goldene Trikot erschaffen. Gut, das ist jetzt keine revolutionäre Neuerung, eher eine kleine Stellschraube, die verändert wurde. Schockierende Untersuchungsergebnisse Am großen Rad hat da schon eine unabhängige Untersuchungskommission gedreht, die kurz vor der WM einen Bericht veröffentlichte, der viele aktive Biathleten erschüttert hat. Und nicht nur die. Es wurde offengelegt, was unter vorgehaltener Hand immer schon ein Thema war. Dass es nämlich unter dem ehemaligen IBU-Präsidenten Anders Besseberg aus Norwegen und der Generalsekretärin Nicole Resch zu jahrzehntelangen Dopingvertuschungen und Korruption gekommen war. Dem Duo, das nicht mehr im Amt ist, wird vorgeworfen, jahrelang russische Dopingpraktiken gedeckt zu haben.

Anders Besseberg steht im Kreuzfeuer der Kritik. © APA / EXPA/JFK

Die vielen Funktionäre, Vizepräsidenten und Mitglieder im Exekutive Board haben freilich auch nicht mit der gebotenen Intensität in die damaligen Machenschaften der Führungsriege eingegriffen, um diesen Einhalt zu gebieten, was freilich kein Einzelfall ist, sondern sich wie ein roter Faden durch schier alle großen Verbände (Beispiel Leichtathletik) zieht. Es entschuldigt indes die Versäumnisse nicht. Zeichen der Erneuerung Und doch ist das jetzt kein großer Schatten, der sich über diese Titelkämpfe legt. Eher ist es sogar ein Zeichen der Erneuerung, ein Lichtstrahl sogar in trüben Tagen. Die neue Führung unter dem schwedischen Präsidenten Ole Dahlin lässt nichts unversucht, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen durch mehr Transparenz und unabhängige Gremien, die auch eine Kontrollfunktion ausüben. Die Suche nach neuer Leichtigkeit in schweren Zeiten ist unterstützungswürdig, weshalb wir uns auf eine Weltmeisterschaft freuen dürfen, die uns großen Sport bieten wird. Erinnerungen an 2001 Vor 20 Jahren fanden schon mal Weltmeisterschaften an diesem wahrlich besonderen Ort statt. Italien gewann damals sogar eine Silbermedaille durch Rene Cattarinussi im Sprint. &bdquo;Doro“ war damals elf Jahre alt, Hofer zwölf. Jetzt ist er der Hoffnungsträger bei den Männern. In fast allen Wettkämpfen in dieser Saison überzeugte er mit glänzenden Laufzeiten. Lediglich der Schießstand verhinderte Podestplätze des Montalers. Dreimal wurde er Vierter. In Slowenien soll und kann die Bilanz besser ausfallen.

Und dann ist da natürlich das &bdquo;Golden-Girl“ im Focus. Die Tendenz bei Wierer ging zuletzt Richtung Spitzenplatzierungen. Hofer und Wierer sind auch wieder in der Mixed-Staffel im Einsatz gemeinsam mit Lisa Vittozi und Didier Bionaz (überraschend anstelle Dominik Windisch). Und gerade diese Wettkampfform war in den letzten Jahren bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften eine Medaillenbank für Italien.

Allerdings ist die Konkurrenz vor allem aus den skandinavischen Ländern sowohl bei den Damen, als auch bei den Herren bärenstark und das internationale Feld sehr ausgeglichen. Und die Gastgeber? Sie können nur Jakov Fak die Daumen drücken. Mehr als ihn haben sie nicht und selbst Fak benötigt schon sehr viel Glück, um seinen Heimvorteil in eine Medaille umzuwandeln. Dass er ein Mann für Großereignisse sein kann (zweimal Weltmeister und zwei Medaillen bei bislang drei olympischen Spielen) hat er hingegen schon oft bewiesen. Faszination Biathlon Und so gilt für die Gastgeber in diesem Fall das Prinzip Hoffnung und die Tatsache, dass die Faszination der Sportart Biathlon zum größten Teil von ihrer Unberechenbarkeit lebt. Ein Fehlschuss nur und selbst eine überragende Leistung in der Loipe könnte nicht reichen, um für die nächste WM so ein goldenes Trikot zu erhalten, wobei die nächsten Titelkämpfe erst 2023 in Oberhof auf dem Programm stehen. Und wer weiß wie viele von den Siegern in den nächsten zwölf Tagen dann noch aktiv sein werden. Auch für Dorothea Wierer gilt dies, denn vor Oberhof gibt es noch die Olympischen Spiele 2022 in Peking. Ohne goldene Trikots, aber mit der Aussicht auf eine olympische Goldmedaille.

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Über Wierers goldenen Touch und schockierende Erkenntnisse

Am Mittwoch beginnt die Biathlon-Weltmeisterschaft in Pokljuka mit dem Mixed-Staffel-Bewerb. Zuvor hat unser Kolumnist Sigi Heinrich einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

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