Ralph Welponer: Südtirols Sport-Unikat

Einstudierte Aussagen oder gängige Floskeln – auf diese wartet man bei Ralph Welponer vergebens. Der 23-Jährige aus St. Ulrich in Gröden ist kein Sportler wie jeder andere. Er sticht aus der Masse heraus. Wie? Indem &bdquo;Easytigerz“ – so wie er sich in den sozialen Medien bezeichnet – sich einfach so gibt, wie er tatsächlich ist: Lebensfroh, authentisch, ausgefallen. Angeborene Gaben Dem ältesten Sohn zweier Ferienwohnungen-Besitzer (Schwester Anna, zwei Jahre jünger als er, war ebenfalls ein Freestyle-Talent, schaffte es bis in den Europacup, widmete sich anschließend jedoch anderem) wurde das Skifahren quasi in die Wiege gelegt: Vater Georg ist seit Lebzeiten als Skilehrer tätig. Seine Anfänge machte Welponer bei den Alpinen, ehe er im Alter von 13 Jahren zu den Ski-Akrobaten übersiedelte. &bdquo;Ich habe in diesen Jahren einige Wettbewerbe bestritten und gemerkt, dass Freestyle das ist, was ich will“, erklärt er.

Kein Sprung ist für Ralph Welponer hoch genug. © Ralph Welponer

In dieser so anspruchsvollen Sportart Profi zu werden, ist jedoch schwer – sehr schwer. Er begann abseits des eigentlichen Trainings an sich zu arbeiten, funktionierte Sitzbänke am nahegelegenen Spielplatz kurzerhand zu Rails um. Baute auf Wiesen neben seinem Haus kleine Sprünge, auf denen er sich stundenlang mit Freunden austobte. Schon damals konnte man als Laie erkennen, dass Welponer eine beneidenswerte Koordination besitzt und die große Gabe hat, alles unheimlich leicht aussehen zu lassen. Zunächst stand nur der Spaß im Vordergrund, erst später reifte in ihm der Ehrgeizig, der unter anderem dafür verantwortlich ist, dass er heute Südtirols einziger männlicher Weltcup-Freestyler ist.

Dabei wurde dem Grödner in jungen Jahren auch Talent in anderen Sportarten nachgesagt, im Fußball oder Downhill etwa. Kurzeitig spielte Welponer auch Eishockey, aber &bdquo;dort war ich der Schlechteste, weswegen ich dem Freestyle treu geblieben bin“, scherzt er. Motorverrückt Welponer mag es auch abseits des Freestyle-Parks rasant. Er ist stolzer Besitzer eines Subaru 2000 Turbo. Ein Auto, das bei Sammlern äußerst beliebt ist. &bdquo;Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Motoren“, sagt er. Es gefalle ihm einfach, daran zu basteln und mit dem Auto auf Schnee zu driften. Videos zu seinen Fahrkünsten finden sich in den sozialen Medien zuhauf. Dass viele seiner Freunde das gleiche Hobby besitzen, mache es umso schöner.

Das Auto, das in St. Ulrich jeder kennt: Ralph Welponers Subaru. © Ralph Welponer

Doch Welponer ist in St. Ulrich nicht nur wegen des Grölens seines Autos bekannt. Er zeichnet sich auch durch seinen Weitblick aus, den viele ihm nicht zutrauen würden. Vor allem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die die gleichen Träume wie er früher hegen, hat es ihm angetan. Seit mehreren Jahren coacht er – wann immer es ihm die Zeit erlaubt – die Talente des Freeskiteams Gröden und bringt seine Erfahrungen als Spitzensportler ein. &bdquo;In Sachen Training bin ich auf dem neusten Stand und habe mittlerweile auch eine gewisse Erfahrung. Darum kann ich ihnen wertvolle Tipps geben“, meint er. Es gefalle ihm einfach ungemein, wenn er den jungen Athleten etwas beibringen kann.

In diesem Zusammenhang nutzt der 23-Jährige auch seine Stimme, um für einen Skateboard-Park in St. Ulrich zu werben. Es ist dies seine zweite große Leidenschaft neben dem Freestyle. &bdquo;Überall gibt es einen, nur in St. Ulrich nicht. Mittlerweile wurden die Anfragen so oft abgeschmettert, dass ich jegliche Hoffnung verloren und gemeinsam mit meinem Freund Igor Santifaller einen selbst gebaut habe“, zeigt sich Welponer enttäuscht. Vor allem für Kinder wäre ein Park von großer Bedeutung, betont er. Tatsächlich ist dieses Hobby für Freestyler, aber auch andere Athleten eine exzellente Alternative, um Gleichgewichtssinn und Koordination zu verbessern. Dass dieser Wunsch auf taube Ohren stößt, sei zu bedauern und gleichzeitig ärgerlich, gibt Welponer zu Protokoll. Überzeugter Vegetarier, künstlerische Ader Ein unverkennbares Merkmal des Vegetariers (&bdquo;vor fünf Jahren habe ich diese Entscheidung aus Liebe zu den Tieren getroffen und fühle mich damit sehr wohl.“) sind auch dessen Tattoos. Mit 16 Jahren habe er sich das erste stechen lassen – ein Peace-Zeichen an den Rippen. Mittlerweile zieren unzählige Tattoos seinen Körper. 90 Prozent davon, sagt Welponer, habe er selbst gezeichnet, einige davon sogar selbst gestochen. Der Rest stammt aus der Nadel von Fabrizio Senoner, dem früheren Kapitän des Hockey Club Gherdëina. Mit Bruder Max lässt er sich immer neue Ideen einfallen, welches Muster das nächste sein könnte. Dabei ist Einzigartigkeit, die den Menschen Ralph Welponer auch ein Stück weit ausmacht, das oberste Gebot.

Denn wer anders würde an einem kalten Novembertag um Mitternacht in St.Ulrich starten, bis nach Wolkenstein (immerhin knapp 10 Kilometer) und wieder zurück joggen? Nur er. Wäre Welponer ein Kunststück, dann würde man es wohl ein Unikat nennen. Oder &bdquo;Easytigerz“. Allerdings verrät Welponer nicht, wofür dieser Beiname steht. &bdquo;Das ist und bleibt ein Geheimnis.“

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