Zoff nach Boykott: In der Langlauf-Szene brodelt es

Im Skilanglauf sind die nordischen Länder, allen voran die Norweger, schon seit Jahren das Maß aller Dinge. In den kommenden Wochen wird der Weltcup allerdings ohne die Top-Nationen auskommen müssen: Neben den Norwegern haben auch die Schweden und die Finnen mitgeteilt, wegen der Corona-Situation vorerst keine Weltcup-Rennen mehr zu bestreiten.

Während die beiden Letztgenannten die Wettkämpfe in Davos und Dresden, die im Dezember über die Bühne gehen, auslassen, dürfte Norwegens Rückzug um einiges länger dauern. Die Langlauf-&bdquo;Elche“ haben angekündigt, auch auf die Tour de Ski Anfang Jänner zu verzichten. Das Portal Dagbladet meldete sogar, dass die Norweger rund um die Superstars Therese Johaug und Johannes Høsflot Klæbo bis zur Ski-WM in Oberstdorf Ende Februar keine Rennen mehr bestreiten werden. Der Weltcup wird zur Randnotiz Grund für den Verzicht sollen die strengen Quarantäne-Verordnungen in Norwegen sein: Nach jeder Reise in ein Risikogebiet müsste man 10 Tage in Isolation. Allerdings gäbe es für Leistungssportler durchaus die Möglichkeit einer Sondergenehmigung. Gerade deshalb ist der Ärger in der Langlauf-Szene groß: Denn ohne die Top-Nation(en) ist der Weltcup nur halb so viel Wert und interessant, Veranstalter befürchten hohe Einbußen.

Federico Pellegrino will schon allein aus Respekt an den Rennen teilnehmen. © TT NEWS AGENCY / ANDERS WIKLUND

&bdquo;Das dient sicher nicht dem Sport, kurzfristig auszusteigen und nicht zu laufen. Für die kleinen Nationen ist es wichtig, dass die Rennen stattfinden“, meint der Schweizer Top-Langläufer Dario Cologna gegenüber dem Blick . Ihn stört der Egoismus, den die Norweger zeigen. &bdquo;Sie laufen dann halt einfach den Norweger-Cup am Wochenende. Das kommt bei ihnen genauso im TV, und die Sponsoren haben ihre Präsenz. Aber alle anderen Nationen leiden.“

&bdquo;Ich spüre eine gewisse Verantwortung gegenüber jenen Menschen, die das alles zustande bringen.“ Federico Pellegrino Federico Pellegrino, der zurzeit beste Langläufer Italiens, hat sich ebenfalls zu diesem Thema geäußert. &bdquo;Ich respektiere die Entscheidung, dass sie nicht starten. Ich für meinen Teil denke mir, dass das Risiko, in Davos ein Rennen zu bestreiten, kalkulierbar ist. Wenn du im Sommer bei einem Skiroll-Rennen teilnimmst und stürzt, kann deine Karriere genauso gefährdet sein. Das Risiko einer Infektion kann zwar nie ausgeschlossen werden, doch wir werden an den Rennen teilnehmen – auch, weil ich eine gewisse Verantwortung gegenüber jenen Menschen habe, die alles dafür tun, damit wir überhaupt Wettkämpfe bestreiten können.“ Druck auf die FIS ausüben? Der Boykott der Top-Nationen könnte aber auch einen anderen Grund haben: Die FIS hat heuer den ganz normalen Weltcup-Kalender durchgedrückt und eigentlich fast gar nicht auf die Corona-Pandemie reagiert – das sorgt bei vielen Nationen für Unmut. Aber: Bereits im Sommer wurde von Deutscher und Schweizer Seite ein angepasster Kalender vorgeschlagen, der unter anderem auch von den Skandinaviern abgelehnt wurde. &bdquo;Es ist darum sehr enttäuschend und nicht ganz fair, dass sie jetzt absagen“, meint beispielsweise der Schweizer Langlaufchef Christian Flury.

Einer, der richtig Angst vor dem Virus hat, ist Norwegens Star Johannes Høsflot Klæbo. &bdquo;Ich denke, dass ich mit 3 Prozent weniger Lungenkapazität nie mehr ein Langlauf-Rennen gewinnen werde“, sagte er in einem Interview. Deshalb hat sich der 24-Jährige zusammen mit seiner Freundin resolut isoliert.

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Zoff nach Boykott: In der Langlauf-Szene brodelt es

Der Langlauf-Weltcup wird an diesem Wochenende fortgesetzt. Vor den Rennen in Davos, bei denen auch der Südtiroler Michael Hellweger dabei sein wird, ist der Unmut im Athleten-Lager aber groß. Der Grund: Ein Boykott.

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