Visintin nach Horror-Sturz: „Schmerzen kaum auszuhalten“

Mit einer starken Gehirnerschütterung, einem ausgerenkten Ellbogen und einem Bänderriss im linken Arm kehrte er nach Hause zurück. Visintins Erzählung schildert die mitunter dramatischen Momente unmittelbar nach dem Sturz, als er ohne Bewusstsein auf der Piste lag.

Wie geht es Ihnen 3 Tage nach dem Sturz?

Omar Visintin: &bdquo;Es geht mir recht gut. Ich habe einen Gips am linken Ellbogen, die Gehirnerschütterung macht mir keine Probleme. Ich habe überall blaue Flecken und auch ein Schleudertrauma, aber jetzt bin ich eh in Ruhephase.“

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

&bdquo;Ich werde am Dienstag in der Madonnina-Klinik in Mailand vom Spezialisten Riccardo Accetta operiert. Gerichtet wird ein gerissenes Band am Ellbogen. Die Pfanne des Ellbogens ist trotz der Luxation in Ordnung, am Knochen ist ein Teilchen minimal weggesplittert. Eine OP wäre nicht zwingend notwendig gewesen, in Absprache mit den Ärzten haben wir uns aber dafür entschieden.“

Warum wäre sie nicht notwendig gewesen?

&bdquo;Ohne Operation hätte ich 3 Wochen Gips tragen und dann weitere 3 Wochen Reha machen müssen. Dann wäre das Risiko gewesen, dass das Band nicht richtig anwächst und ich den Arm in Zukunft nicht mehr richtig strecken und beugen kann. Bei einer OP kann ich den Gips nach einigen Tagen abnehmen und schneller mit der Reha beginnen. Aber ich habe die Gewissheit, dass das gerissene Band stabil sein wird.“

Erinnern Sie sich, wie alles passiert ist?

&bdquo;Nach meinem Sturz war ich kurz bewusstlos. Als ich wieder zu mir kam, wusste ich, dass mit dem Arm etwas nicht stimmt. Die Schmerzen waren kaum zum Aushalten. Sie haben mich mit dem Skidoo ins Ziel, dann mit dem Hubschrauber in die Chirurgie- und Sportklinik von Dr. Schenk nach Schruns gebracht. Als sie mir den Rennanzug wegschnitten vom Körper, hatte ich unglaubliche Schmerzen. Man hat dann entschieden, mir den Ellbogen unter Vollnarkose wieder einzurenken. Als ich aufgewacht bin, konnte ich das Klinikum gleich verlassen und ins Teamhotel zurückkehren.“

Hier wurde Omar Visintin nach seinem Sturz behandelt. © Screenshot

Haben Sie sich die Szene im Fernsehen nochmals angeschaut? &bdquo;Ich habe es sogar mehrmals gesehen und mit den Trainern auch analysiert. Es war schlichtweg zu wenig Platz. Alle wollten auf dieser Linie fahren. Ich habe am Ende zwar versucht, mein Brett über den vor mir fahrenden Liam Moffatt drüber zu lupfen, aber das ist mir nicht gelungen. Es war am Ende meine Schuld.“

Hätten Sie mehr Geduld haben müssen, das heißt mit einem Angriff noch warten?

&bdquo;Mehr Geduld ist leicht gesagt. Ich kam am Start schlecht weg, habe aber gleich den Anschluss an die Vorderleute wieder hergestellt. Ich wollte auch nicht gleich überholen und bin sogar aufrecht hinterher gefahren, um nicht zu schnell zu sein. Mein Brett war superschnell, wir hatten einen genialen Wachs. Ich habe mich dann an dieser Stelle für einen Angriff entschieden. Am Ende war es aber zu eng.“

Am Tag zuvor hatte Omar Visintin noch die Qualifikation für sich entschieden.

Ist Olympia im Februar 2022 in Gefahr? Welche zeitlichen Prognosen gibt es?

&bdquo;Die nächsten Rennen in Cervinia (18. Dezember) und in Krasnojarsk/Russland (8. und 9. Jänner) lasse ich sicher aus. Mein Ziel ist, bei den beiden Rennen in Valmalenco (22. Jänner) und in Cortina d'Ampezzo (29. Jänner) wieder am Start zu sein. Ich will nichts überstürzen, vielleicht nutze ich die Rennen auch nur zum Training. Ich will kein Risiko eingehen, der Fokus liegt auf dem Olympia-Rennen in Peking.“

Müssen Sie um einen Olympiastart zittern?

&bdquo;Nein. Voraussetzung ist, dass ich wieder voll gesund werde. Wir haben ein sehr starkes Team, aber ich war bei der Olympia-Generalprobe vor 2 Wochen in Secret Garden als Zweiter auf dem Podest, ich war in der Quali im Montafon der Schnellste. Meine größten Stärken sind der Kopf und der Wille. Das wissen auch die verantwortlichen Trainer, und von daher brauche ich um einen Startplatz nicht zu zittern.“

Die Anteilnahme nach Ihrem Sturz war vor allem in den sozialen Medien riesig...

&bdquo;Das hat mich schwer beeindruckt und unglaublich gefreut. Und es gibt mir noch mehr Kraft, schneller und vor allem gesund zurück zu kommen. Ich kann nicht danke genug sagen.“

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