Markus Waldner: „Wir brauchen fixe Startzeiten wie in der Formel 1“

Herr Waldner, Sie haben uns im ersten Teil dieses Interviews verraten, dass sie es sich zum Ziel gesetzt haben, den Skisport noch attraktiver zu machen. Was kann man diesbezüglich im Fernsehen verbessern?

Wir hatten sehr viele Sitzungen mit den TV-Direktoren. Gemeinsam möchten wir am Produkt, das an und für sich gut ist, Kosmetik machen. Schon beim ersten Rennen in Sölden werden die TV-Zuschauer merken, dass sich einiges geändert hat und es nun noch mehr Zusatzinfos geben wird. Die TV-Direktoren hatten einige interessante Verbesserungsvorschläge, die wir jedoch nicht alle eins zu eins umsetzen können. So wurden zum Beispiel Intervalle von drei Minuten vorgeschlagen, damit die TV-Anstalten ihre Super-Slow-Motion-Bilder und Aufnahmen mit den Krankameras mehr zeigen können – das ist jedoch nicht umsetzbar, weil es die Fans im Zielraum ansonsten verschlafen, wenn nur alle drei Minuten ein Läufer kommt. Außerdem würden sich die Pistenverhältnisse zu sehr ändern und es wäre nicht mehr sportlich fair.

Welche Änderungen streben Sie noch an?

Was ich unbedingt möchte sind fixe Startzeiten. Wie in der Formel 1 oder im Fußball: Jeder weiß, dass die Formel 1 um 14 Uhr beginnt oder eine Champions-League-Partie um 20.45 Uhr. Im Alpinen Skisport variieren die Startzeiten viel zu sehr. Das kreiert Chaos. Ich bin mir bewusst, dass es sehr schwierig wird, weil wir sehr viele verschiedene Wintersportdisziplinen haben. Aber wir werden versuchen, hier eine klare Linie reinzubringen. Genauso strebe ich an, dass es an einem Wochenende nicht mehr Abfahrten bei Damen und Herren gibt. Wenn so wie heuer eine Abfahrt der Damen in Garmisch und jene der Herren in Kitzbühel am selben Tag ausgetragen wird, dann schießen wir uns gegenseitig ab. Besser ist es, ein Speedrennen mit einem technischen Rennen zu kombinieren, weil ich den Speedbewerb zwischen den beiden Durchgängen machen kann.

Sie waren fast zwei Jahrzehnte in den kontinentalen Rennserien als Renndirektor tätig. Welches sind die größten Unterschiede zwischen dem Europacup und dem Weltcup?

Innerhalb der Rennzäune ist der Unterschied zwischen den beiden Produkten gar nicht so groß. Es geht ja in erster Linie um die Sicherheit der Athleten und deshalb wird hier in beiden Rennserien hervorragend gearbeitet. Der größte Unterschied ist die Koordination mit dem Fernsehen. Und hier ist das Wetter die große Thematik. Denn wenn du normales Wetter hast, dann läuft ja alles reibungslos. Wenn es aber Schnee, Nebel usw. gibt, dann kommt es zu Verschiebungen. Im Gegensatz zum Europacup kann ich im Weltcup das Rennen aber nicht zum Zeitpunkt X starten. Wenn ich es live übertragen will, dann muss ich mich mit den TV-Anstalten koordinieren. Und deshalb muss man für diese Eventualitäten gerüstet sein und Backup-Pläne bereit haben.

Und innerhalb der Teams?

Nun ja, im Weltcup geht es natürlich um die größeren Interessen. Natürlich versucht im Europacup auch jeder, das Maximum für sein Team herauszuholen. Aber es wird versucht, trotzdem noch fair zu bleiben. Im Weltcup geht es einfach härter zu. Ich will nicht sagen unfair, aber die Mannschaften bewegen sich schon in einem extremen Bereich, der nicht mehr gut für den Sport ist. Die sportlichen Interessen stehen dann nicht mehr im Mittelpunkt, sondern der persönliche Vorteil.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen?

Die Kurssetzung im Slalom hat im vergangenen Jahr für sehr viel Polemik gesorgt. Natürlich haben sich alle innerhalb der Regeln bewegt. Aber es war so extrem, dass es für den Sport nicht gut ist. Wir haben im Sommer viel darüber diskutiert .Ich bin der Meinung, dass man bei guten, sprich eisigen und harten Bedingungen, alles setzen kann, was man will. Und es ist gut, dass wir nicht einen Kurssetzer von der FIS haben. Wir wollen jedes Mal ein anderes Design und eine Vielfalt. Aber wenn es die Bedingungen nicht zulassen, dann muss die Kurssetzung angepasst werden.

Als Nachfolger von Günther Hujara treten Sie in große Fußstapfen: Welches sind die größten Unterschiede zwischen Ihnen beiden? Nun zunächst einmal haben wir eine Gemeinsamkeit: Wir wollen ein sicheres aber dennoch spektakuläres Skirennen und somit ein gutes Produkt kreieren. Es gibt aber mehrere Wege wie man zu diesem Ziel kommt. Günther hat viele Aufgaben auf sich konzentriert und das hat ihn mit der Zeit sehr müde gemacht, weil es einfach zu viel wurde. Ich versuche, die Aufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Und schon so bin ich am Limit unterwegs. Die Latte, die Günther Hujara gelegt hat, ist sehr hoch, denn er hat einen Spitzenjob gemacht. Ich werde nicht versuchen ihn nachzumachen, sondern ich selbst zu bleiben. Ich werde einen harten, klaren Weg einschlagen, dennoch ist mir der Dialog sehr wichtig. Es wird mit mir sicher kein Wunschkonzert geben, aber ich werde immer ein offenes Ohr haben und will hören, wo der Schuh drückt.

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