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Enttäuscht: Jannik Sinner © ANSA / SEBASTIEN NOGIER

Krimi im Fürstentum: Rune schlägt Sinner

Jannik Sinner war am Samstagabend nah dran, hatte das Finale vor Augen, musste sich schließlich aber einem überragenden Holger Rune beugen. Der Däne bezwang den Südtiroler im Halbfinale des Masters-1000-Turnier von Monte Carlo und zog ins Endspiel ein.

Auf dem Court Rainier III herrschten am Samstag suboptimale Verhältnisse, um Tennis zu spielen. Temperaturen um die 10 Grad, böiger Wind und eine Unterlage, die extrem stumpf war. Das hielt die beiden Youngsters aber nicht davon ab, ein fulminantes Match zu zeigen. Während sich die Zuschauer in dicke Jacken hüllten, zeigten Sinner und Rune, warum sie in jungen Jahren schon so erfolgreich sind: Sie spielten mit Tempo und Finesse, aggressiv und gleichzeitig überlegt, mit hundertprozentigem Einsatz und dennoch federleicht. Nach einem wahren Krimi, der 2:42 Stunden dauerte, setzte sich Rune mit 1:6, 7:5 und 7:5 durch.


Trotz des schlechten Wetters benötigte Sinner keine Sekunde, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Jeder Schlag saß: Egal ob Vorhand, Rückhand oder Aufschlag. Und obwohl der Sextner bei starkem Wind oft seine Problemchen hat, stellte er sich viel besser darauf ein als Rune. Die Folge? Die ersten Breakbälle beim Stand von 2:1 aus seiner Sicht. Konnte der Däne die ersten zwei noch gut abwehren, so beging er beim dritten einen Doppelfehler. Was danach folgte, war eine Machtdemonstration des Südtirolers: Er dominierte Rune in allen Belangen, verzückte die hinter ihm stehenden Zuschauern mit unglaublichen Schlägen und gewann den ersten Satz nach 31 Minuten – 6:1.

Starke Reaktion

Der gegen Ende des ersten Durchganges stärker werdende Regen intensivierte sich zu Beginn des zweiten Abschnittes. Ein Umstand, der Sinner aus dem Konzept brachte. Plötzlich fanden seine Grundschläge nicht mehr den Weg ins Feld, auch die Beinarbeit stimmte nicht mehr. Rune sah dies, spielte äußerst passiv und wartete auf den Fehler seines Gegenübers. Ein schnelles 3:0 war die Folge. Weil der Niederschlag nun aber zu stark und der Platz wegen der rutschigen weißen Linien zu gefährlich war, unterbrach Stuhlschiedsrichter Carlos Bernardes das Spielgeschehen.

Holger Runde spielte mit dem Publikum. © APA/afp / VALERY HACHE


Nach der rund 50-minütigen Pause fanden die Protagonisten verbesserte Verhältnisse vor, weil der Wind verschwunden war. Beide hatten damit paradoxerweise zu kämpfen, sodass das Spiel von vielen Fehlern und nur wenigen Gewinnschlägen geprägt war. Rune entlief und lag beim Stand von 5:2 aus seiner Sicht mit 30:0 voran. Ab diesem Zeitpunkt erhöhte der Sextner sein Niveau, gewann satte acht Punkte in Folge und holte sich das Break zurück. Rune ließ sich jedoch nicht hängen, returnierte stark und erspielte sich beim Stand von 4:5 zwei Satzbälle. Den ersten davon vergab er mit einer verzogenen Rückhand, den zweiten machte Sinner nach einem überragenden Ballwechsel zunichte.

Unglaubliche Ballwechsel

Der Däne legte sich nun mit den italienischen Fans an, verlor dadurch aber nicht die Konzentration, im Gegenteil: Plötzlich spielte der Däne fehlerlos, während Sinner patzte. Nachdem Rune auf 6:5 stellte, hatte er zwei weitere Satzbälle und erzwang schließlich einen dritten Durchgang.

Atemberaubende Kulisse in Monte Carlo. © APA/afp / VALERY HACHE


Das Momentum war nun auf seiner Seite – und das spürte er. Immer öfters gewann Rune die langen Ballwechsel, weil er das druckvolle Sinner-Spiel neutralisierte. Der Südtiroler musste nun sein ganzes Herz zeigen, um dranzubleiben. Genau das tat er und wehrte drei Breakbälle ab. Die Kontrahenten trieben sich nun zu Höchstleistungen an, das Niveau war extrem hoch. Doch Rune schien mehr Benzin im Tank zu haben. Beim Stand von 3:4 kam Sinner der erste Aufschlag abhanden, der Däne hatte zwei weitere Breakchancen, doch der Sextner blieb eiskalt. Allerdings war der Aufschlagverlust nur aufgehoben: Eine fantastische Rückhand, ein noch besserer Volley und ein unerzwungener Sinner-Fehler bescherten Rune einen Matchball, den er prompt verwertete.

Im Finale trifft Rune nun auf Andrey Rublev, der zuvor Taylor Fritz in drei Sätzen ausgeschaltet hatte. Sinner hingegen verlässt das Turnier mit 360 Punkten und einer großen Portion Selbstvertrauen im Gepäck. In der nächste Woche steht für den 21-Jährigen das ATP-500-Turnier in Barcelona auf dem Programm. Ob er tatsächlich daran teilnimmt, ist aber offen.

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