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Jannik Sinner ist raus. © APA/afp / COREY SIPKIN

Sinner ist in New York erneut der tragische Held

Wieder muss Jannik Sinner bei den US Open eine schmerzvolle Niederlage hinnehmen: Der Sextner verlor am Montagabend (Ortszeit) ein episches Achtelfinale gegen Alexander Zverev – nicht zuletzt, weil ihm der Körper (und der Aufschlag) einen Strich durch die Rechnung machte.

Von:
Leo Holzknecht

Ein gut funktionierender Service ist in der Tennis-Elite die Basis des Erfolgs, eine Quote erster Aufschläge über 60 Prozent fast schon ein Muss. Jannik Sinner hebelt diese Gesetze Turnier für Turnier aus – weil er so gute Grundschläge wie kaum ein anderer besitzt. In den Duellen mit den Top-Spielern wurde ihm die Aufschlagschwäche aber schon des Öfteren zum Verhängnis – so auch an diesem Abend in New York. Er spielte zwar von der Grundlinie auf Augenhöhe mit Zverev mit, erhielt von seinem Service aber nie die nötige Unterstützung. Der Deutsche nutzte dies gnadenlos aus, profitierte zudem von körperlichen Problemen des 22-Jährigen und gewann mit 6:4, 3:6, 6:2, 4:6 und 6:3.


Sinner und Zverev begannen um Punkt 21 Uhr Ortszeit das mit Spannung erwartete Achtelfinale. Trotz der späten Uhrzeit herrschten im Big Apple bei über 80 Prozent Luftfeuchtigkeit extreme Verhältnisse. Beide Akteure hatten mit den Bedingungen Probleme, schwitzten ungemein und mussten nach jedem Punkt zum Handtuch greifen. Das Match im Arthur Ashe ähnelte einem Abnutzungskampf, bei dem jener Spieler die Oberhand hatte, der aktiver war. Bereits in den ersten Ballwechseln wurde hart darum gekämpft, wer als Erster in die Offensive kommt. Zverev gelang dies zunächst besser. Vor allem mit der Vorhand übte er großen Druck aus. Sinner konnte ein frühes Break zwar schnell aufholen, musste beim Stand von 4:4 aber erneut seinen Aufschlag abgeben. Eine Quote von 47 Prozent im ersten Satz erwies sich als fatal.

Sinner schlägt zurück

Zverev musste nach dem exzellenten Startsatz etwas Luft holen – und geriet prompt mit 0:3 in Rückstand. Zum Leidwesen der anwesenden Carota-Boys war das Break aber schnell wieder weg. Sinner beklagte in Richtung seines Coaches Simone Vagnozzi, er könne mit den Beinen nicht den nötigen Druck ausüben – und holte deshalb den Physiotherapeut auf den Platz. Dieser behandelte den Oberschenkel danach bei fast jedem Seitenwechsel. Ab Mitte des zweiten Satzes war Sinner plötzlich hellwach und breakte Zverev, der nun deutlich fehleranfälliger war, erneut. Diesen Vorsprung gab der Südtiroler nicht mehr aus der Hand – 6:3.

Das Momentum war nun auf Sinners Seite. Beim Stand von 1:1 und 0:30 ließ der 22-Jährige jedoch eine große Chance liegen. Im darauffolgenden Game fasste er sich immer wieder ans Bein, zeigte ein schmerzverzehrtes Gesicht, schaffte es aber, gleich fünf Breakchancen abzuwehren. Die Krämpfe ließen allerdings nicht nach, sodass der Aufschlagverlust nur aufgeschoben war. Zverev hatte nun leichtes Spiel und machte den Sack im dritten Satz zu.

Alexander Zverev steht im Viertelfinale. © APA / AL BELLO


Zum Start des vierten Durchganges lieferten sich die beiden Protagonisten ein unglaubliches Game, das über 15 Minuten dauerte und Zverev gewann. Auch der Deutsche wirkte nun deutlich müder und von den vielen intensiven Ballwechseln gezeichnet. Mit den letzten Kraftreserven versuchte der 26-Jährige, sich über die Ziellinie zu schleppen. Ein Unterfangen, das vorerst scheiterte. Der nun wieder agilere Sinner breakte Zverev beim Stand von 4:4 und machte anschließend das 6:4 – unglaublich.

Sinners Kampf bleibt unbelohnt

Den besseren Start in den Entscheidungssatz erwischte jedoch Zverev, der auf 3:0 entlief. Dabei hatte Sinner die Chance auf das Re-Break, doch er patzte mit der Rückhand. In der Folge kratzte der Sextner immer wieder an ein abermaliges Comeback, in den entscheidenden Momenten ließ der Sextner aber den Killerinstinkt vermissen. Die verpassten Möglichkeiten rächten sich: Als Zverev nach über viereinhalb Stunden zum Match servierte, bewies er, dass er Nerven wie Drahtseile hat. Der ehemalige US-Open-Finalist verwertete seinen ersten Matchball und zog so ins Viertelfinale ein, wo Carlos Alcaraz auf ihn wartet.

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