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Jannik Sinner steht im Finale. © AFP / MARTIN KEEP

Sinner stürzt Djokovic vom Thron: Finale in Melbourne

Jannik Sinner hat am Freitag das Unmögliche möglich gemacht: Bei den Australian Open in Melbourne entzauberte der Sextner den Rekordchampion Novak Djokovic und zog so in sein erstes Grand-Slam-Finale ein. Wieder einmal schrieb der 22-Jährige Sportgeschichte.

Von:
Leo Holzknecht

6500 SportNews-Leser nahmen im Vorfeld der Partie an unserer Umfrage teil. Satte 79 Prozent trauten dem Sextner den Finaleinzug gegen den erfolgreichsten Spieler aller Zeiten zu. Und das, obwohl der Serbe in Melbourne schon zehn Mal triumphiert und noch kein einziges Halbfinale verloren hat. Seinen letzten Satz in der Vorschlussrunde verlor der 36-Jährige im fernen Jahr 2016. Davon völlig unbeeindruckt, zeigte Sinner eine sagenhafte Leistung und wies den großen Djokovic mit 6:1, 6:2, 6:7 und 6:3 in die Schranken. Im Finale kommt es nun zum Duell Daniil Medvedev, der sich in einem Fünf-Satz-Thriller gegen Alexander Zverev durchgesetzt hat.


Wenn sich Jannik Sinner einen Start hätte ausmalen können, dann wäre dieser wohl so verlaufen: Ein schnelles Break, problemlose Aufschlagspiele und schließlich der Satzgewinn. Gesagt, getan: Der Südtiroler legte vor den Augen von Rod Laver los wie die Feuerwehr. Der Aufschlag lief, mit den Grundschlägen erzeugte er einen horrenden Druck und beim Return überließ er seinem Gegner keine freien Punkte. Er profitierte zudem, dass der Weltranglisten-1. große Probleme mit seinem ersten Aufschlag hatte. Die Folge war die schnelle 3:0 Führung. Djokovic wirkte verunsichert, spielte ungewohnt hektisch und produzierte allein im ersten Satz 15 unerzwungene Fehler. Das reichte freilich nicht, um den Rückstand wettzumachen. Stattdessen breakte Sinner erneut – 6:1.

Djokovic findet keine Mittel

Letztmals hatte Djokovic im Jahr 2013 gegen Stan Wawrinka einen Satz mit 1:6 bei den Australian Open verloren. Doch sein Team um Coach Goran Ivanisevic hatte den Schock noch gar nicht verdaut, ehe er wieder gebreakt wurde. Der Serbe war konsterniert, ließ den Kopf hängen – und kassierte prompt das nächste Break. Die Zuseher trauten ihren Augen nicht. Noch nie wurde der Routinier in Melbourne derart vorgeführt. Zwar stimmte es, dass Djokovic weit entfernt von seiner Bestform war. Zur Wahrheit gehörte jedoch auch, dass Sinner schlichtweg überragend aufspielte.

2022 betrat Djokovic in Wimbledon beim exakt gleichen Spielstand die Katakomben, kam dann wie verwandelt zurück und wandelte den 0:2-Rückstand noch in einen Sieg um. Auch an diesem Tag zeigte er eine Reaktion, als er gleich im ersten Game des dritten Satzes einen Breakball dank eines stark gespielten Ballwechsels abwehrte. Das verlieh dem großen Turnierfavoriten Auftrieb. Sinner ließ sich vom stärker werdenden Gegner – und von einer kurzen Unterbrechung – nicht aus der Ruhe bringen. Es ging in den Tiebreak, wo Sinner erstmals nervös wirkte. Ein Rückhandfehler da, eine verzogene Vorhand dort – und schon stand es 4:2. Mit großer Kaltschnäuzigkeit kämpfte sich der 22-Jährige jedoch zurück und erarbeitete sich einen Matchball. Er knallte allerdings eine Vorhand ins Netz, kurz darauf zog er auch eine Rückhand lang – und schon hatte Djokovic den Satz eingetütet.

Der Serbe verließ nun den Platz, kam zurück und hatte sofort drei Breakbälle gegen sich. Sein Aufschlag half ihm aber aus der Patsche. Sinner fehlte zu diesem Zeitpunkt auch das nötige Glück. Immerhin blieb er bei eigenem Aufschlag gegen den besten Returnspieler aller Zeiten unantastbar. Als Djokovic beim Stand von 2:1 schon mit 40:0 führte, bekam der Sextner plötzlich aber dennoch eine Chance. Nicht zuletzt dank eines überragenden Punkts am Netz und einem Doppelfehler des Gegners. Und diesmal schnappte Sinner zu. In einem umkämpften Game bestätigte er kurz darauf das Break. Die Spannung stieg beim Stand von 5:3 ins Unermessliche. Zuerst ein Rückhandpatzer, dann ein Doppelfehler – Sinner taumelte, fiel aber nicht. Mit zwei Aufschlägen und einer Vorhand beendete er dieses denkwürdige Match.

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