„Ich befürchte, da geht der Reiz etwas verloren“

Lukas Hofer hat eine Saison mit Höhen und Tiefen erlebt. Nun will der Pusterer wieder angreifen – mit zwei &bdquo;neuen“ Schultern und einem etwas anderen Trainingsweg. Mit uns spricht Italiens bester Biathlet über sein Engagement in der schwedischen Nationalmannschaft, Schmerzmittel während der Saison und warum er die Regeländerungen der IBU mit gemischten Gefühlen erlebt.

Lukas Hofer, zum zweiten Mal binnen weniger Wochen mussten Sie operiert werden. Was ist passiert?

&bdquo;Seit Oktober letzten Jahres habe ich Probleme an der linken Schulter. Wie sich herausgestellt hat, handelt es sich um Arthrose. Ich musste also den gesamten Winter über Schmerzmittel nehmen und war leistungsmäßig nie bei 100 Prozent. Als die Saison zu Ende war, habe ich mich am 29. März in Zürich operieren lassen. Es wurde sozusagen eine Grundreinigung des Gelenks durchgeführt. Schon damals sagte mir Doktor Philipp Moroder (er kommt aus St. Lorenzen, Anm. d. Red.), dass auch die rechte Schulter von Arthrose betroffen ist. Weil ich aber noch keine Schmerzen hatte, entschieden wir, auf eine Operation zu verzichten.“

Nun folgte aber der zweite Eingriff.

&bdquo;Genau. In den vergangenen zwei Wochen habe ich in Schweden trainiert, da habe ich gespürt, wie sich das Problem schleichend einnistet. Deshalb habe ich sofort einen Termin in Zürich vereinbart und bin am letzten Freitag operiert worden.“

Lukas Hofer (links) nach der Operation mit Schulter-Spezialist Philipp Moroder. © Social Media

Arthrose – das klingt hart. Werden Sie wieder schmerzfrei und voll leistungsfähig Biathlon betreiben können?

&bdquo;Ich bin sehr zuversichtlich. Die Verletzung an der linken Schulter, die ich zuerst operiert habe, ist sehr gut verheilt. Ich bin da schon bei 90 Prozent. Was aufgefallen ist: Bei den Tests, die ich vor der zweiten OP gemacht habe, war der operierte Arm schon stärker als der nicht-operierte. In Kürze werde ich wieder mit dem Training beginnen können.“

„Meiner Meinung nach ist eine solche internationale Kooperation ein Modell für die Zukunft.“ Lukas Hofer

Apropos Training: Dort haben Sie einen neuen Weg eingeschlagen. Künftig trainieren Sie mit der schwedischen Nationalmannschaft. Wie kam das?

&bdquo;Ich kenne Johannes Lukas, den Cheftrainer der Schweden, schon länger. Wir haben oft geflachst, dass wir gemeinsam trainieren könnten. Es gab immer wieder mal Gespräche, die sich in diesem Jahr intensiviert haben. Wir haben beide mit den Verbandspräsidenten gesprochen und nach deren Segen entschieden, dass eine solche Zusammenarbeit sinnvoll ist. Meiner Meinung nach ist eine solche internationale Kooperation ein Modell für die Zukunft. Man vermischt verschiedene Ideen, trainiert ständig auf hohem Niveau, es gibt immer einen Konkurrenzkampf, kurzum: Es bringt alle weiter.“

Lukas Hofer schaffte es in der vergangenen Saison ein Mal auf das Weltcup-Podest. © Lehtikuva / VESA MOILANEN

Haben Sie also schon Schwedisch gelernt?

&bdquo;Fließend kann ich es noch nicht, aber ich bin fleißig beim Lernen (lacht). Eine nordländische Sprache hat mich immer schon mal gereizt. Aber Spaß beiseite: Ich habe mich im schwedischen Team gleich wie zu Hause gefühlt. Sebastian Samuelsson, Martin Ponsiluoma & Co. sind auch sehr kollegial und führen die Diskussionen immer auf Englisch.“

Werden Sie künftig also nur noch mit den Schweden trainieren?

&bdquo;Nein, es sind auch Einheiten mit den Azzurri geplant. Ich finde aber, es ist auch gut, dass die Jungen im italienischen Team stärker in die Verantwortung rücken. Didier Bionaz und Tommaso Giacomel stehen sinnbildlich für den Generationenwechsel, der sich langsam aber sicher anbahnt. So wachsen sie schneller in die neue Rolle hinein.“

Vor kurzem hat der Internationale Biathlonverband IBU neue Regeln erlassen. Die bedeutendste Neuerung ist eine Revolution des Punktesystems ( SportNews berichtete). Was halten Sie davon?

&bdquo;Es ist Zeit geworden! Durch das neue Punktesystem wird der Sieger eines Rennens deutlich höher prämiert als der Fünft- oder Sechstplatzierte. Das war in Vergangenheit nicht der Fall. Auf der anderen Seite gibt es künftig bei Weltmeisterschaften keine Weltcuppunkte mehr, das sehe ich kritisch. Ich befürchte, dass da der Reiz etwas verloren geht, weil es 'nur' um die ersten drei Plätze geht. Es könnte also sein, dass der eine oder andere nicht mehr bis zum Schluss kämpft. Vielleicht müsste man das noch einmal überdenken, viel ändern wird sich aber nicht mehr.“

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