Liebesglück im Biathlon

Man sieht sie natürlich nicht, die Funken, die beim Biathlon mitunter wilde Tänze aufführen und diejenigen in eine neue Welt entführen, die von ihnen berührt werden. Plötzlich ist alles anders. Neu, vielleicht sogar unbekannt. Speziell in jedem Fall, denn die Funken der Liebe sind ganz und gar unberechenbar. Das haben auch Lena Häcki aus Engelberg in der Schweiz und Marco Gross aus Ruhpolding feststellen dürfen. Vor sechs Jahren, während der Junioren-Weltmeisterschaft in den USA, haben sich die beiden kennengelernt. In diesem Jahr hat Marco seiner Lena in der Schweiz den großen Antrag gemacht und diesen als Geburtstagsfeier getarnt. Lebensmittelpunkt wird wohl zunächst Ruhpolding sein, denn Häcki hat noch viel vor als Biathletin und auch Marco hat noch Ambitionen, auch wenn er es schwerer hat, in die Weltcupmannschaft zu kommen, als sein Herzblatt bei den Schweizer Damen. &bdquo;Es ist ein Bonuspunkt“ Lena Häcki So ganz zufällig sind Sportlerbeziehungen ja nicht. &bdquo;Es ist ein Bonuspunkt“, sagt Häcki. Denn das Verständnis, dass der Sport oft an erster Stelle kommt, sei wichtig. Sie können gemeinsam in Ruhpolding in der Loipe ihre Runden drehen und treffen da vielleicht auf Franziska Preuss und Simon Schempp, das deutsche Vorzeigepaar in diesem Sport. Momentan muss Franzi, wie sie von allen genannt wird, oft als Seelentrösterin ihrem Simon zur Seite, weil dieser es nicht schaffte, sich bislang für die deutsche Auswahl zu qualifizieren. Dabei hatte er vor zwei Jahren bei den Olympischen Spielen in Südkorea sogar noch Silber im Massenstart gewonnen, besiegt vom Franzosen Martin Fourcade um elf Zentimeter im Zielsprint. Gemeinsam starteten Preuss und Schempp jetzt vor ein paar Tagen bei der World-Team Challenge in Ruhpolding und belegten den zweiten Platz. Ein Schlüsselerlebnis war das möglicherweise für Schempp, der einen Leistungsnachweis erbrachte, unterstützt von seiner Franzi. Und wer weiß, vielleicht können die beiden ja doch gemeinsam nach Oberhof zu den ersten Weltcuprennen des nächsten Jahres fahren. Beide sind kein Glamourpaar. Sie sind geerdet und der Boulevard rauscht glücklicherweise an ihnen vorbei. Zwei Biathlon-Ehen bei Björndalen Bei einem wie Ole Einar Björndalen etwa, dem erfolgreichsten Biathleten aller Zeiten, war das seinerzeit nicht möglich, als er die Südtirolerin Nathalie Santer, die erste Biathletin Italiens, die ein Weltcuprennen gewann, zum Traualtar führte. Glücklich jubelten sie aus ihrer Kutsche und natürlich waren die Schlagzeilen vorhersehbar: &bdquo;Traum-Ehe im Schnee“. Doch diese Verbindung hielt trotz der gemeinsamen Interessen nicht allzu lange. Mittlerweile ist der Norweger Papa und hat wieder geheiratet: Die erfolgreichste weißrussische Biathletin Darja Domratschewa. Beide arbeiten momentan beim chinesischen Verband und sollen mit ihrer geballten Fachkompetenz dafür sorgen, dass bei den Olympischen Winterspielen In Peking 2022 (kein Witz, sondern gnadenlose Wahrheit) Sportler aus dem Gastgeberland auch im Biathlon eine gute Figur machen. Wenn Amor seinen Bogen spannt, dann bedeutet das oftmals auch, dass einer der beiden Sportler sein Leben komplett verändern muss. Andrea Henkel etwa, eine der erfolgreichsten deutschen Biathletinnen, hat es nach Lake Placid verschlagen, dem Trainingszentrum der US-Mannschaft. Dort lebt sie mit Tim Burke, der während ihrer gemeinsamen aktiven Zeit ihr Herz erobert hat. Oder Uschi Disl, die mir ihren Erfolgen und ihrer frischen Art maßgeblichen Anteil hat an der jetzigen Popularität dieses Sports: Sie hat ihre Zelte in Mora (Schweden) zusammen mit dem Skitechniker Thomas Söderberg aufgeschlagen. Das Paar hat zwei Kinder und Uschi ist im Winter fast täglich in den umliegenden Wäldern ihrer Wahlheimat unterwegs. Auf Langlaufskiern. Ohne Gewehr. Die Biathlonzeiten sind endgültig vorbei und doch haben sie wie bei vielen anderen auch, ihr Leben maßgeblich beeinflusst. Und wer weiß schon, wo die Funken der Liebe in Zukunft landen werden. Sicher kann sich ja niemand fühlen. Zum Glück.

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