Dieser Bad Boy spaltet eine ganze Sportart

Der beliebteste Langläufer im Starterfeld ist er sicher nicht. Nach Niederlagen – was bei ihm schon ein Rang hinter dem Siegerpodest ist – schnallt Alexander Bolshunov gerne sofort seine Skier ab und stapft wortlos aus dem Auslauf. Keine Gratulation, kein Abklatschen mit den vor ihm Platzierten.

So geschehen auch am vergangenen Wochenende, als er und Gleb Retivykh im Teamsprint für Russland &bdquo;nur“ die Bronzemedaille holten. Da sein Teamkollege die von Bolshunov herausgelaufene Führungsposition nicht halten konnte, würdigte er diesen im Ziel keines Blickes. Es gab keine Umarmung, Glückwünsche oder Trost. Dass er sich dadurch keine Freunde im eigenen Team macht, liegt auf der Hand. Retivykh beschuldigte ihn im Anschluss, eigenhändig die Taktik während des Rennens über den Haufen geworfen zu haben: &bdquo;Ich denke, das hat meine letzte Runde ruiniert. Ich hatte da keine Energie mehr“. An Bolshunov selbst dürften diese Worte abgeprallt sein. Er zieht es ohnehin vor, sich dem Mannschaftskreis fernzuhalten und allein zu trainieren. Die Verlobte als Leistungsförderin Bei der laufenden WM in Oberstdorf sieht man den Einzelgänger fast nur in Begleitung seiner Verlobten, der russischen Langläuferin Anna Zherebyateva, die sich sportlich zwar nicht für die Titelkämpfe empfehlen konnte, dennoch aber Teil der russischen Delegation ist. Angeblich wünschte Bolshunov ihre Anwesenheit, da er in ihrer Anwesenheit bessere Leistungen zu liefern im Stande ist.

Alexander Bolshunov und Anna Zherebyateva haben sich im Jahr 2020 verlobt. © Leo Holzknecht / Anna Zherebyateva

Beim Weltcup in Lahti lieferte Bolshunov Ende Januar jedenfalls unrühmliche Schlagzeilen, als er durch eine Rüpel-Aktion unangenehm auffiel. In Finnland hatte der 24-Jährige nach einem umkämpften Schlusssprint, bei dem ihm Mäki auf der Zielgeraden keinen Platz ließ, wütend reagiert. Er schlug zunächst mit der Faust in Richtung des Finnen und streckte diesen nach dem Überqueren der Ziellinie zudem in vollem Tempo per Bodycheck nieder. Er läuft die aktuellen Rennen auf Bewährung, fällt er erneut negativ auf, wird er für zwei Weltcup-Events gesperrt.

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Bolshunovs Attacke im Zielauslauf ließ die Wogen in der Langlauf-Welt tagelang hochgehen. Von vielen Seiten setzte es blanke Empörung, offenbar ging bei der finnischen Polizei sogar eine Anzeige gegen Bolshunov ein. In Russland dagegen konterte man den Attacken. &bdquo;Der finnische Athlet hat ihn blockiert. Ich habe Verständnis dafür, dass er wütend wurde“, sagte etwa eine der erfolgreichsten Langläuferinnen aller Zeiten und jetzige Präsidentin des russischen Langlauf-Verbandes, Elena Välbe. Sein Trainer, Markus Cramer, versuchte dagegen zu beschwichtigen: &bdquo;Das sind einfach die Emotionen und das Adrenalin. Er hat absolut falsch reagiert.“ Erst Tage später schickte der Verband im Namen des Athleten ein offizielles Entschuldigungsschreiben an die Finnen. Ausufernder Erfolgshunger als Ursache? Es gibt allerdings auch eine andere Auslegung für Bolshunovs Verhalten. &bdquo;Das ist auch ein Beispiel, wie stark der Wille sein muss, wenn man da ganz vorne mit dabei sein will“, hebt etwa Deutschlands Teamchef Peter Schlickenrieder den Erfolgshunger des Sportlers in den Vordergrund, ergänzt allerdings auch: &bdquo;Nichtsdestotrotz ist das natürlich nicht akzeptabel.“

Den Erfolgshunger zeichnet Bolshunov jedenfalls wahrlich aus, denn so umstritten einige seiner Aktionen sind, so unbestritten ist seine sportliche Klasse. Bolshunov zeigte beim Skiathlon am ersten WM-Wochenende eine beeindruckende Loipen-Show und setzte sich alleine gegen fünf Norweger durch. Diese schlugen am Mittwoch über 15 Kilometer zurück und verdrängten den überraschend ausgelaugten Ausnahmekönner auf den vierten Platz. Auch am Freitag hatte er als Schlussläufer der russischen Staffel gegen seinen norwegischen Dauerrivalen Johannes Høsflot Klæbo (er beeindruckte wieder einmal mit seinem unnachahmlichen Antritt) das Nachsehen.

Wer Bolshunov kennt, weiß, dass er auf Revanche brennt. Die Chance dazu hat er ausgerechnet in der großen Königsdisziplin, dem 50-Kilometer-Rennen im klassischen Stil. Dieses bildet an diesem Sonntag den Abschluss der Weltmeisterschaft in Oberstdorf. Es wird spannend zu beobachten sein, wie viel Körner Bolshunov nach einem anstrengenden Winter noch hat. Im Gegensatz zu den Norwegern hat der Tour-de-Ski-Sieger nämlich nahezu das volle Programm absolviert.

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Er grüßt kaum, er gratuliert nur selten und legt sich mit Gegnern sowie Teamkollegen an. Die Rede ist von Alexander Bolshunov, der der gesamten Sportwelt mit seinem Verhalten Rätsel aufgibt.

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