Karoline Pichler geht hart ins Gericht: „Nichts hat geklappt“

Den 15. Jänner 2019 wird Karoline Pichler nie vergessen. Damals raste die Regglbergerin ausgerechnet beim Riesentorlauf in Enneberg am Kronplatz mit der hohen Startnummer 42 auf Rang 16. Es war das beste Weltcup-Ergebnis der 25-jährigen Südtirolerin – und gleichzeitig auch ein Lohn für die harten Zeiten, die sie in ihrer Karriere durchstehen musste. Pichlers unbändiger Wille Begonnen hat die Verletzungsmisere Pichlers bereits 2015. Damals riss sie sich im rechten Knie den Meniskus, ein Jahr später folgte ein Kreuzbandriss im linken Knie. Sie arbeitete sich wieder heran, fieberte dem Saisonstart 2016 entgegen, doch eine weitere, noch schwerwiegendere Verletzung machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Hinteres Kreuzband, Seitenbänder und Meniskus waren gerissen, zudem wurde ein Knochen im rechten Bein in Mitleidenschaft gezogen. Die Laufbahn der damals 22-Jährigen hing am seidenen Faden – auch weil im September 2017 im linken Knie erneut das Kreuzband brach. &bdquo;Ich habe gesagt, dass eine Verletzung mich nicht zum Karriereende zwingen kann. Das entscheide ausschließlich ich“, meint Pichler. Und tatsächlich gab sie fast auf den Punkt zwei Jahre nach dem folgenreichen Sturz und dem Knie-Totalschaden in Sölden ihr langersehntes Comeback.

Südtirols beste Riesentorläuferin: Karoline Pichler © Pentaphoto

Die durchwegs überzeugenden Leistungen, die im erwähnten Kronplatz-Rennen gipfelten, überraschten Pichler: &bdquo;Es ist unerwartet schnell gegangen, die Saison war eine sehr gute“, sagt sie. Die Erwartungshaltung sei anschließend natürlich gestiegen, &bdquo;bedauerlicherweise konnte ich weder meine noch jene der Trainer im abgelaufenen Winter erfüllen.“ Sie habe gedacht, dass nach ihrer Comeback-Saison alles leicht von der Hand gehe. Aber so war es nicht, im Gegenteil: &bdquo;Kein einziges Rennen war gut, es hat wirklich gar nichts geklappt“, kritisiert Pichler, die die Gründe für die durchwachsenen Leistungen nicht kennt, aber sagt, dass es sich bereits im Sommer angebahnt hätte. &bdquo;Auch im Training hat nicht viel zusammengepasst. Das gute Gefühl war weg.“

Als Konsequenz nahm sich Pichler nach den ersten beiden Weltcuprennen in Sölden und Killington eine Auszeit, stellte alles auf Null. &bdquo;Es machte keinen Sinn an den Rennen teilzunehmen, denn ich wusste, dass ich keine Chance gehabt hätte, ein gutes Ergebnis einzufahren.“ Nach der Pause kam die Petersbergerin etwas besser in Fahrt, dennoch spiegelten die Ergebnisse nicht ihr ganzes Potenzial wider. Und weil das Coronavirus der Saison ein frühzeitiges Ende setzte, hatte sie keine Chance mehr, sich in den Fokus der Trainer zu fahren. Kader-Ausschluss soll nicht das Ende sein Ihre Ängste aus eben diesem Team herauszufallen waren zu Beginn gering, war es doch die erste Saison, in der Pichler nicht wie gewohnt ablieferte. &bdquo;Als ich aber von den massiven Budgetkürzungen erfuhr, habe ich mit dem Ausschluss gerechnet“, betont sie und gesteht, dass sie sich auch Gedanken gemacht hat, ob der Skisport noch das Richtige für sie sei. &bdquo;Ich habe mir etwas Zeit genommen, gefragt, was macht Sinn, was traue ich mir zu. Und bin schließlich zum Entschluss gekommen, dass ich es noch einmal versuche.“ Jetzt wäre es zu einfach, die weiße Flagge zu hissen, behauptet sie.

Mit der Polizeisportgruppe fände sie exzellente Trainingsmöglichkeiten vor – und bekäme durch das Training in einer kleinen Gruppe auch neue Impulse: &bdquo;Es ist sehr interessant sich im Training mit Männern zu messen“, meint Pichler, die Ende Juni am Stilfser Joch bereits die Möglichkeit hatte, auf Schnee zu trainieren. Zusätzlich zu der Arbeit mit der Sportgruppe, absolviert die Riesentorlauf-Spezialisitn auch Trainingseinheiten mit der WRA, der World Racing Academy, deren Trainer ein Vinschger ist. &bdquo;Man hat die Möglichkeit, sich mit Athleten aller Herren Länder zu messen. Das ist auf jeden Fall positiv.“

Auf die Frage, welches Ziel sie in der nächsten Saison habe, antwortet Pichler salopp: &bdquo;Ich will so schnell wie möglich Skifahren. So wie ich es kann und noch schneller.“ Zuzutrauen ist es der Steh-Auf-Dame auf alle Fälle.

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