Manni Mölgg: „Die Teamkollegen lassen mich nicht aufhören“

Das Hotel seiner Familie in St. Vigil ist dieser Tage zwar noch zu, für s+ öffnet Manfred Mölgg aber trotzdem die Türen. Im Exklusiv-Interview spricht der Enneberger über seine sportliche Zukunft, warum seine Rolle als Kapitän Fluch und Segen zugleich ist, wie er seit neuestem die musikalische Stimmungskanone des Teams mimt und was er Leuten antwortet, die fragen, ob er nur mehr des Geldes wegen fährt.

Manfred Mölgg, es heißt, Sie haben vor kurzem ein ganz besonderes musikalisches Talent an sich entdeckt.

Mölgg: &bdquo;Ja, ich spiele seit kurzem Ziehorgel.“

Wie kam es dazu?

&bdquo;Mich hat das immer schon fasziniert. Nach meinem Kreuzbandriss im vergangenen Jänner habe ich mithilfe eines Musiklehrers begonnen, das Instrument zu lernen. Während der Saison war die Ziehorgel immer in meinem Auto verstaut und bei gewissen Anlässen holte ich sie auch heraus. Als Alex (Vinatzer, Anm. d. Red) in Madonna di Campiglio aufs Podest gefahren ist, habe ich aufgespielt, genauso wie bei der WM-Silbernen von Luca De Aliprandini. So eine Ziehorgel bringt einfach immer gute Stimmung rein. Hoffentlich kann ich im nächsten Jahr bei einem eigenen Podestplatz ein Stück spielen (lacht).“

Sie werden dem Ski-Zirkus also erhalten bleiben?

&bdquo;Ich spiele nicht mit dem Gedanken, aufzuhören. In den letzten Tagen haben wir noch die letzten Material-Tests gemacht und ich freue mich jetzt schon aufs Training. Ein Jahr werde ich es sicher noch durchziehen. Was danach kommt, weiß ich nicht.“

Vor einem Jahr haben Sie sich das Kreuzband gerissen. Mit 37 Jahren und einer so herausragenden Karriere hätte man auch problemlos &bdquo;Danke und Servus“ sagen können. Warum sind Sie zurückgekommen?

&bdquo;Ich werde oft gefragt, warum ich es noch mache. Gerade erst hat mir jemand die Frage gestellt, ob es wegen dem Finanziellen ist. Da sage ich ganz klar: Nein! Ich habe einfach eine riesige Passion fürs Skifahren, Herausforderungen reizen mich, ich liebe das Training. Nach dem Kreuzbandriss dachte ich mir: Das kann es doch nicht gewesen sein. Wenn ich merke, dass ich nicht mehr mithalten kann, würde ich es sein lassen. Ich habe aber gespürt, dass das Feuer noch brennt und ich weiter das Zeug habe, vorne mitzufahren – auch wenn es nicht leichter wird.“

&bdquo;Eine Olympiamedaille ist sicherlich das, was mir im Slalom noch fehlt. Das würde meine Karriere abrunden.“ Manfred Mölgg Wie fällt Ihre Bilanz zur Comebacksaison aus?

&bdquo;Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen. Ich bin teilweise recht gut gefahren, habe aber nicht immer das gezeigt, was ich mir vorgenommen hatte. Ich bin zwei Mal in den Top 10 gelandet, das ist Okay, aber nicht das, was ich mir eigentlich erwarte. Mit all dem Drumherum – dem Kreuzbandriss und der Corona-Erkrankung kurz vor Saisonstart – war es eine solide Saison, ganz zufrieden bin ich aber nicht.“

Lässt die Saison gerne beim Ski-Touren-Gehen ausklingen: Manfred Mölgg.

Lautet die Devise nun also: Volle Attacke auf eine Olympiamedaille 2022?

&bdquo;Bei den letzten Olympischen Spielen 2018 habe ich sehr gelitten. Ich war im Slalom nach dem ersten Durchgang Vierter, habe dann aber einen blöden Fehler gemacht und bin zurückgefallen. Eine Olympiamedaille ist sicherlich das, was mir im Slalom noch fehlt. Das würde meine Karriere abrunden.“

Sie werden oft als Kapitän des Slalom-Teams bezeichnet. Ist da wirklich alles so harmonisch wie in einer richtigen Mannschaft oder kämpft doch jeder für sich alleine?

&bdquo;Wir haben eine gute Stimmung in der Mannschaft, machen oft Späßchen. Klar: Wir sind Einzelsportler, deshalb kämpft auch jeder für sich alleine. Wenn mir Alex Vinatzer zwei Zehntel gibt, bin ich natürlich nicht überhappy, aber dann hat er es eben besser gemacht und soll auch vor mir stehen. Als Kapitän werde ich wohl bezeichnet, weil ich der Älteste bin. Ich versuche aber schon, meine Erfahrung weiterzugeben. Mit den Jungen wie Alex oder Simon (Maurberger) habe ich überhaupt ein gutes Feeling.“

Im Juni feiern Sie Ihren 39. Geburtstag. Macht man sich da schon Gedanken, wie es nach der Karriere weitergeht?

&bdquo;Klar, Gedanken macht man sich immer. Noch wollen mich meine Teamkollegen aber nicht aufhören lassen (lacht). Sie sagen: Das gibt’s und geht nicht. Meine Geschichte ist auch noch nicht fertig geschrieben, aber ich weiß, dass es irgendwann einmal so sein wird. Ich habe auch schon einige Sachen im Kopf, wie es danach weitergehen könnte. Vielleicht gehe ich den Trainerschein an. Wir haben zu Hause auch ein Hotel, das zurzeit Schwester Manuela mit den Eltern führt. Langweilig wird’s nicht.“

Gesamtweltcupsieger Alexis Pinturault hat vor kurzem gesagt, der Ski-Sport sei für den TV-Zuschauer zu unsexy. Er warf unter anderem die Idee von Kameras in Skistöcken ein.

&bdquo;Das ist sicherlich eine gute Idee. Heuer gab es ja schon Kameras bei einzelnen Toren und es wurde die Fahrt der Vorläufer von hinten aufgezeichnet. Aber große Änderungen zu machen, ist nicht einfach. Nehmen wir als Beispiel den Parallel-Bewerb her: In den letzten Jahren ging es in dieser Disziplin drunter und drüber, bei der WM war es dann ein komplettes Desaster. Es ist schwer, etwas zu finden, um den Weltcup attraktiver zu machen. Man sollte mit dem arbeiten, was man hat.“

Fragen: Thomas Debelyak

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