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Sport war seine Leidenschaft: Silvio Berlusconi.

Silvio Berlusconis Spuren im heimischen Eishockey

Silvio Berlusconi ist tot. Die Meldung ging am Montagvormittag international die Runde. Der Politiker, Unternehmer und Milliardär hat vielem seinen Stempel aufgedrückt – auch dem Eishockey hierzulande. Im positiven, wie im negativen Sinne.

Von:
Alexander Foppa

Silvio Berlusconi ist am Montag im Alter von 86 Jahren gestorben. Kaum eine Persönlichkeit war in Italien in den vergangenen Jahrzehnten so umstritten wie er. Mit Geschick und Cleverness hat er Großartiges aufgebaut, zugleich aber für Empörung, Skandale und Prozesse gesorgt. Er wurde verachtet und zugleich bewundert. Das galt auch für seine Abstecher auf die große Sportbühne.


Über Jahrzehnte hat er mit Milan nahezu alles gewonnen was es im internationalen Fußball zu gewinnen gab. Er hat den Fußball mitgeprägt. Zugleich aber waren seine Engagements im Basketball, Volleyball und Eishockey jedoch nicht immer von Erfolg gekrönt. Anfang der Neunziger Jahre machte Berlusconi aus dem reinen Fußballklub AC Milan eine Polisportiva, also einen sportartenübergreifenden Verein, wie es sie in anderen Ländern schon lange gab. Die Folge? Mailand avancierte zu Italiens Sporthauptstadt, es gab Siege und Triumphe auf dem Rasen, auf dem Parkett und auf dem Eis.

Allerdings hat Berlusconi keinen Sport binnen kurzer Zeit so sehr geprägt wie das Eishockey. Zur Saison 1989/90 gründete er den in den Nachkriegsjahren so erfolgreichen HC Devils Milano neu und ordnete ihn der Polisportiva Mediolanum unter. Der Vereinsname wechselte in der Folge immer wieder, von Devils Mediolanum über Lion Milano (aufgrund des Nestlé-Sponsorings) bis hin zu AC Milan. Eines blieb immer gleich: Die Erfolge. Die Devils wurden zwischen 1992 und 1994 drei Mal in Serie italienischer Meister, zudem gewann man eine Alpenliga.

Gates Orlando stemmt 1992 den Meisterpokal in die Höhe, Mäzen Silvio Berlusconi (r.) strahlt.


Berlusconis Absicht war es, aus dem Eishockey eine gewichtige Sportart in Italien zu machen, getreu dem amerikanischen Modell blätterte er horrende Geldsummen aufs Eis. Der schnellste Mannschaftssport der Welt sollte raus aus den engen Alpentälern und rein in die Arenen der großen italienischen Metropolen. Aufgrund dieser Absicht bekam der Mailänder Unternehmer aber auf Anhieb viel Gegenwind zu spüren – auch aus Südtirol. Mit seinem Eintritt in die Politik schwand Berlusconis Interesse am Eishockey ruckartig, im Sommer 1996 drehte er den Geldhahn endgültig zu, die Lizenz der Devils wurde nach Courmayeur verkauft. Drei Jahre später wurde der Verein aufgelöst.

Berlusconi holt den NHL-Superstar

Was aus Berlusconis Zeit bleibt, sind die Erinnerungen an packende Duelle der Devils gegen Bozen, Gröden, Meran und Bruneck, an Derbys gegen Saima Milano vor 11.000 Fans (bis heute Zuschauerrekord im italienischen Eishockey). Es blieb aber für lange Zeit auch ein Trend, den Berlusconi befeuert hat, wie kaum ein anderer: Jener der großen Stars aus Übersee im heimischen Eishockey. Zwar war es in jener Zeit auch bei anderen Vereinen nicht unüblich, Spieler aus der NHL nach Italien zu locken, die Mailänder toppten in jenen Jahren aber alles.

Jari Kurri (l.) im Duell mit dem damaligen Bozner Gates Orlando (r.) © eishockeyblog.ch


Jari Kurri wechselte etwa als Assistenzkapitän der Edmonton Oilers, als frischgebackener Stanley-Cup-Sieger und bester europäischer NHL-Scorer aller Zeiten in die Modemetropole und führte die Devils im Jahr 1991 mit 75 Punkten in 30 Spielen zum Titel. Die Ablöse für Kurri soll bei über einer Million Euro gelegen haben, die Dolomiten berichteten damals von einem Jahresgehalt in NHL-Sphären. Später besiegten die Mailänder mit Spielern wie Roberto Romano, Gates Orlando oder Mike Robert Napier auf internationaler Bühne sogar Teams wie Sparta Prag, Bern und Düsseldorf.


Auf die Glanzzeit folgt das Fiasko

In Bozen und anderen Eishockey-Hochburgen wollte man dem nicht tatenlos zusehen. Auch dort wurde tief in die Geldbörse gegriffen. Zum einen, um nicht sämtliche Leistungsträger in Richtung Mailand ziehen lassen zu müssen, zum anderen wollte man sich sportlich weiter auf Augenhöhe begegnen. Dies führte zur Blütezeit des italienischen Eishockeys, zu einer Epoche, die noch immer als die „Goldenen Neunziger“ betitelt wird. Jedoch hatte dieser von Berlusconi angekurbelte Prozess auch eine Schattenseite und zugleich bittere Folgen: Auf das Hoch folgte der tiefe Fall. Wo vorher noch geprahlt und geprotzt wurde, war bald kein Groschen mehr vorhanden. Es kam zum finanziellen Kollaps, von dem sich einige Vereine gar nicht mehr, andere nur schrittweise erholten. Auch das steht sinnbildlich für Silvio Berlusconi, ein Mann eben mit Licht und Schatten.

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