EM mit Hummels und Müller: Was plant Löw?

Zwei Jahre Abstinenz. Zwei lange Jahre, in denen die Diskussionen um die Ausbootung von Thomas Müller sowie Mats Hummels und Jerome Boateng nie abgerissen sind. Boateng erholt sich mittlerweile auf Ibiza und Müller und Hummels spielen tatsächlich wieder. Der deutsche Bundestrainer Joachim Löw hat also seinen Fehler von damals zugegeben. Oder hat ihn die Not zur Rückkehr der beiden Spieler gezwungen?

Es ist nicht so sehr die spielerische Komponente, die den Ausschlag zum Comeback gegeben hat. Löw musste zähneknirschend einsehen, dass ohne die erfahrenen Akteure in seinem Team eine kommunikative Leere entstand. Vor allem die unglaubliche 0:6 Niederlage gegen Spanien offenbarte, dass dem Team Leitwölfe fehlen. Erschwerend kam hinzu, dass auch Löw draußen an der Seitenlinie lammfromm war und keinerlei Akzente setzen konnte. Er wirkte wie gelähmt und vermutlich gänzlich konsterniert ob der katastrophalen Vorstellung seiner auserwählten Nationalspieler. Klar ist indes in einer solchen Situation auch, dass sich jetzt beide keine Sorgen um einen Stammplatz machen müssen. Ein paar Espressi später in Freiburg, seiner Heimat, reifte dann wohl die Erkenntnis, dass man Größe zeigen muss, um ein sinkendes Schiff wieder zu stabilisieren und danach sogar auf Kurs zu bringen. Hummels und Müller zurück ans Ruder also. Dabei hatte Löw schier unverschämtes Glück, denn die beiden Rückkehrer zeigten sich loyal und fanden sofort wieder den Anschluss an die Mannschaft. Als wären sie nie weggewesen. Klar ist indes in einer solchen Situation auch, dass sich jetzt beide keine Sorgen um einen Stammplatz machen müssen. Benzema als Beispiel In Frankreich, das ein Freundschaftsspiel gegen Wales mit 3:0 gewann, spielte Rückkehrer Benzema (er fehlte mehr als fünf Jahr wegen privater Verfehlungen) auch sofort wieder in der ersten Elf. Ebenso sie Hummels und Müller. Und über beide lief dann auch die Kommunikation innerhalb der Mannschaft. Der eine, Hummels, soll die sehr anfällige deutsche Defensive wieder zu einer Festung umbauen. Ganz gelang ihm das gegen Dänemark noch nicht, wobei er und seine vielen Innenverteidiger jetzt nicht gnadenlos gefordert wurden. Aber diese Baustelle vor Neuer konnte Hummels auf Anhieb noch nicht gänzlich beseitigen. Mats Hummels und Thomas Müller sind zurück im DFB-Trikot. © APA/afp / FEDERICO GAMBARINI

Und vorne wirbelte Thomas Müller oder wo immer er sich gerade aufhält im Spielfeld, denn seine Laufwege ähneln einer Geheimschrift auf dem Fußballfeld. Aber es war deutlich zu erkennen, dass er immer präsent war. Er wurde gesucht, er wurde gefunden. Er gestikulierte, redete. Er führte. Schade, dass er seine große Torchance nicht nutzte. Was wäre das für Einstand gewesen. Am Ende stand ein Unentschieden gegen Dänemark. Vielleicht ein perfektes Resultat, weil es die Spannung hochhält. Ein klarer Sieg, der aufgrund der Torchancen möglich war, hätte zu schnell nach den Fehlern der Vergangenheit möglicherweise zu verführerischer Zufriedenheit geführt. Zudem hat ja Joachim Löw erst jetzt seinen gesamten Wunschkader zur Verfügung, nachdem die in England tätigen Spieler jetzt auch eingetroffen sind. Mit ein paar Kniffen haben sie die Quarantänebestimmungen ausgetrickst, die sie normalerweise getroffen hätten.

Joachim Löw hat also jetzt wieder die Qual der Wahl, zumal auch Toni Kroos seine Corona-Krankheit nach eigener Aussage gut überstanden hat und auf seinen Einsatz drängt im Mittelfeld, wo Löw eine ganze Armada an Klassespielern zur Verfügung hat. Einige werden auf der Bank sitzen beim nächsten Spiel. Falsche Position einfach. Hummels und Müller können das mit Distanz lässig beobachten, wie da um ein paar Plätze im Team gekämpft wird. Rückkehrer, die der Nimbus als Heilsbringer und Retter in letzter Not zwangsläufig umgibt, sind, was ihren Einsatz betrifft, fein raus. So gesehen haben sich die zwei Jahre Wartezeit gelohnt.

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