Simon Laner über seinen Freund Jorginho: „Ein Witzbold“

Wenn Laner sich an die gemeinsame Zeit mit seinem Freund Jorginho bei Hellas Verona erinnert, gerät er ins Schmunzeln: &bdquo;Ein schlauer Kerl, der dauernd redet.“ Er ist allerdings nicht der einzige in Italiens Auswahl, den der Meraner bestens kennt: Auch über Giorgio Chiellini weiß er einiges zu berichten. All das hat Laner in diesen persönlichen Kommentar gepackt, mit dem er einen Blick aufs EM-Finale zwischen Italien und England wirft.

Für mich gibt es am Sonntag einen klaren Favoriten. Wenn man sich die letzten Spiele von Italien und England anschaut, dann haben die Azzurri die deutlich besseren Karten. Klar, England hat einen starken Kader, einen super Angriff. Aber bei Italien ist die Gruppe besser – und sie spielen einen super Fußball. Manchmal könnte man meinen, dass sie schon seit 10 Jahren zusammen spielen, weil sie einen wahnsinnigen Zusammenhalt haben. Und noch etwas spricht für die Squadra Azzurra: Italien hat die technisch versiertere Mannschaft, vor allem im Mittelfeld. Nur im Sturm sehe ich England etwas besser.

Englands Stürmer werden es gegen die italienische Abwehr aber alles andere als einfach haben. Harry Kane ist ein ähnlicher Spielertyp wie Romelu Lukaku: Er holt sich oft auch gerne im Mittelfeld den Ball, hat außerdem eine starke Physis und kann deshalb den Ball halten und verteilen. Doch gegen Italiens Innenverteidigung mit Giorgio Chiellini und Leonardo Bonucci wird ihm das alles nicht leicht fallen. Wahrscheinlich werden die beiden etwas offensiver agieren, Kane manndecken und ihn nicht ins Spiel kommen lassen. Die Außenverteidiger haben dann die schwierige Aufgabe, Englands Flügel im Zaum zu halten. Mit Leonardo Spinazzola ist Italien ein wichtiger Spieler verloren gegangen, aber wie gesagt: Als Mannschaft kann man da dagegenhalten – und heuer ist der überragende Teamgeist Italiens größter Trumpf.

Mit diesen beiden Italien-Stars stand Simon Laner bereits am Platz: Jorginho (l.) und Giorgio Chiellini. © APA/afp / MATT DUNHAM

Im Mittelfeld der Azzurri steht mit Jorginho einer meiner Freunde aus alten Tagen auf dem Platz. Ich hatte das Vergnügen, mit ihm zwei Jahre lang bei Hellas Verona zu spielen. Damals war er noch jung, erst 22 Jahre alt, aber die Qualität, die er heute auf dem Feld zeigt, hatte er immer schon. Er ist mit dem Kopf immer zwei Spielzüge voraus, weiß immer, was als nächstes passiert. Er liest das Spiel wie wenige andere. Ob ich ihm diesen Sprung zugetraut hätte? Von der Qualität her sicher. Nur an der Physis hat es ihm damals gemangelt. Doch ein intelligenter Spieler weiß, wo er sich verbessern muss, und Jorginho ist ein ungemein schlauer Kerl. Bei Hellas war er einer der besten auf dem Feld. Das war dann ja auch sein Sprungbrett, danach ist er zu Napoli gewechselt, wo er zum Star wurde. Chiellini war damals schon das physische Monster Bei seinen Spitznamen muss ich immer schmunzeln. &bdquo;Il professore“ wurde er erst nach unserer gemeinsamen Zeit genannt, aber &bdquo;Radio Jorginho“ – das trifft auf alle Fälle zu. Er redet immer, sowohl auf dem Feld als auch abseits. Er ist ein super Junge, der gerne auch einmal ein wenig stänkert, nicht alles zu ernst nimmt, ein richtiger Witzbold. Wenn es darauf ankommt, ist er aber immer zu 100 Prozent bei der Sache. Dieser Mix macht ihn zu einem wunderbaren Mitspieler. Bei Verona haben wir super harmoniert, ich war für die Balleroberungen zuständig und habe den Ball Jorginho gegeben, der dann das Aufbauspiel geleitet hat.

Auch mit Giorgio Chiellini hatte ich die Ehre, zusammen zu spielen. Wir wurden miteinander Europameister. 2003 war das, in Liechtenstein, mit der U19. Da waren auch andere Kaliber wie Alberto Aquilani oder Giampaolo Pazzini im Kader. Chiellini war damals schon das physische Monster, das er heute ist. Er ist zwar, genauso wie ich, etwas in die Jahre gekommen, hat nicht mehr die Spritzigkeit von früher, aber auf dem Feld ist er immer noch unglaublich präsent. Er hat diesen Mix aus Aggressivität, Gelassenheit und Seriosität und ist deshalb nach wie vor einer der Besten auf seiner Position.

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