a Serie B

Daniele Casiraghi ist der Hoffnungsträger in der FCS-Offensive. © Bordoni (3)

Diese Dinge muss der FCS in der Pause reparieren

Nach zwei Niederlagen in Folge kommt die Länderspielpause für den FC Südtirol gerade zur rechten Zeit. Trainer Pierpaolo Bisoli hat einiges an Arbeit vor sich, denn gegen Parma (0:2) und Pisa (1:2) offenbarten sich die Schwachpunkte der Weiß-Roten.

Katastrophal verläuft die bisherige Saison des FC Südtirol nicht. Trotzdem ist die Stimmung bei den Weiß-Roten nicht die beste. Es mehren sich die kritischen Stimmen im Umfeld. Der Spielstil von Bisoli sei zu destruktiv, die Mannschaft qualitativ nicht gut genug und die Sommer-Transferperiode schlecht für den Verein gelaufen. Was ist an diesen Themen dran und wo liegen die Defizite der Südtiroler?


Der FC Südtirol hat in der Vorsaison ein Fußballmärchen geschrieben. Entgegen aller Prognosen und Statistiken hat Bisoli mit seiner Mannschaft das Playoff-Halbfinale erreicht, wo man gegen Bari die Segel streichen musste. Bisoli nahm sich in der Folge etwas Zeit, um über seine Zukunft in Bozen zu reflektieren – aus gutem Grund. Der FCS-Trainer ist als harter Hund bekannt, der seine Spieler aufs Äußerste fordert. Viele Profis laugt der Stil von Bisoli aus. Das ist kein Geheimnis und wird von ehemaligen Bisoli-Schützlingen bestätigt. Dazu kommt, dass die Spielidee von Bisoli die Spieler zusätzlich fordert. In (fast) jedem Spiel hat der Gegner viel mehr Ballbesitz, es prasseln zahlreiche Flanken in den Strafraum und durch das permanente Konterspiel muss in der Offensive viel gesprintet werden. Das ermüdet.

Daouda Peeters konnte in seinen wenigen Einsätzen bisher überzeugen. Ein Spielgestalter im Mittelfeld ist der Belgier aber nicht.

Doch was hat sich im Vergleich zum Vorjahr geändert? Warum wird der Stil von Bisoli plötzlich von Fans und Journalisten als „destruktiv“ bezeichnet? Im Grunde wenig, bis auf die Ergebnisse. Allerdings ist Fußball immer noch ein Ergebnissport und vielen Zuschauern ist es schlichtweg egal, wie der FCS zu seinen Siegen kommt. Hauptsache, das Resultat passt. Dabei sind viele Statistiken aus dem Vorjahr mit den heurigen (fast) identisch. Nach wie vor sind die Südtiroler jene Serie-B-Mannschaft mit dem wenigsten Ballbesitz. Im Vergleich zur Vorsaison hat sich dieser sogar leicht erhöht. Eines der größten Probleme der Weiß-Roten liegt allerdings in einem anderen Bereich. Nur Aufsteiger Feralpisalò erspielt sich noch weniger hochkarätige Torchancen als der FCS. Werden die Elfmeter herausgerechnet (und davon gab es immerhin schon 5), ist der FC Südtirol sogar mit Abstand die offensivschwächste Mannschaft der Liga (der xG-Wert aus dem Spiel heraus liegt bei 8,2*).

Aber: Das wohl größte Sorgenkind von Bisoli ist die Abwehr. Dort gibt es gleich mehrere Schwachpunkte – strukturelle und personelle. Im Vorjahr war der FCS in den Luftduellen fast unbezwingbar. Keine andere Mannschaft in der Liga hatte die Strafraum-Verteidigung so gut drauf, wie die Südtirol. Das ist heuer anders. Bei Flanken ist der FCS anfällig geworden, auch gegen Pisa fiel das erste Gegentor nach einem hohen Ball in den Strafraum. Woran liegt das und was ist heuer anders als im Vorjahr?

Die Rolle der Sommertransfers

Hier kommt der Sommer-Transfermarkt in das Spiel. Sportdirektor Paolo Bravo hat eine komplette neue Elf nach Bozen geholt, wobei viele Neuzugänge nicht eingeschlagen haben. Vor allem in der Abwehr gibt es einige Flops. Luca Ghiringhelli passt nicht zu Bisolis Stil (was man vorher hätte wissen können, immerhin ist der Außenverteidiger 31 Jahre alt und nicht erst seit gestern in Italien), Serie-C-Emporkömmling Cristian Shiba hat noch keine Sekunde gespielt. Linksverteidiger Andrea Cagnano kommt bei Bisoli ebenfalls nicht gut an und Giuseppe Cuomo läuft seiner Form seit dem Wechsel von Crotone nach Bozen hinterher.

Giuseppe Cuomo tut sich beim FC Südtirol schwer.


Andrea Giorgini und Cuomo sind kein gleichwertiger Ersatz für Marco Curto (Como) und Giovanni Zaro (Modena). Vor allem Giorgini war zuletzt ein Risikofaktor in der Abwehr, worauf Bisoli nach dem Pisa-Spiel auch angesprochen wurde. Der Trainer stellte sich vor seinen Spieler – allerdings ohne Konsequenzen auszuschließen. Fabian Tait als Rechtsverteidiger ist eine Option, die durchaus eine Rolle in Bisolis Gedankenspielen spielt. Dann würde allerdings ein wichtiger Mann im Zentrum fehlen, wo der Spielmacher fehlt. Zur Erinnerung: Der dort eingeplante Francesco Di Tacchio war nach wenigen Wochen wieder weg und wurde nicht ersetzt.

Ob im Ballbesitz, beim Herausspielen von Torchancen oder im Defensivspiel – der FC Südtirol hat in allen Bereichen Luft nach oben. Allerdings muss sich Bisoli seinen Kernthemen widmen, denn nicht überall haben sich die Weiß-Roten im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Auch wenn die subjektive Meinung eine andere sein mag, objektiv betrachtet hat sich gar nicht so viel getan. Dass der FCS im Vorjahr einige glückliche Siege eingefahren hat, haben alle Statistiken gezeigt. Nur hat es damals die wenigsten interessiert. Dieses Momentum hat sich geändert und ist zurzeit nicht auf Seiten der Südtiroler. Gepaart mit dem Qualitätsverlust in der Abwehr und dem Mittelfeld-Zentrum führt es dazu, dass es hakt. Trotzdem: Der FCS steht mit 16 Punkten (und einem Nachholspiel) auf Rang 12, unterirdisch ist das ganz und gar nicht.

*Quelle: Opta/FBref/xG-Wert: Expected Goals beschreiben den statistischen Wert von Torchancen bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass ein Torschuss zu einem Treffer wird. Ein Elfmeter hat z.B. einen xG-Wert von ca. 0,75, weil rund ein Viertel aller Elfmeter verschossen werden.

Schlagwörter: Fussball Serie B FC Südtirol

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