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Robert Öhler und Giovanni Toffoli im Zweikampf. © Max Pattis

Zuerst streikt das Eis, dann jubeln die Marathonmänner

Das zweite Finalspiel der Alps Hockey League (AlpsHL) hielt am Samstag so einige Kuriositäten bereit: Defektes Eis, eine verrücktes Ausgleichstor und eine Verlängerung, die nie enden wollte. Letztendlich hatten erneut die Rittner Buam den längeren Atem, die gegen Cortina somit mit 2:0 in der Serie in Führung gingen.

Das Duell zwischen den beiden Finalisten war im Olympiaort von 2026 vor allem eines: Eine Geduldsprobe. Das lag einerseits am Geschehen auf dem Eis, das die 835 Zuseher 93 Minuten lang in den Bann zog. Andererseits aber auch an dem, was sich zwischen dem ersten und dem zweiten Drittel ereignete. Weil die Eismaschine ein Defekt hatte, verzögerte sich die Wiederaufnahme des Spielbetriebs nämlich um rund 25 Minuten. Die Helfer mussten sogar mit dem Feuerlöscher anrücken, um das Problem zu beheben. Als dann endlich gespielt werden konnte, zündeten die beiden Teams ein Feuerwerk, an dessen Ende die Südtiroler mit 5:4 nach Verlängerung siegten.


Die Fans im Olympiastadion wurden an diesem Abend Zeugen eines Spiels, das das komplette Gegenbild des ersten Duells war. Es ging auf und ab, Torchancen gab es zuhauf, die Fantasie wurde der taktischen Disziplin vorgezogen und das Abtasten komplett bei Seite gelassen. Und so war es nur logisch, dass es den ersten Höhepunkt bereits nach wenigen Minuten gab: Jakob Prast legte herrlich für den erst 19-jährigen Tobias Graf ab, der sich frei vor Hawkey nicht zwei Mal bitten ließ und sein zweites Playoff-Tor erzielte. Cortinas Antwort kam in Person von Routinier Francesco Adami: Nachdem Riccardo Lacedelli im Powerplay nur den Pfosten traf, war der 38-Jährige mit dem Nachschuss zur Stelle. Nur 56 Sekunden später ließ Manuel Öhler die Cortina-Anhänger wieder verstummen, als er sich gegen Gabriele Parini durchsetzte und Goalie Hayden Hawkey mit einem Drehschuss bezwang.

Ein Wechselbad der Gefühle

Nach der angesprochenen Pause ging es in der gleichen Gangart weiter: Beide Teams drückten aufs Tempo und suchten den Weg nach vorne. Prallten die Ampezzaner zunächst am starken Furlong ab, so konnten sie binnen 43 Sekunden gleich zwei Mal jubeln. Zuerst knallte Gregory Di Tomaso in Überzahl einen herrenlosen Puck ins Kreuzeck, ehe Luca Barnabò einen Colli-Schuss unhaltbar abfälschte. Kurz darauf verpasste Tim Doherty mit einem Stangenschuss die Vorentscheidung. Auf der anderen Seite bestrafte Fink einen Abpraller des unsicher wirkenden Hawkey und stellte wieder alles auf Null. Für den Stürmer, der heuer bereits 21 Tore erzielt hat, ging damit eine über einmonatige Durststrecke zu Ende.

Max Coatta erzielte das 4:4. © Max Pattis


Cortina war an diesem Abend insgesamt die wachere, aktivere Mannschaft. Und jene, die in den Special Teams unheimlich konsequent agierte: Nachdem Di Tomaso einen Hochkaräter nicht nützte, hatte der Italo-Kanadier wenige Minuten später in Überzahl leichtes Spiel: Doherty eroberte hinter dem Tor den Puck, spielte zu Diego Cuglietta, der seinerseits wunderschön für Di Tomaso weiterleitete. Der Verteidiger hatte dann nur noch das leere Tor vor sich. Die Buam, bei denen Julian Kostner schmerzlich vermisst wurde, gaben nicht auf – und kamen 22 Sekunden vor Schluss tatsächlich noch zum Ausgleich. Adami verlor an der blauen Linie den Puck, Simon Kostner sah den vor dem Tor lauernden Max Coatta, der den unverhofften Ausgleich erzielte.

Cortina war davon keineswegs geschockt und startete wie die Feuerwehr in die Verlängerung. Furlong musste ein ums andere Mal über sich hinauswachsen – nicht zuletzt, weil die Buam gleich drei Strafen zogen und in Unterzahl stark unter Druck gerieten. Die beste Chance gab es aber auf der anderen Seite durch Coatta, der den Puck allerdings nicht richtig traf. Weil kein Tor in den ersten 20 Minuten fiel, musste die zweite Overtime den Spielausgang bestimmen. Nun standen nur noch sechs Feldspieler auf dem Eis. Die Müdigkeit war beiden Teams anzumerken. Wer aber nicht müde war, war Alan Lobis. Der Kalterer ließ auf Szypula-Zuspiel die Defensivreihe alt aussehen und verlud auch Hawkey herrlich. Die mitgereisten Buam-Fans waren völlig aus dem Häuschen.

Kein Einzelfall

Die Tuomie-Truppe hat also einmal mehr unter Beweis gestellt, dass sie in der Verlängerung eine Macht ist. Bereits gegen die Wipptal Broncos entschied der Italienmeister eine 100-minütige Overtime für sich. Am Dienstag können sich Terrance Amorosa & Co. in Klobenstein (20 Uhr) den ersten Matchpuck erkämpfen.

SG Cortina – Rittner Buam 4:5 n.V.

COR: Hawkey (Lancedelli); Michael Zanatta-Seed, Di Tomaso-Colli, Luca Zanatta-Larcher, Parini; Juhola-Cuglietta-Zardini Lacedelli, Traversa-Doherty-Riccardo Lacedelli, Sanna-Adami-Barnabò, Alverà-Toffoli-Pompanin, Giacomo Lacedelli.
Coach: De Bettin

RIT: Furlong (Plattner); Amorosa-Insam, Lang-Hjorth, Marzolini-Ginnetti, Valentini-Uffelmann; Fink-Simon Kostner-Coatta, Giacomuzzi-Lobis-Prast, Manuel Öhler-Szypula-Spinell, Graf-Robert Öhler-Tauferer.
Coach: Tuomie

Tore: 0:1 Graf (2.07), 1:1 Adami (14.48), 1:2 Manuel Öhler (15.44), 2:2 Di Tomaso (32.14), 3:2 Barnabò (32.57), 3:3 Fink (37.58), 4:3 Di Tomaso (50.16), 4:4 Coatta (59.38), 4:5 Lobis (93.07)

Zuschauer: 835

Stand in der Serie: 0:2

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