S+
Felix Marx am jubeln nach einem WU-Touchdown. © Lukas Zottl

b American Football

Felix Marx am jubeln nach einem WU-Touchdown. © Lukas Zottl

Amerikanisches Footballfest mit Südtiroler Touch

Laut, bunt und energiegeladen: das sind die ersten Gedanken, die in den Kopf schießen, sobald man beim Summerbowl ankommt. Mehrmals jährlich zieht die, nach amerikanischem Vorbild aufgezogene, Uni-Liga tausende an Studierenden an die Sportarenen, um dem Sportspektakel dort beizuwohnen. Beim Summerbowl 2025 waren es ein Rekordhoch von ganzen 8.000 Zuschauern.

Die „Austrian College Sports League“ wurde 2015 von Lawrence Gimeno gegründet. Die Liga schreibt sich Zugehörigkeit und Unispirit auf die Fahne und lädt jeden dazu ein, an den Spielen teilzunehmen, egal, wie viel Ahnung man vom Sport hat. Laut sein und die eigene Uni anfeuern, das ist die Hauptsache. Bei den Events der ACSL kommen Leute von überall zusammen. Diverse Menschen aus verschiedensten Kulturen wollen diese Sportfeste unvergesslich machen. Die ACSL gibt jedem die Chance, neue Leute kennenzulernen oder den Einstieg in die Berufskarriere zu machen. Um das in Zukunft zu garantieren, will man die Liga auf ganz Österreich, und vielleicht irgendwann auch ganz Europa, erweitern.


Das größte Event des Jahres ist der Summerbowl, präsentiert von EFS Consulting. Die Verlierer der Playoff-Halbfinals spielen aus, wer die Bronzemedaille gewinnt. Danach treten die Sieger der Playoff-Halbfinals im Finale gegeneinander an, um den ACSL-Champion zu küren. Das Event soll das Studienjahr beenden und gleichzeitig den Sommer einläuten. Es wird an nix gespart: zahlreiche Essensstände, durchgehende Unterhaltung durch DJ-Performances und Cheerdancer, Livemusik als Halbzeitshow.

Knapp unter zehntausend Studierende holen sich Tickets, um das wichtigste Spiel des Jahres nicht zu verpassen. Wer nicht vor Ort sein kann, kann den Summerbowl problemlos auf simpli.tv schauen. Nachdem die letzten drei Ausgaben des Summerbowl von der UniWien gewonnen wurden spielt im diesjährigen Finale das erste Mal seit 2022 die TU. Und zwar gegen die WU, die zwei bittere Finalniederlagen hintereinander verkraften musste.

Viertel für Viertel zur Summerbowl-Krone

Bereits vor Spielbeginn ist klar zu erkennen, dass die Fans richtig Bock haben – vor allem die von der TU. Mit 110 Dezibel sind sie die lautesten Fans, die der Summerbowl je gehört hat. Beim Einlauf der Teams zwischen Feuersäulen ist die Anspannung schon zu spüren. Die WU-Fans geben lautstark den Ton an, die TU-Fans eskalieren. Sobald ihr Team mit schwarz-violetten Pyros aus dem Tunnel gelaufen kommt, explodieren sie. Schwarz gegen Weiß – die Taktikschlacht kann beginnen.

Erstes Viertel – TU überrascht
Das Match startet direkt spannend. Die TU weiß, dass sie auf einen starken Gegner treffen. Mit Trickplays versuchen sie, vom Anpfiff an ihren Gegner zu überraschen. Die WU wehrt sich mit defensiver Disziplin stark gegen die Anfangsdominanz der TU und wagt immer wieder mutige Vorstöße. Jedoch fehlt beiden Teams in der Endzone die Konsequenz und Durchschlagskraft. Deshalb geht es ohne Touchdown in die Viertelpause.

Zweites Viertel – WU wacht auf
Die WU kommt deutlich heißer aus der Pause und macht von Anfang an viel Druck. Defensiv lassen sie nichts anbrennen und offensiv fehlt ihnen das Glück, um zu scoren. Im Laufe des Viertels wird die WU immer stärker und lässt der TU keinen Raum zum Atmen. Das Ganze gipfelt, als drei Minuten vor Halbzeit von der WU endlich der erste Touchdown des Spiels erzielt wird. Die Fans sind jetzt endgültig angekommen. Die TU-Spieler waren wohl gedanklich schon in der Halbzeitpause, denn Reaktion kommt keine mehr.

Drittes Viertel – WU gnadenlos
So wie die erste Halbzeit geendet hat, beginnt die zweite: 13 Sekunden braucht die WU nach Wiederanpfiff, um den nächsten Touchdown zu erzielen. Die TU kommt aus dem Konzept. Einfache Fehler schleichen sich ins Spiel, die Ideen in der Offensive bleiben aus und die Fans werden leiser. Die TU probiert viel, jedoch bleiben die Offensivversuche erfolglos. Sobald die Reaktion in keinem Touchdown endet, wird das Spiel taktischer. Kein Team schafft es, in die Nähe der Endzone zu kommen, und die WU-Defensive erstickt die TU-Angriffe im Keim.

Viertes Viertel – Dominanz auf voller Länge
Das letzte Viertel bricht an, und die WU hat direkt Bock. Nach etwas mehr als einer Minute scoren sie erneut. Das Ergebnis zeugt von einem einseitigen Spiel, doch die TU will nochmal. Durch die Fans im Rücken wachen sie auf und können immer wieder gefährliche Aktionen starten. Ein schlechter Pass des TU-Quarterbacks wird glücklich abgefälscht, und die TU kann endlich den Anschluss erzielen. Die Fans rasten aus und wollen den ersten Summerbowl der Unigeschichte unbedingt nach Hause holen. Doch anstatt darauf aufzubauen, antwortet die WU mit dem nächsten Touchdown.

Insgesamt ist die TU-Defensive zu löchrig. Aber die TU lässt sich immer noch nicht unterkriegen. Dank ihrer starken Defensive und Last-Man-Tackles weiß die WU alle offensiven Versuche der TU abzuwehren. Doch die TU hat noch ein Ass im Ärmel. Durch einen perfekten Pass schafft es der Quarterback, einen Touchdown einzuläuten und die Hoffnung der TU-Fans wieder aufleben zu lassen. Doch nicht für lange: Sofort danach versucht die TU einen Onsidekick, den ein WU-Spieler abfangen kann und sich die Chance, den Vorsprung auszubauen, nicht nehmen lässt. Die TU erzielt zwanzig Sekunden vor Schluss nochmal ein paar Punkte, aber es ist zu spät.
Endstand 34 zu 20. Die WU ist Summerbowl-Sieger 2025!

Über den Brenner in die Hohe Warte

Auch Südtiroler haben beim Summerbowl auf dem Rasen der Hohen Warte Schweiß und Herzblut gelassen. Mit Felix Marx, Dominik Trebo, Adriano Incantalupo, Alexander Haidacher, Jakob Ploner, Raphael Brunello und Maxim Kozik (abwesend am Spieltag) sind sieben Südtiroler Teil der beiden Unimannschaften, die den Summerbowl unbedingt gewinnen wollten. Und der Südtiroler Einfluss beschränkt sich nicht nur auf die Footballteams: mit Irina Santifaller und Katharina Hofer gibt es bei den ACSL Cheerdancer zwei Südtirolerinnen.

Beide Teams brannten bereits vor Spielbeginn im Lockerroom auf das große Finale. Laut Marx (WU) und Brunello (TU) wurden sie von ihren Coaches bestens vorbereitet. Die Vorfreude am Spiel stand in der Luft, doch die Nervosität ist über den Verlauf der Vorwoche immer stärker geworden. Mit dem Anpfiff sei das Herzklopfen sofort verschwunden, meint Marx. Man fokussiert sich vollkommen auf das Spiel. Jeder im Team weiß, dass er gebraucht wird. Egal, ob Offense, Defense oder Special Teams eine ACSL-Mannschaft ist wie eine Familie. Egal, wie man körperlich drauf ist oder ob man im Hintergrund arbeiten will, jede*r findet einen Platz in der Mannschaft. Man findet Freunde fürs Leben und kann sich ein gutes Netzwerk für die Zukunft aufbauen.

Brunello sagt, dass alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Alle pushen sich gegenseitig, egal ob man startet oder vorerst an der Seitenlinie ist. Teil eines ACSL-Teams zu sein, ist Teil von etwas Größerem zu sein. Man findet schnell Anschluss, lernt, im Team zu arbeiten und diszipliniert zu sein. Der Teamgeist reicht über den Platz hinaus, auch im Studium oder bei privaten Angelegenheiten helfen die Teammates.

Marx spricht von vollkommener Erleichterung, nachdem er persönlich zwei Finals hintereinander verloren hatte. Man hat nicht oft die Möglichkeit, in so einem Spiel zu spielen, und verfolgt von vergangenen Niederlagen ist das Gefühl, als Sieger vom Platz zu gehen, umso besser.

Die Südtiroler Teilnehmer*innen am Summerbowl<?ZE?>V.l.n.r.: Irina Santifaller, Felix Marx, Raphael Brunello, Jakob Ploner, Adriano Incantalupo, Alexader Haidacher, Dominik Trebo, Katharina Hofer.<?ZE?> © Daniel Hahofer

Die Südtiroler Teilnehmer*innen am SummerbowlV.l.n.r.: Irina Santifaller, Felix Marx, Raphael Brunello, Jakob Ploner, Adriano Incantalupo, Alexader Haidacher, Dominik Trebo, Katharina Hofer. © Daniel Hahofer


Brunello auf der anderen Seite könnte kaum enttäuschter sein. Obwohl es der erste Summerbowl seit 2022 für die TU war, rechneten sie sich gute Chancen auf einen Sieg aus. Sie waren die gesamte Regular Season ungeschlagen und besiegten die WU bereits zuvor. So knapp die Championship zu verpassen, ist eine riesige Enttäuschung.

Der Respekt, den die Unis füreinander haben, ist sehr groß. Marx spricht von einem schweren Sieg über die TU. Die WU habe es sich verdient, zu gewinnen, aber die TU verdient sich für deren Leistung ein großes Kompliment. Laut Marx waren sie konditionell besser und wollten es mehr. Auf zukünftige Spiele gegen die TU freut er sich riesig. Brunello findet, er hätte sich persönlich mental besser auf das Finale vorbereiten sollen. Footballspiele gewinnt man im Kopf. Die Enttäuschung ist zwar groß, aber er ist dennoch stolz auf sein Team und meint, dass es spielerisch gereicht hätte – wie sie es im vierten Viertel bewiesen haben.

Ob Sieg oder Niederlage, der Summerbowl bleibt für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis, das den Unispirit in seiner ganzen Intensität einfängt. Die Spieler beider Teams schwärmen von ihrer Mannschaft und sind stolz auf das Erreichte. Und wer weiß – vielleicht wird schon bald das nächste Kapitel Südtiroler Unisportgeschichte geschrieben

Kommentare (0)

Bestätigen Sie den Aktivierungslink in unserer E-Mail, um Ihr Konto zu verifizieren und Kommentare zu schreiben. Aktivierungslink erneut senden
Vervollständigen sie Ihre Profil-Angaben, um Kommentare zu schreiben.
Profil bearbeiten

Sie müssen sich anmelden, um die Kommentarfunktion zu nutzen.

© 2025 First Avenue GmbH