Der Brixner im Super Bowl

Der Brixner hat mit uns über seine erste Saison in der NFL, das Training mit den Football-Stars und sein Leben in Los Angeles in einem ausführlichen Interview gesprochen.

Herr Pircher, Ihre erste NFL-Saison liegt bald hinter Ihnen, welches Fazit ziehen Sie? &bdquo;Es war eine unglaubliche Saison – extrem cool. Ich habe sehr viel dazugelernt. Das bezieht sich auch auf den menschlichen Bereich – da sind viele neue Freundschaften entstanden. Dennoch ist alles immer noch ganz neu für mich, also immer noch etwas schwer zu realisieren, dass ich tatsächlich hier stehe. Ich habe das ganze Jahr mit dem Team trainieren dürfen, an den Spieltagen war ich immer im Stadion mit dabei. Also alles in allem war es eine wunderbare Erfahrung und das Highlight steht ja noch aus.“

Genau, schließlich stehen Sie mit den Rams heute im Super Bowl und das auch noch im eigenen Stadion. Was ist das für ein Gefühl? &bdquo;Einfach nur ein super Gefühl. Umso schöner zu wissen, dass man die Fans auch noch auf seiner Seite hat. Beim Super Bowl wird der Final-Ort ja immer schon Jahre vorher festgelegt, deshalb ist es eine absolute Besonderheit, genau dann im Finale zu stehen, wenn er zu Hause stattfindet.“

Arbeitet hart für seinen Traum: Maximilian Pircher © Maximilian Pircher

Schon vor dem Beginn der Saison haben Sie erzählt, dass das ganze Team voll auf den Super Bowl fokussiert ist. Doch es gab Licht und Schatten, zudem starke Kontrahenten, etwa mit den Green Bay Packers und den Tampa Bay Buccaneers. Gab es im Team auch Phasen, wo Zweifel am Erreichen des Ziels aufkamen? &bdquo;Nein, diese Überzeugung, es in den Super Bowl zu schaffen, war jederzeit im gesamten Team zu spüren. Wir haben genau gewusst, was wir draufhaben und was wir tun müssen. Ich finde, eine schöne Seite des American Football ist, dass es oft Überraschungen gibt. So sind Teams wie die Packers oder Buccaneers, denen man den Titel zugetraut hat, schon ausgeschieden. Die Cincinnati Bengals (der Finalgegner der Rams, Anm. d. Red.) hingegen hatte wohl kaum jemand auf dem Zettel und dennoch stehen sie nun im Super Bowl. Bei uns im Team war das Vertrauen jederzeit zu spüren. Auch wenn wir zwischendurch mal verloren haben, wurde fokussiert weitertrainiert. So war auch jederzeit gute Stimmung und niemand hat die Nerven verloren. Nun gilt es, im Super Bowl noch diesen finalen Schritt gemeinsam zu machen.“

Wie hat die Vorbereitung in den vergangenen zwei Wochen ausgeschaut? &bdquo;Wir haben den Vorteil, das Finale zu Hause zu spielen – deshalb konnten wir unsere Routine beibehalten und auf unserem Gelände normal weitertrainieren. Das bedeutet einfach: Spielzüge-Training, Krafttraining und Meetings in gewohnter Manier. Wir haben versucht, alles so normal wie möglich zu gestalten.“

Von Aaron Donald konnte sich Pircher viel abschauen. © GETTY IMAGES NORTH AMERICA / RONALD MARTINEZ

In Ihrem ersten Jahr hatten Sie mit vielen neuen Leuten zu tun und sind auch auf viele NFL-Stars getroffen. Gibt es da einige Begegnungen, die besonders herausgestochen sind, und Leute, von denen Sie viel gelernt haben? &bdquo;Ich habe von allen Spielern in unserer O-Line (Offensiv-Linie) sehr viel lernen dürfen. Besonders natürlich von den Veteranen, die schon viele NFL-Jahre absolviert haben. Jede Begegnung war etwas Besonderes und hat mich etwas Neues gelehrt. Als O-Line-Spieler habe ich mir da natürlich abschauen können, wie die anderen Spieler auf meiner Position agieren. Wenn man da von Stars wie Aaron Donald lernen kann, ist das schon ein großer Vorteil. Im Training durfte ich auch gegen sie spielen, und da kriegt man viele Tipps, wie man in bestimmten Situationen besser agieren und reagieren kann.“

Wo haben Sie sich persönlich in diesem Jahr am meisten weiterentwickeln können? &bdquo;Sicher im Bereich Spielverständnis. Beim American Football gibt es so viele verschiedene Spielzüge, die einstudiert werden. Aber natürlich habe ich mich auch körperlich nochmal weiterentwickeln können. Wenn man sich den ganzen Tag nur mit Football beschäftigt und das der Job ist, entwickelt man sich wirklich schnell weiter.“

Wie haben Sie sich abseits des sportlichen Alltags bisher in Los Angeles zurechtgefunden? &bdquo;Ich wohne etwas außerhalb von Los Angeles, das ist recht angenehm. Die Stadt selbst ist natürlich faszinierend, es gibt immer was zu erleben. Aber bisher haben wir uns meistens auf Football fokussiert. Deshalb gab es noch nicht so viel Zeit, alles zu erkunden. Das wird nach der Saison jetzt sicher etwas einfacher. Da muss ich zwar auch immer weiter trainieren, aber es geht sich die ein oder andere Stunde mehr an Freizeit aus.“

Ihre Freundin ist ebenfalls Südtirolerin. Wie oft konnten Sie sich in dieser NFL-Saison sehen? &bdquo;Immer, wenn es das Visum zulässt, ist sie bei mir in Los Angeles. Sie hat mich schon früher in der Saison besucht, musste dann aber nach einer Weile wieder zurück nach Hause. Doch jetzt durfte sie wieder zurückkommen. Nach dem Super Bowl werden wir dann schon bald zusammen nach Südtirol zurückreisen.“

Wie geht es bei Ihnen nach dem Super Bowl weiter? &bdquo;Unmittelbar nach dem Super Bowl fahre ich mit meiner Freundin noch ein paar Tage nach New York. Anschließend gehe ich zum IPPP (International Player Pathway Program) nach Phoenix. Über das Programm habe ich vergangenes Jahr ja den Sprung in die NFL geschafft. In diesem Jahr werde ich dort den neuen Talenten zur Seite stehen. Dann eben führt mein Weg zurück nach Südtirol. Zu Hause muss ich aber auch immer trainieren und zwischendurch nach Berlin fahren. Denn dort habe ich einen guten Trainer, mit dem ich ein gutes Vorbereitungsprogramm durchziehen möchte. Und dann geht es auch schon recht bald wieder zurück nach Los Angeles, wo die gemeinsame Vorbereitung auf die neue Saison startet.“

Mit Tom Brady hat eine NFL-Legende und vermutlich der beste Quarterback aller Zeiten vor Kurzem die Karriere beendet. Das letzte Spiel hatte er in den Play-offs gegen die Los Angeles Rams… &bdquo;Tom Brady hat auch in einem fortgeschrittenen Alter auf allerhöchstem Niveau gespielt. Als wir gegen die Buccaneers gespielt haben, war auch noch nicht klar, dass er seine Karriere beenden würde. Wir haben uns auch einfach auf unser Spiel konzentriert. Brady hat aber ganz klar den Respekt von jedem Spieler in unserem Team und ich denke von jedem Spieler in der NFL. Das, was er erreicht hat, kann einfach nur als extrem bezeichnet werden. Sicherlich ist es jetzt im Nachhinein betrachtet cool, selbst dabei gewesen zu sein, wenn so eine Legende ihr letztes Spiel absolviert. Das ist ein Stück Geschichte, das da geschrieben wurde.“

Und noch abschließend: Wie hoch gewinnen die Rams heute Abend? &bdquo;Hoffentlich so hoch wie möglich (lacht). Zu tippen ist hier immer schwer. Die Bengals sind ein wenig ein Überraschungsgegner, deshalb müssen wir uns erst im Detail mit ihnen und ihrer Spielweise auseinandersetzen. Wir haben auch noch nicht so oft gegen sie gespielt. Deshalb waren die vergangenen zwei Wochen auch sehr intensiv, was die Analyse betrifft. Aber ich finde es eben sehr schön, dass mit Cincinnati ein Team gegen uns spielt, das nicht viele auf dem Zettel hatten.“

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