Tomas Ress wieder am Basketballthron – Interview

In weiten Teilen Südtirols gilt Tomas Ress noch immer als unbeschriebenes Blatt, dabei ist der Basketballer einer der erfolgreichsten aktiven Athleten des Landes. Am Mittwochabend hat er seine persönliche Titelsammlung erneut erweitert. Mittlerweile hält er bei sieben Meistertiteln, vier Italienpokalsiegen und sechs Supercups. Und dabei soll es nicht bleiben, wie Ress in folgendem Interview verrät.

Tomas Ress, wie haben Sie den Meistertitel gefeiert?

&bdquo; Ich habe nicht übertrieben. Im Gegenteil, ich war eigentlich gar nicht so spät im Bett. Dabei hat dieser Sieg einen ganz besonderen Stellenwert. Anders als in den Jahren zuvor, galten wir zu Saisonbeginn nicht als Titelanwärter Nummer eins. Das macht die ganze Sache so besonders.“

Im vergangenen Sommer hat Siena einen neuen Kurs eingeschlagen und zahlreiche Stars ziehen lassen. Haben Sie selbst überhaupt an die erfolgreiche Titelverteidigung geglaubt? &bdquo;Ich muss ehrlich eingestehen, dass ich es uns selbst nicht zugetraut hätte. Die Vorzeichen standen denkbar schlecht: Budgetreduzierung, der Abgang von Trainer Pianigiani, viele Spieler, die den Verein verlassen haben. Wir waren zu Saisonbeginn krasser Außenseiter, jetzt sind wir Italienmeister. Das alles ist kein Zufall.“

Verraten Sie uns dann das Erfolgsrezept?

&bdquo;Zum einen ist dies die charakterliche Einstellung der Spieler, zum anderen ist es die Arbeit von Coach Banchi. Er hat dort weitergemacht, wo Pianigiani aufgehört hatte. Zudem hat er viele Hindernisse, etwa den Abgang von zwei ausländischen Akteuren während der Saison, problemlos gemeistert und so maßgeblich zur kontinuierlichen Leistungssteigerung beigetragen. Diese Spielzeit hat uns wirklich alles abverlangt. Unter diesem Gesichtspunkt, hat uns das frühe aus in der Euro League vielleicht sogar in die Karten gespielt.“

In der Rückrunde hat Siena lediglich in Montegranaro auswärts gewonnen. Wann ist es gelungen, den Hebel rumzureißen? &bdquo;Das war ganz klar im Viertelfinale gegen Mailand der Fall. Wenn man gegen das stärkste Team der Liga in Spiel 7 den entscheidenden Sieg einfährt, gibt das einen ungemeinen Aufwind. An jenem Abend haben wir uns gegenseitig in die Augen gesehen und gesagt: Jungs, schaffen wir es wieder ganz nach oben!“

Ihre Saison war ein Wechselbad der Gefühle. Den Statistiken zur Folge haben Sie die beste Spielzeit Ihrer Karriere absolvieren, doch da waren auch noch die immer wiederkehrenden Verletzungen. Welches Fazit ziehen Sie? Lange Zeit habe ich mich mit Schmerzmitteln vollgepumpt. Bereits beim Italienpokalsieg war ich durch Verletzungen gehandicapt. Doch das ist jetzt alles vergessen, was zählt ist, dass wir am Ende alle Titel eingefahren haben. Und ich auch noch meinen Beitrag leisten konnte. In den kommenden Wochen haben mir die Ärzte aber eine strickte Ruhepause befohlen.“

Im Verlauf Ihrer Karriere haben Sie nahezu alles gewonnen was es zu gewinnen gab. Mittlerweile halten Sie bei 18 Titeln. So glücklich wie am Mittwoch, als sie den Pokal in die Höhe gestemmt haben, hat man Sie allerdings selten gesehen. &bdquo;Das stimmt. Ich durfte als erster den Pokal in die Höhe stemmen. An meiner Seite stand Kapitän Carraretto und jubelte mir zu. Das sind einfach Momente, die man ein ganzes Leben lang nie vergisst. Meine Schwester hat mir aus Frankreich geschrieben, mit Tränen der Freude in den Augen. Sie können sich vorstellen, wie es mir zu diesem Zeitpunkt ging.“

Sehen sie die bevorstehende Sommerpause als Befreiung nach dieser turbulenten Saison? &bdquo;Ganz ehrlich? Ich kann es kaum erwarten, endlich vom Basketball abzuschalten. In den letzten beiden Spielen war ich wirklich plattIch werde mit meiner Familie am Meer entspannen und dann noch Zeit in Buchholz verbringen, wo ich vor nicht allzu langer Zeit ein Haus gekauft habe. Dann irgendwann, in einigen Wochen, werde ich wieder an Basketball denken“

Was wird Ihnen vom denkwürdigen Abend in Rom besonders in Erinnerung bleiben? Das sind sicherlich die Worte von Sienas Bürgermeister Bruno Valentini, der folgenden Satz gesagt hat: ‘Bislang haben diese Spieler Geschichte geschrieben, jetzt sind sie definitiv selbst zu Legenden geworden’”

Was passiert nach dieser Saison? “Bereits im Vorjahr hatten uns nur mehr wenige auf der Rechnung. Wenn alles exakt wieder so läuft, wie in den vergangenen zwölf Monaten, hätte ich keinerlei Einwände. Ich habe jedenfalls noch einen Vertrag für die kommende Saison, darüber hinaus bin ich mit meinen 32 Jahren erfolgshungriger denn je.“

Tomas Ress in Zahlen

Geboren in Salurn, am 22. August 1980 Position : Flügel/Center Trikotnummer : 14 Größe : 2,08 m Gewicht : 103 kg Erfolge : 7 Meistertitel (6 mit Siena, 1 mit Virtus Bologna), 5 Italienpokalsieger, 6 Supercup Serie-A-Spiele : 414 Punkte : 1384 Karriererekord : 20 Punkte, Saison 2004/2005 (Scavolini Pesaro - Livorno)

Die Saison 2012/2013: Spiele : 47 Punkte : 203 (Rekord) Durschnittliche Punktezahl: 4,6 Rebounds : 129 Saisonrekord : 14 Punkte (Montepaschi Siena - Virtus Bologna 23/12/2012)

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