Kristian Ghedina: So tickt der König von Cortina

Südtirol spielt im Leben von Ghedina eine besondere Rolle. Seine Partnerin Patrizia Auer, die ihm im vergangenen September einen Sohn geschenkt hat, kommt aus Brixen. Die Abfahrt auf der Saslong in Gröden hat er viermal gewonnen. Und der Servicemann, der ihn während seiner Weltcup-Karriere immer begleitet hat, ist auch ein Südtiroler. Er heißt Leo Mussi, kommt aus Innichen und kaum jemand wird Ghedina besser kennen als er. Zufällig haben die beiden sogar am gleichen Tag (20. November) Geburtstag.

Ghedina hat sich beim Skifahren nur auf sein Gefühl verlassen und nicht gerne auf Ratschläge der Trainer gehört. &bdquo;Sie sollen die Läufe stecken und mich fahren lassen“, soll er oft gesagt haben. Wahrscheinlich hat es nie einen Abfahrer gegeben, der so schön gesprungen ist wie er. Er war ein begnadeter Gleiter, aber die Sprünge waren seine Leidenschaft. Die Grätsche beim Zielsprung in seinem letzten Rennen auf der Streif in Kitzbühel hat ihn wahrscheinlich berühmter gemacht als all seine Siege. Autounfall warf ihn zurück &bdquo;Mir macht es nur Spaß, wenn auch ein Risiko dabei ist.“ Das hat er oft gesagt. Er hat immer das Risiko gesucht, nicht nur beim Skifahren. Bei Skirennen hat er sich nie ernsthaft verletzt. Dafür hatte er 1990 kurz nach seinem ersten Weltcupsieg einen schweren Autounfall. &bdquo;Da hat es dann einige Jahre gedauert, bis er wieder richtig gut geworden ist. Er hat die besten Jahre verloren, sonst hätte er so viele Abfahrten gewinnen können wie Franz Klammer“, ist Mussi überzeugt.

Der hatte es am Anfang nicht leicht mit Ghedina, weil der einfach nur gefahren ist und ihm wenig Feedback über das Material gegeben hat. &bdquo;Einmal im Jahr hat er etwas über das Material gesagt, das musste man dann abspeichern“, erinnert sich Mussi. Obwohl er ein geselliger Mensch ist, der immer gut gelaunt scheint, konnte Ghedina auch launisch sein. Die Laune besserte sich dann aber schlagartig, wenn auf der Trainingspiste ein Sprung eingebaut wurde.

Weil er so extrovertiert war, galt &bdquo;Ghedo“ als Luftikus, der gerne feiert. Das war aber nicht so. Siege hat er nie groß gefeiert. Nach seinem Erfolg in Kitzbühel hat er sogar mit der Tradition gebrochen, dass der Abfahrtssieger im &bdquo;Londoner“ Bier aufschenkt und ist gleich nach Hause gefahren. Was Ghedina gefehlt hat, war Nervenstärke bei Großereignissen. Er hat nie einen großen Titel gewonnen und auch einmal die Abfahrtskugel im letzten Rennen verspielt. Bei Weltmeisterschaften hat er immerhin zweimal Silber und einmal Bronze gewonnen, bei Olympia waren zwei 6. Plätze in der Abfahrt seine besten Ergebnisse. Zu kleiner Sprung In seinem Heimatort wurde Ghedina nicht immer uneingeschränkt bewundert. Er betreibt einen &bdquo;Agriturismo“, dessen Bau sich wegen Differenzen mit der Gemeinde in die Länge gezogen hat. Er war aber immer das Gesicht der WM-Bewerbung und auch jenes der Olympia-Kandidatur von Cortina d'Ampezzo. Auf der Herren-Abfahrtspiste &bdquo;Vertigine“ ist ein Sprung nach ihm benannt. Mit der Kurssetzung bei der WM war er aber nicht glücklich, weil aus &bdquo;seinem“ Sprung ein Hüpfer wurde. So etwas würde nicht den Namen Ghedina-Sprung verdienen.

Skiwachsler Leo Mussi ist mit den Jahren übrigens ein guter Freund geworden. Ghedina besucht ihn oft. Nur letzthin sind die Besuche wegen der Corona-Situation etwas seltener geworden.

Wintersport

Fußball

Italien

Internationale Ligen

International

Eishockey

Internationale Ligen

Tennis

Weitere Sportarten

Motorsport

Radsport

Wassersport

Events

Favoriten

Kristian Ghedina: So tickt der König von Cortina

Wer Cortina sagt, muss auch Ghedina sagen. Kristian Ghedina ist der bekannteste lebende Cortineser. Er war einer der weltbesten Abfahrer, hat 13 Weltcuprennen gewonnen, darunter auch die größten Klassiker in Kitzbühel und Wengen.

Empfehlungen

Kommentare (0)