
Sofyan Amrabat, Hakim Ziyech (v.l.) und Co. sind heiß auf das Halbfinale gegen Frankreich © ANSA / MARTIN DIVISEK
Frankreich und Marokko wollen Historisches schaffen
Frankreich kämpft um die Chance, als erste Mannschaft seit 60 Jahren den Titel bei der Fußball-WM erfolgreich zu verteidigen. Die Sensationellen Marokkaner wollen dagegen der erste afrikanische Endspiel-Teilnehmer werden. Unsere Halbfinal-Vorschau.
14. Dezember 2022
Von: apa/dpa
Die Franzosen treffen im Halbfinale am Mittwoch (20 Uhr/SportNews tickert live) in Al Khor auf Marokko und sind vor der defensivstarken Überraschungsmannschaft gewarnt. Der Sieger trifft im Finale am Sonntag auf Argentinien oder Kroatien, die sich bereits am (heutigen) Dienstag duellieren.
Frankreich fehlen noch zwei Siege, um als dritte Mannschaft nach Italien 1938 und Brasilien 1962 den WM-Titel beim nächsten Turnier zu wiederholen. Es gebe für Frankreich die Chance, etwas „sehr Besonderes“ zu erreichen. „Das ist uns allen bewusst“, erklärte etwa Goalie Hugo Lloris.
Das Unterfangen dürfte aber äußerst schwierig werden. Denn die Nordafrikaner haben im gesamten Turnierverlauf erst ein Gegentor erhalten, und das – beim 2:1 gegen Kanada – durch ein Eigentor. „Wir wollen Geschichte schreiben und Afrika an die Weltspitze setzen“, sagte Marokko-Coach Walid Regragui am Dienstag. „Wenn wir zufrieden damit wären, im Halbfinale zu stehen, wären viele Menschen einverstanden – aber ich nicht. Wir sind unter den besten Vier und wollen ins Finale kommen.“
„Wir wollen Afrika an die Weltspitze setzen.“ Marokko-Trainer Walid Regragui
Marokko hat als erste afrikanische Mannschaft das Halbfinale einer Weltmeisterschaft erreicht und dabei den Weltranglisten-Zweiten Belgien, Ex-Weltmeister Spanien und Ex-Europameister Portugal ausgeschaltet. Mbappé und Co. könnten nun das nächste Opfer werden. Besondere taktische Pläne habe er gegen den pfeilschnellen Mbappé nicht entwickelt, sagte Regragui. „Sich nur auf ihn zu konzentrieren, wäre ein Fehler.“
Die französischen Weltmeister können sich auf eine um jeden Millimeter Rasen kämpfende Defensive einstellen. „Hoffentlich werden wir eine Lösung finden“, sagte Nationaltrainer Didier Deschamps, der mit seinem Team im Viertelfinale gegen England viel Mühe gehabt hatte. Die Herausforderung Marokko nimmt der 54-Jährige entspannt lächelnd an: „Wir werden versuchen, sie zu entschlüsseln, Chancen zu kreieren und Tore zu schießen.“
Giroud und Mbappé im Fokus
Olivier Giroud (4 Tore) und Mbappé (5) sind die beiden bis zum Halbfinale besten Torschützen des Turniers. Den Engländern war es aber – aus französischer Sicht – gefährlich oft gelungen, insbesondere Mbappé aus dem Spiel zu nehmen. Eine Aufgabe, die am Mittwoch Achraf Hakimi übernehmen soll und damit just ein Teamkollege Mbappés bei Paris Saint-Germain. Als „Halbbrüder“ bezeichnete die französische L'Équipe die beiden.Frankreichs Adrien Rabio droht auszufallen. © APA/afp / FRANCK FIFE
Gar nicht richtig trainierten am Dienstagnachmittag Frankreichs Verteidiger Dayot Upamecano und Mittelfeldmann Adrien Rabiot. Beide absolvierten drinnen nur ein leichtes Programm und sind damit für Mittwoch fraglich. Als Ersatz bieten sich Ibrahima Konate in der Defensive und etwas weiter vorne Youssouf Fofana an.
„Heimspiel“ für Marokko
Mit Blick auf die Zehntausenden Unterstützer Marokkos bei der WM erwartet Frankreichs Kapitän Hugo Lloris eine „feindselige Atmosphäre. Das wird hart, aber wir müssen fokussiert bleiben“, sagte der 35-jährige Tormann. Marokko wurde bisher bei all seinen Spielen in Katar von zahlreichen Fans unterstützt, Frankreich kann dagegen im Vergleich auf weniger Anhänger hoffen. Gemeinsam mit den Anhängern aus Brasilien und Argentinien seien die marokkanischen Fans die „besten der Welt“, meinte wiederum Regragui, der die Außenseiterrolle zwar annimmt. Im Grunde ist sie ihm aber herzlich egal. „Wir sind hungrig, ich weiß nicht, ob das ausreicht, aber ich hoffe es.“Die besondere Geschichte zwischen den Marokkanern und Frankreich kommt noch dazu. Über eine Million Menschen aus der marokkanischen Diaspora in Europa lebt in Frankreich. Regragui ist wie Stürmer Sofiane Boufal und Kapitän Romain Saïss in Frankreich geboren. Schon nach den Siegen in den vorausgegangenen K.o.-Runden hatten Tausende in etlichen Städten Europas gefeiert – und teilweise randaliert. Entsprechend hoch dürften mancherorts die Sicherheitsvorkehrungen sein.
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