Ist das Golf-Modell auch im Ski-Sport möglich?

Ich hatte einen Traum. Oder war es ein Albtraum? Ich sah einen Mann in einer &bdquo;Dishdasha“, dem traditionellen langen weißen Umhang, der in Saudi-Arabien bei der ständigen Hitze äußerst angenehm zu tragen ist. Ich durfte das selbst mal ausprobieren, als wir für einen Presseabend anlässlich einer Leichtathletik-Veranstaltung tatsächlich zuerst zu einem Schneider geschickt wurden, der uns ein entsprechendes Kleidungsstück für den Galaabend anpasste. Auf den Kopf kommt ein &bdquo;Ghutrah“, der von einem &bdquo;Igal“ gehalten wird. Wäre ich nicht käseweiß im Gesicht gewesen, ich hätte wohl als Araber durchgehen können, denn natürlich trugen wir Sandalen dazu. Dass wir nicht in Europa waren, merkten wir freilich auch noch zusätzlich sehr schnell, weil es zum wahrlich üppigen Mahl nur Mineralwasser gab.

So ein wallendes weißes Tuch also schlenderte durch meinen Traum und warf mit Euronoten nur so um sich. Gierig strecken sich lange Arme wie Tentakel den Geldscheinen entgegen. Sie gehörten Golfspielern, die grundsätzlich schon zu den Sportlern gehören, die selbst mit durchschnittlichen Leistungen Millionen verdienen können. Jetzt sind es noch mehr, denn die &bdquo;Super Golf-League“ hat aufgeschlagen im Centurion Club in London. Saudi-Arabien versucht mit Milliarden aus dem saudischen Staatsfonds sein Image zu verbessern. Verstöße gegen Menschenrechte, wie auch der Mord am Dissidenten Jamal Khashoggi, sollen mit Geldscheinen zugedeckt werden, auch mit Hilfe von sportlichen Aktivitäten. Die Formel-1 ist schon da, kürzlich wurde auch der englische Premier-League-Verein Newcastle United erworben und nun eben wurde der Plan einer neuen Golfserie tatsächlich in die Tat umgesetzt.

Kein Geringerer als die Legende Greg Norman, den sie in seiner aktiven Zeit &bdquo;den weißen Hai“ nannten aufgrund seiner wallenden weißen Haarpracht, ist der Chairman. Der 67jährige ehemalige Weltklassespieler hat ein schier unbegrenztes Budget zur Verfügung. Es wird kolportiert, dass etwa Phil Mickelson aus den USA, der bislang 45 Siege bei der PGA-Tour auf sein Konto buchen konnte, kolportierte 200 Millionen Euro bekommen hat, nur damit er bei der LIV-Tour erst mal mitspielt. Dafür riskiert er die Tour-Karte in den USA, vielleicht sogar die Teilnahme an den US-Open. Dazu kommt noch das mögliche Preisgeld.

Greg Norman ist der Chairman der neuen Golfserie. © ANSA / NEIL HALL

Der erste Sieger, Charl Schwartzel aus Südafrika, hat fast fünf Millionen US-Dollar auf einen Streich eingefahren in London. So viel hat er, da er nur ein Durchschnittsgolfer ist, in den letzten vier Jahren nicht verdient. Es herrscht bei den beteiligten 48 Golfern das Motto: Geld stinkt nicht. Moralische Aspekte haben keine Chance. Auch die Tatsache, dass mit der neuen Serie das gesamte Turniergeschehen mit der PGA-Tour und der Europäischen Tour auseinanderbrechen könnte, interessiert die LIV-Golfer nicht. Es zählt nur der schnöde Mammon. Immerhin scheint es dank der finanziellen Grundlage (es sind wohl zwei Milliarden für das Golfprojekt der Saudis vorgesehen) mit einer Konkurrenzserie zu den etablierten Turnierformen zu funktionieren.

Versuche, auch in anderen Sportarten in diese Richtung sind stets gescheitert, wie etwa im alpinen Skisport. Vor etwa 20 Jahren fehlte dem angedachten Projekt die für eine kleine Revolution notwendige finanzielle Ausstattung und auch die mögliche Verbreitung der Rennen über soziale Medien war seinerzeit noch nicht gegeben. Doch die Zeiten haben sich geändert und wenn die Saudis Lust und Laune verspüren, ihre Ideen auf andere Sportarten auszuweiten, dann müssen sich die Internationalen Verbände vorsehen. Was ist mit Tennis & Co.? Ich sehe ein Tennisturnier vor mir als Konkurrenz zu Wimbledon oder den French-Open. 64 Teilnehmer erhalten ein fixes Startgeld von zwei Millionen Euro. Schlappe 128 Millionen Euro wären damit verbraten. Für einen saudischen Staatsfond ist das eine Kleinigkeit. Das Preisgeld würde entsprechend angepasst werden. Wie im Golf vielleicht. Fünf Millionen für den Sieger. Ich ahne, dass viele Spieler diesen Lockrufen nicht widerstehen könnten. Als Chairman würde ich Boris Becker vorschlagen.

Oder eben eine Abfahrtsserie im alpinen Skisport, losgelöst von der FIS. Antrittsgelder von einer Million, Siegprämien, von denen einer wie Dominik Paris bislang nur träumen konnte: Und schon wäre auch hier Konkurrenz möglich, wenn es da nicht eine Bremse gäbe, die Wirkung haben könnte. Nur wer unter dem Dach des Internationalen Ski-Verbandes (FIS) Rennen bestreitet, kann auch bei Olympischen Spielen teilnehmen. Die einstige Profiserie im Skisport wurde mit diesem Instrument letztlich zur Aufgabe gezwungen und die freiheitsliebenden Freestyler haben sich sogar dem Diktat eines ungeliebten Verbandes unterworfen, um bei Olympia teilnehmen zu können.

Die Herren Golfer (noch gibt es kein Turnier-Pendant für die Frauen) schert das indes wenig. Eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen ist für sie nicht mehr wert als eine Krawattennadel, zumal es da nicht mal Preisgelder gibt, denn das weitere Motto der Golfprofis lautet: Ohne Moos nichts los. Ich bin nicht mal schweißgebadet aufgewacht nach diesem Traum, denn vieles ist längst schon Realität geworden. Und es ist noch nicht zu Ende. Es ist eher ein gespenstischer Anfang.

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Ist das Golf-Modell auch im Ski-Sport möglich?

Mit einer neuen Turnierserie sorgt Saudi-Arabien für ein Erdbeben in der Golfszene. Fast unmoralisch hohe Antrittsgelder werden bezahlt. Für unseren Kolumnisten Sigi Heinrich wäre eine Ausweitung einer solchen Serie auf andere Sportarten eine Gefahr für die bestehenden internationalen Verbände.

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