American Dream: Ein Bozner auf dem Weg zum Wrestling-Star

Die Vereinigten Staaten von Amerika – das ist nicht nur das Land der imposanten Wolkenkratzer, der epischen Hollywood-Blockbuster oder der unendlichen Highways. Es ist auch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hier, so sieht es der amerikanische Grundgedanke vor, kann auch der Unscheinbarste zum großen Helden aufsteigen.

Dass an diesem Klischee etwas dran ist, das hat Julian Baldi am eigenen Leib erfahren. Der Südtiroler erlebt gerade eine abenteuerliche Reise, die ihn vom Bozner Stadtteil Kaiserau quer durch die USA bis nach Florida gebracht hat, wo der 26-Jährige drauf und dran ist, Karriere zu machen. Und zwar als Wrestler.

Wie wird ein Bozner zum Wrestler? Wrestling – das ist eine ganz besondere Mischung aus Kampfsport und Show. Hier ist das Drehbuch zwar meistens vorgeschrieben, einige Einlagen inszeniert und der Sieger steht oft schon vor dem Kampf fest – doch wenn sich die muskelgestählten Männer im quadratischen Ring aufeinander stürzen, wenn sie ihren Gegner mit einem spektakulären Move außer Gefecht setzen, wenn sie sich mit voller Power vom höchsten Riemen katapultieren, dann toben und kreischen die Fans. All das will Julian Baldi künftig auch erleben.

Kraftpaket Julian Baldi will in den USA als Wrestler durchstarten.

Vor kurzem wurde der Bozner von der WWE Next Gen unter Vertrag genommen. Die WWE (World Wrestling Entertainment) ist so etwas wie die Champions League im Wrestling und der Olymp für jeden Athleten dieser Sportart. &bdquo;In der WWE Next Gen repräsentieren wir die nächste Generation von Talenten, was bedeutet, dass wir als neue Gesichter in die Welt des Wrestlings eingeführt werden“, erklärt Baldi, der in Orlando im US-Bundesstaat Florida an seiner Karriere feilt.

Mit 19 wanderte er aus, um Footballer zu werden Zwangsläufig drängt sich hier aber eine Frage auf: Wie um Himmels Willen wird ein Bozner in den USA zum Wrestler? Bei Julian Baldi hat der Zufall hier eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Im Alter von 19 Jahren ließ er seine Südtiroler Heimat hinter sich und wanderte in die Vereinigten Staaten aus. Sein Traum war es eigentlich, Footballprofi zu werden.

Julian Baldi wollte einst Footballer werden.

Jahrelang arbeitete Baldi auf diversen Colleges auf dieses Ziel hin, er jobbte zwischendurch sogar bei McDonalds, um den Traum finanziell stemmen zu können und hatte vor einem Jahr schließlich seine große Chance. Das Kraftpaket durfte bei einem Trainingscamp der kanadischen Football-Liga – das ist hinter der NFL so etwas wie die Serie B – vorspielen und sich für ein Team empfehlen. Doch dann passierte das Malheur: &bdquo;Ich habe mir kurz davor einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. Ich glaubte, das war’s jetzt für mich.“ „Diese Wendung hat mein Leben völlig verändert.“ Julian Baldi Allerdings öffnete sich ausgerechnet in dieser schwierigen Situation für Baldi eine unerwartete Tür. &bdquo;Ich wurde von der WWE zu einem Probetraining eingeladen. Diese Wendung hat mein Leben völlig verändert.“ Statt dem geplatzten Football-Traum nachzutrauen, kämpfte sich der Bozner beim großen Test in Los Angeles ins Rampenlicht und hat nun eine Karriere in der Wrestling-Welt vor sich.

Eine halbe Million Fans Ganz verwunderlich ist es nicht, dass die WWE auf Baldi aufmerksam geworden ist. Der 26-Jährige ist ein Muskelpaket vom Scheitel bis zur Sohle, er hat durch jahrelanges Football-Training auch sportlich einiges im Köcher – und zu guter Letzt ist der Südtiroler auch auf Social Media ein kleiner Star. Auf TikTok und Instagram folgen ihm eine halbe Million Fans. &bdquo;Ich habe vor geraumer Zeit begonnen, auf TikTok Trainingsvideos von mir zu posten. Da habe ich auch eine Rückenübung gemacht, die vorher noch nie jemand geschafft hat. Dieses Video ging viral“, begründet Baldi die hohe Anzahl an Followern.

Julian Baldi (ganz rechts) ist eines der Talente der neuen Generation. In der Mitte mit blauem Shirt Wrestling-Legende John Cena.

Nun taucht Baldi also in eine neue Welt ein, in die Welt des Wrestlings. &bdquo;Derzeit befinde ich mich noch in der Entwicklungsphase, und es könnte noch einige Monate dauern, bis ich meinen ersten Kampf bestreite“, sagt der Südtiroler, der mit einigen weiteren Talenten das Gesicht einer neuen TV-Dokumentation der WWE ist. Tipps bekommt Baldi dabei unter anderem von John Cena – er ist eine der größten Wrestling-Legenden überhaupt. &bdquo;Er kommt manchmal ins Performance Center und gibt uns Ratschläge“, so der Bozner, der aktuell ein intensives Programm runterspulen muss.

Bald ein Treffen mit Fabian Aichner? &bdquo;Ich trainiere sechs Mal die Woche, zwei Mal am Tag. Ein Mal im Fitnessstudio, ein Mal im Ring, außerdem gibt es zwei Mal pro Woche Schauspielunterricht.“ Ja, auch das gehört zum Wrestling dazu. Auf Julian Baldi wartet also eine spannende Zukunft. Eine Zukunft, in der er vielleicht irgendwann mal auch Fabian Aichner trifft. Der Pfalzner ist schon seit Jahren Wrestler in den USA und hat sich in der WWE einen Namen gemacht. &bdquo;Es wäre großartig, in Zukunft mit ihm zusammenzuarbeiten oder von ihm zu lernen“, schwärmt Baldi. Der Südtiroler lebt definitiv seinen amerikanischen Traum.

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