Ein Weltmeister als Trendsetter

Siebenfacher Kickboxweltmeister und (heute) Delegierter des offiziellen italienischen Fachsportverbandes FITA (Federazione Italiana Taekwondo) in Südtirol: Das ist Markus Zadra. Am 26. Jänner 1965 kam er in Bozen auf die Welt. Mit seiner Frau Karin sowie den 2 Söhnen Emanuel (20) und Alexander (18) lebt Markus Zadra in Kurtatsch. (Fast) alles im Leben des begeisterten (und vor allem hoch talentierten) Naturfotografen dreht sich um Sport, insbesondere um fernöstliche Kampfsportarten. 2000 verabschiedete er sich vom aktiven Wettkampfsport als amtierender Weltmeister der WAKO-Pro. Jetzt, als ranghoher Delegierter von Taekwondo, träumt er mit einigen jungen Südtirolern von Olympischen Spielen. Von Karate über Kickboxen bis hin zu Taekwondo Ganz am Anfang stand für Markus Zadra der Leinwandheld David Carredine, der sich durch eine Reihe von damals spektakulären Actionfilmen kickte und boxte. Als 11-jähriger war er das große Idol des jungen Markus. &bdquo;So möchte ich auch kämpfen und mich durchsetzen“, dachte der hochgewachsene Bub. Und wie es der Zufall wollte, fand er irgendwo ein schmales Büchlein über Karate. Dass das zum Schlüssel für eine tatsächlich traumhafte Karriere in fernöstlichen Kampfsportarten würde, fiel ihm im Traum nicht ein. Und noch heute bestimmt eine dieser Kampfsportarten, Taekwondo, den Alltag des Vollblutsportlers, der – ohne Übertreibung – die Kampfsport-Disziplinen &bdquo;lebt“. Dabei steht &bdquo;Disziplin“ nicht nur für Sportart, sondern steht im Falle Zadras für Respekt, Fairness, Selbstkontrolle und Leidenschaft und für das &bdquo;Geschenk“, sein Wissen und sein Können der nachwachsenden Generation weiterzugeben. Markus Zadra (2. v. l.) genießt die Zeit mit seiner Familie.

Nach dem grünen Karate-Gürtel, erworben bei Kampfsport-Ikone Italo Piras in Neumarkt, stieg er auf Kickboxen um. 1986 legte er die Prüfung zum 1. Dan (Meistergrad) im Kickboxen ab, bereits 2 Jahre später wurde Markus Zadra erstmals in das Nationalteam einberufen. Im selben Jahr legte er die Prüfung zum 2. Dan ab und konzentrierte sich auf die Disziplin Semikontakt. Dann ging buchstäblich es Schlag auf Schlag: 1991 legte er die Prüfung zum 3. Dan ab. 1995 wurde ihm vom italienischen Fachsportverband, (Weltverband ist die WAKO) der 4.Dan zugestanden, nachdem er in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle die Weltmeisterschaft der Amateure gewonnen hatte. Zum Abschluss einer großartigen Kickboxer-Laufbahn wurde er, ehrenhalber, als Zeichen der Dankbarkeit für seinen Einsatz um und für seinen Sport im In- und Ausland von Weltverbandspräsident Ennio Falsoni mit dem 5. Dan geadelt. Zadra hätte sich zurücklehnen können, er hatte alles erreicht, was zu erreichen war. Der Traum von Olympia ist plötzlich in Reichweite Kickboxen hat freilich einen &bdquo;Schönheitsfehler“. Kickboxen ist nicht olympisch. Zadra hatte zwar 10 Italienmeistertitel gesammelt, war 7 Mal Weltmeister, ein knappes Dutzend Europameistergürtel, gewann Welt- und Europacups. Für alle gesammelten Pokale und unzählige Medaillen würde ein einziger Raum seiner Wohnung sicher nicht reichen. Aber das Traumziel Olympia bleibt Kickboxern allen Trophären zum Trotz verwehrt. Deshalb suchte er innerhalb des breiten Kampfsportspektrums nach einer Disziplin die, ähnlich wie Judo, im Zeichen der 5 Ringe steht. Dass 2000 in Sydney Taekwondo erstmals olympische Sportart war, mag Zufall sein. Für Zadra war es ein Wink, es auch in diesem fernöstlichen Klassiker zu versuchen und hierzulane einen weiteren Trend zu setzen. &bdquo;Dabei dachte ich weniger an mich, als vielmehr an junge Südtiroler Athleten. Vielleicht kann ich anderen ermöglichen, was mir leider versagt geblieben ist“, sagt er heute .

Es ging blitzschnell, obgleich es in der gesamten Region Trentino/Südtirol noch keine offizielle Taekwondoschule gab. &bdquo;2002 legte ich die Prüfung zum 1. Dan (Meistergrad) ab, im selben Jahr wurde ich Trainer mit C-Lizenz im olympischen Taekwondo und damit waren die Weichen für diese koreanische Kampfsportart in Südtirol gestellt“, sagt Zadra. Ein Jahr später legte er die Prüfung zum 2. Dan und die Prüfung zum Trainer mit B-Lizenz ab. Vom italienischen Fachsportverband wurde er 2004 zum Verantwortlichen für die gesamte Region bestellt, eine Funktion, die er bis heute mit Herz und Kopf ausfüllt. 2005 legte er die Prüfung zum 3. Dan ab, 2008 schaffte er die Hürde zum Trainer mit A-Lizenz und ein Jahr darauf die Prüfung zum 4. Dan und 2013 zum 5. Dan. Internationale Erfolg stellten sich ein, Ehrungen sowieso. Der Vizepräsident des Weltverbandes Sun Jae Park zeichnete den Pionier für seine Verdienste um den Taekwondo Sport in Italien aus. Das befeuerte seine Motivation zusätzlich. &bdquo;Meine Frau Karin und unsere Söhne geben mir Kraft“ Markus Zadra &bdquo;Ich habe nicht nur das Glück mit Karin eine tolle (und vor allem verständnisvolle) Frau zu haben, sondern auch Vater zweier sportbegeisterte Söhne zu sein. Dass in meinem Fall der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, erfüllt mich mit Freude und ich kann es nicht leugnen, auch mit etwas Stolz. Sowohl mein Ältester (Emanuel,20), als auch der &bdquo;Kleine“ (Alexander, 17, ist 1,90 Meter groß) sind – obwohl sie im Charakter nicht gegensätzlicher sein könnten - erfolgreiche Taekwondo-Talente. Emanuel, der in Wien studiert und Corona-bedingt jetzt in Kurtatsch lebt, schaffte mit 18 den 3. Dan, ist abgeklärt, kämpft überlegt. Für Alexander wiederum ist Sport mehr als Freizeitgestaltung, er ist ein kompromissloser Draufgänger. Und wenngleich beide mit Selbstdisziplin arbeiten und eigentlich keinen Trainer bräuchten, war ich vor Corona-Zeiten mit beiden und anderen Mitglieder der Auswahl fast jedes Wochenende auf Wettkämpfen unterwegs. Wenn ich Wochenende sagte meine ich die Tage von Donnerstag bis Dienstag. Und das monatelang. Wenn ich alles zusammenzähle war ich 2019 sicher sieben, vielleicht gar acht Monate nicht zu Hause. Seit dem Weltcup im Februar 2020 in Schweden (da schlug Alexander im Weltcup geradezu perfekt zu) sind wir im Home-Working“, sagt Zadra. Er betreut so insgesamt 11 Athletinnen und Athleten mit Weltcuplizenz. Die Familie Zadra im heurigen Winter.

Was macht in Corona-Zeiten ein rast- und ruheloser Sportler wie Markus Zadra ohne Wettkämpfe? &bdquo;Ich musste mich halt ein bisschen neu &bdquo;erfinden&bdquo; und startete das Online-Projekt Personaltraining, &bdquo;Selbstverteidigung mit Schusswaffen&bdquo;. Dafür habe ich eine entsprechende Lizenz“, sagt Zadra.

Müdigkeit ist für den Allround-Kampfsporter, der in den Master-Klassen nach wie vor seinen Mann steht nicht, ein Fremdwort. Das Feuer brennt noch immer. Und wenn es die Zeit erlaubt, geht Zadra auf die Jagd. Nicht mit einem Schießeisen, sondern mit profesionellen Fotoapparat. Als Naturfotograf ist Markus Zadra längst anerkannt. Für ein gutes Bild, etwa eines Eisvogels an der Etsch, &bdquo;opfert“ er gerne einen Nachmittag.

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Ein Weltmeister als Trendsetter

S+ geht in der neuen Serie „Was wurde aus…?“ Südtiroler Sportlegenden auf die Spur. Dieses Mal ist der siebenfache Kickboxweltmeister Markus Zadra, in dessen Leben sich (fast) alles um den Kampfsport dreht, an der Reihe.

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