Angelika Rainer: „Ich will die WM-Krone verteidigen“

Angelika, mit der Eiskletter-WM in Busteni steht für dich am Wochenende das Saisonhighlight vor der Tür. Mit welchen Zielen gehst du in Rumänien an den Start? Angelika Rainer: Als Titelverteidigerin peile ich natürlich nur den Sieg an. Es wird schwierig, denn ich habe nur eine Chance. Mein zweites Saisonziel, den Eiskletterweltcup zu gewinnen, ist nach dem schwachen Auftakt etwas in die Ferne gerückt. Umso motivierter werde ich bei der WM antreten.

Wer werden deine stärksten Konkurrentinnen sein? Ganz stark sind die beiden Russinnen Anna Gallyamova und Maria Tolokonina. Sie waren am letzten Wochenende auch in Rabenstein in Passeier am Start, wo ich mich beim Icefight Maria Tolokonina geschlagen geben musste.

Du bist die Titelverteidigerin, also jene Frau, die es zu schlagen gilt. Setzt dich das unter Druck oder motiviert es dich? Nein, für mich ist es eine riesengroße Ladung Motivation. Seit meinem Titel vor zwei Jahren habe ich den Trainingsumfang ständig nach oben geschraubt um noch besser zu werden. Ich habe in den letzten Wochen sechs Mal trainiert, teilweise auch zwei Mal am Tag. Ich bin mir aber bewusst, dass es sehr schwierig wird, den Titel zu verteidigen. Wie die meisten Spitzenathleten bin auch ich der Auffassung, dass es einfacher ist einmal zu gewinnen, als einen Erfolg zu bestätigen.

Du hast vorhin erwähnt, dass der Weltcupgesamtsieg in weite Ferne gerückt ist, ganz aufgegeben hast du ihn aber noch nicht. Welche Etappen stehen für dich noch auf dem Plan? Die WM in Busteni zählt ja auch zum Weltcup, deshalb gibt es dort Punkte und insofern hoffe ich, dass ich die meisten Zähler mitnehmen kann. Dann würde ich in der Gesamtwertung mit Sicherheit ein paar Plätze gut machen. Danach findet noch eine Etappe in Kirov in Russland statt, bei der ich ebenfalls dabei sein werde.

Was machst du nach der Eisklettersaison, die jetzt ja nicht mehr sehr lange dauern wird? Bei mir wird es persönlich eine Veränderung geben, weil ich im slowenischen Laibach ein Auslandssemester an der Universität absolvieren werde. Beim Klettern steige ich nach dem letzten Eiskletterwettkampf sofort aufs Sportklettern um. Die Kraft, die ich mir in den vergangenen Monaten beim Eisklettern antrainiert habe, ist super umzusetzen um ein paar schwere Projekte anzugehen.

Kannst du uns mehr darüber verraten? In Slowenien gibt es ein sehr bekanntes Klettergebiet, in dem ich hoffentlich ein paar schwere Touren punkten kann. Für den Sommer habe ich heuer keine Fahrt geplant, sondern möchte in den Dolomiten ein paar schwierige Mehrseillängen-Routen angehen.

Eine ganz bestimmte Fahrt steht aber trotzdem in deinem Terminkalender, nämlich die SALEWA-Rockshow… Stimmt und ich freue mich schon sehr darauf. Ich werde höchstwahrscheinlich nicht bei der ganzen Rockshow dabei sein, weil ich beim Studium bin. Trotzdem ist die Vorfreude groß, denn wir haben immer wahnsinnig viel Spaß, sowohl wir im Team mit meinen Kollegen vom alpineXtrem-Team, als auch mit den Teilnehmern.

Du musst dich auf deine Wettkämpfe auch in der Kletterhalle vorbereiten. Die größte Italiens wird in wenigen Monaten in Bozen eröffnet… Die Eröffnung der neuen Kletterhalle beim neuen SALEWA-Headquarter ist für die gesamte Kletterszene in Südtirol wahnsinnig wichtig. Alle können es kaum mehr erwarten. Die Halle in Meran, wo ich derzeit trainiere, platzt aus allen Nähten. So wird es auch in anderen Südtiroler Ortschaften sein. Umso besser also, wenn die neue Kletterhalle ihre Tore öffnen wird.

Als Außenstehender kann man beobachten, dass die Kletterszene in Südtirol einen gewaltigen Boom erlebt. Kannst du das als Insiderin bestätigen? Ja, wenn man sich in der Halle umblickt und merkt, wie viele Leute klettern, und dass manchmal sogar zugesperrt werden muss bis die ersten Kletterer wieder weggehen, dann ist das schon beeindruckend. Ich klettere jetzt seit 13 Jahren und mir kommt es vor, als würden in der letzten Zeit fast alle Leute klettern, egal ob das Bekanntschaften bei der Arbeit, an der Uni oder in der Freizeit sind.

Was fasziniert dich am Klettern? Am meisten fasziniert mich, dass ich mich selbst überwinden muss. Dass ich meine Angst bewältigen muss. Wenn ich über meine Grenzen hinausgehen kann, dann ist das ein tolles Gefühl. Toll finde ich auch, dass ich beim Klettern in der Natur und in den Bergen bin. Ich bin sehr mit meiner Heimat Südtirol verbunden.

Welche Tipps kannst du einem Anfänger fürs Klettern mit auf den Weg geben? (lacht) Wichtig ist, dass man am Anfang nicht aufgibt. Dass man Angst hat, ist zu Beginn völlig normal. Wenn man aber ein wenig Biss hat, sich überwindet und dann die ersten Passagen gelingen, dann ist die Freude umso größer.

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