Christian Leuprechts aufregende Karriere mit Wermutstropfen

Der Bozner Christian Leuprecht, Jahrgang 1971, gilt als der mit Abstand größte Langstreckenläufer in der Geschichte der Südtiroler Leichtathletik. Die Rekordzeiten, die er anfangs der 90er-Jahre aufstellte, sind für Leichtathletik-Insider heute fast unbegreiflich. Viele dieser Zeiten konnten in den letzten 30 Jahren nie mehr angenähert werden. Aber die ganz großen Ergebnisse, die dem Schützling von Läuferclub-Erfolgstrainer Hans Pircher in seiner Jugendzeit prognostiziert wurden, blieben ihm in der Folge verwehrt.

20 Jahre nach Beendigung seiner Wettkampfkarriere arbeitet der Bozner – mittlerweile mit Frau und zwei Kindern in Lana wohnhaft – als Verwaltungsjurist bei der Landesabteilung Gesundheit. &bdquo;Ich bin bei der Schlichtungsstelle für Haftungsfragen im Gesundheitsbereich tätig“, so der Bozner. &bdquo;Dabei geht es um Anträge von Patienten, die glauben, durch Fehler in der Diagnose bzw. in der Behandlung einen gesundheitlichen Schaden davongetragen zu haben. Zudem bin ich auch für das Vertragswesen zuständig.“ Jus-Studium und Lehrerberuf Nach Beendigung seines Jus-Studiums in Innsbruck im Jahr 1997 musste der Bozner zunächst für ein Jahr zum Militärdienst. Er verließ den Läuferclub – trainierte aber weiterhin unter der Leitung von Hans Pircher – und wechselte zur Heeressportgruppe.

Leuprecht (rechts) mit seiner Familie.

Seine erste Arbeitsstelle fand der junge Jurist in der Privatwirtschaft, dann folgten eineinhalb Jahre in der Schule (&bdquo;ich bin aber nicht für den Lehrerberuf geschaffen“, so sein Kommentar dazu). 2001 wechselte er in den Landesdienst, und seit 2007 arbeitet er nun in der Schlichtungsstelle. In den 90er-Jahren am erfolgreichsten Die erfolgreichste Zeit in der Karriere des Langstreckenläufers waren die ersten 90er-Jahre: Noch im Sommer 1989, mit 18 Jahren, holte er in Varazdin im damaligen Jugoslawien in 29.04,06 Minuten den Junioren-EM-Titel über 10.000 m. In seinem zweiten U20-Jahr, 1990, demolierte er dann reihenweise italienische Juniorenrekorde und auch den 10.000-m-Junioren-Europarekord. Diese Zeit, 28.22,49 Minuten, gelaufen am 4. September in Koblenz, konnte seit 31 Jahren nicht mehr unterboten werden und gilt immer noch als aktueller U20-Europarekord. 1991 fixierte Leuprecht beim Meeting in Hengelo (Niederland) eine Sensationszeit über 10.000 m, 27.48,07 Minuten. Ein weiterer Höhepunkt war die exzellente Halbmarathonzeit beim Stramilano-Rennen im Jahr 1996 (1:01.49).

Die internationale Karriere ging mit der Teilnahme an der Cross-WM 1997 in Stellenbosch (Südafrika) und der Universiade 1997 zu Ende. In diesem Jahr – während der Militärzeit – lief er die 5000 m noch in 13.45 Minuten. 1998 schaffte er bei Rom-Ostia die 21,1 km in 1:03.50 Stunden.

Christian Leuprecht in Aktion. © Christoph Blaas

Dann kam das Ende seiner Karriere: Im Jahr 2000 gewann er noch die erste Auflage des Reschenseelaufs (50.04 Minuten), und im Mai 2002 lief er beim Halbmarathon in Triest sein letztes Rennen (1:07 Stunden). Die Tochter auf den Spuren des Vaters &bdquo;Mit dem Wettkampfsport war dann endgültig Schluss. Mir fehlte einfach die Motivation“, so der 50-Jährige. &bdquo;Gelaufen bin ich zwar weiterhin, statt 140 aber nur mehr 50 bis 60 km pro Woche. Und diese Kilometer in einem gemütlicheren Tempo, so um 4.30 bis 4.40 Minuten pro Kilometer.“ Nach einem Bandscheibenvorfall musste er seine Laufeinheiten zuletzt aber einschränken.

Mittlerweile hat Leuprecht zum Laufsport ein etwas zwiespältiges Verhältnis, vor allem was das Doping betrifft: &bdquo;Ich habe in meiner Karriere einiges erlebt. Dass heute aber alle Spitzenathleten unter Verdacht gestellt werden ist auch nicht richtig. Es ist sicher möglich, auch sauber zu Spitzenleistungen zu kommen.“

Christian Leuprecht mit seiner Tochter Lisa.

Seit 2 Jahren ist der Bozner wieder auf den Leichtathletikplätzen des Landes anzutreffen. Seine Tochter Lisa (15) bestreitet – ganz im Stil ihres Vaters – Mittel- und Langstreckenwettbewerbe – und sie wird von Rennen zu Rennen stärker.

&bdquo;Lisa wird zurzeit von mir betreut, aber als Trainer bin ich kein Experte. Ich versuche nur, sie zu bremsen. Mit 15 ist sie schon recht fokussiert, aber es ist wichtig, in diesem Alter nicht zu viel zu machen. Bei den verschiedenen Rennen im Lauf des Jahres werde ich sie nicht überallhin begleiten, ich möchte mich da etwas zurückhalten.“ Verpasste Sportgruppen-Chance Dass er in seiner Karriere die großen Erwartungen, die in ihn gesetzt wurden, nicht erfüllen konnte, ist dem Bozner klar: &bdquo;Ich war mit 18, 19, 20 Jahren äußerst erfolgreich, konnte dies in den darauffolgenden Jahren aber nicht bestätigen. Das ist mir klar. Die Erwartungen waren viel höher. Wieso ich es nicht geschafft habe ist nicht so einfach zu erklären. Es gibt vermutlich mehrere Gründe. Verletzungen sind dazugekommen, vielleicht fehlte mir auch ein wenig die Motivation und dazu habe ich den psychologischen Aspekt zu sehr außer Acht gelassen. Zu den ganz großen Ergebnissen hat es am Ende nicht gereicht. Aber damit habe ich kein Problem. Das Einzige, das mich im Nachhinein etwas wurmt, ist die Tatsache, dass ich nicht frühzeitig zu einer Sportgruppe gewechselt bin. Mit 18 waren alle Sportgruppen hinter mir her, ich hätte nur wählen können. Ich bin aber bis zur Militärzeit bei meinem Verein geblieben. Nun muss ich meine Studienjahre zurückkaufen, sonst wäre es möglich gewesen, bis 1997 schon sieben, acht Pensionsjahre anzusammeln.“

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