Sigi`s Spitzen: Leichtathletik im Schatten

" data-fancybox="inline-69185" target="_image" href="https://s3-images.sportnews.bz/_images/scale/1280x1280/img/2020/10/sigi-heinrich-tv-kommentator-aus-deutschland-und-suedtirol-liebhaberze.jpg"> Sigi Heinrich, TV-Kommentator aus Deutschland und Südtirol-Liebhaber.

Es ist schon ein Jammer: Da laufen sie schier um ihr Leben immer schneller. Sie springen so hoch, dass sie fast den Himmel berühren und sie werfen, dass man glaubt, der Speer würde sich nie mehr wieder mit seiner Spitze in den Boden bohren und bleibt ewig in der Luft. Oh ja, die Leichtathletik lebt. Und wie. Nur scheint das in den Corona-Zeiten gänzlich unterzugehen. Fernsehübertragungen sind Mangelware geworden.

Die Zeitungsspalten werden nur dann mit Leichtathletik gefüllt, wenn ein Redakteur mit einem Faible für diese Sportart sich ihrer annimmt oder wenn es sich im Falle eines Weltrekordes wirklich nicht mehr verhindern lässt. Als langjähriger Leichtathletik Kommentator von Eurosport (seit den Europameisterschaften in Split 1990) trifft mich das in Mark und Bein. Und es ist leider kein Phantomschmerz. Es ist Realität. Weltrekorde am Fließband Deshalb ein paar Zahlen und Daten um zu verdeutlichen, in welche Dimensionen man mittlerweile fast unbeobachtet vorgestoßen ist. Joshua Cheptegei aus Uganda verbesserte über 5000m (12:35.36 Minuten) und über 10.000m (26.11.00 Minuten) die Weltrekorde, die vorher im Besitz des Wunderläufers Kenenisa Bekele (Äthopien) waren. Letesenbet Gidey aus Äthopien schraubte ihre eigene Bestleistung über 5000m auf 14:06.62 Minuten (Verbesserung um 17 Sekunden!).

Armand Duplantis aus Schweden sprang in Rom mit 6,15m so hoch wie nie zuvor ein anderer im Freien (er hält ja den Weltrekord mit 6,18m – Halle und Freiluft werden nicht mehr getrennt gewertet). Der deutsche Speerwerfer Johannes Vetter knallte in Chorzow (Polen) den Speer auf 97,76m und damit bis auf 72 cm an den Weltrekord von Jan Zelezny heran, der immerhin schon 24 Jahre Bestand hat. Und der norwegische Wirbelwind Karsten Warholm hätte um ein Haar in Stockholm mit 46,87 Sekunden Kevin Young (USA) den Weltrekord entrissen, den dieser mit 46,78 Sekunden bei den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 lief. Neue Entwicklungen helfen Sind viele Zahlen, ich weiß. Aber sie sind Bestandteil der Leichtathletik. Gerade im Laufbereich sind die Rekorde indes nicht frei von Zweifeln, weil intensive Dopingkontrollen derzeit Mangelware sind. Und hinzu kommt eine nicht unbedeutende Entwicklung im Bereich der Schuhe, die klare Vorteile gegenüber früher verspricht. Bereits der erste Marathonlauf unter zwei Stunden von Eliud Kipchoge (Kenia) in Wien wird unter anderem darauf zurückgeführt.

Die Vielfalt der Leichtathletik ist jedenfalls ungebrochen mit allen Facetten, die dazu gehören. Die Kernsportart, die Basis vieler anderer Sportarten, hat ihr Leben nicht ausgehaucht. Und noch ist keine Wiederbelebung notwendig, auch wenn die Luft immer dünner wird, denn jetzt kommt der Winter. Keine Jahreszeit für die Leichtathletik.

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